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Preußische Allgemeine Zeitung / 18. September 2004
Die berühmteste Metapher von Adam Smith, dem Vater der Wirtschaftwissenschaften, ist das Bild von der unsichtbaren Hand. Jeder Mensch nehme automatisch am Wirtschaftsleben teil und werde so bei seinem Handeln, schreibt Smith, "von einer unsichtbaren Hand geleitet, um einen Zweck zu fördern, den zu erfüllen er in keiner Weise beabsichtigt hat". Wer die wirtschaftspolitische Diskussion jenseits von Hartz IV in diesen Wochen verfolgt, der sieht, wie unsichtbare Hände aus den Vorstandsetagen in die Gemeinschaftskassen der Unternehmen langen, allerdings durchaus absichtsvoll zugreifen, auch wenn die Unternehmen nicht so gut laufen oder verkauft werden müssen. Wie gerecht sind die Gehälter oder Bezüge der deutschen Manager? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Neidvollen oder die professionell für Gleichmacherei werbenden Gewerkschafter, PDS-Funktionäre oder auch die Beamten in den Finanzämtern. Auch seriöse Unternehmer und Politiker suchen Antworten auf diese Frage. Zum Beispiel Marie-Luise Dött, selber Unternehmerin und Vorsitzende des Bundes katholischer Unternehmer, einer Vereinigung von mehr als 1.200 großen und kleinen Unternehmern sowie Selbstständigen. Sie ist für die CDU im Bundestag und dort unter anderem stellvertretende Vorsitzende des Parlamentskreises Mittelstand. Anders als der CSU-Vorsitzende Stoiber und Bundesjustizministerin Zypries (SPD) plädiert Frau Dött nicht für eine Gesetzesinitiative, damit die Vorstandsbezüge offengelegt werden. Sie spricht sich für eine "freiwillige Vereinbarung aus", wie sie bereits vor zwei Jahren in der sogenannten Cromme-Kommission formuliert worden sei. Damals hatte man, auch auf Anregung des BKU, einen "Corporate-Governance-Codex entwickelt, der unter seinen vielen Punkten auch Transparenz vorsah. Diese Transparenz muß," so Frau Dött im Gespräch mit dieser Zeitung, "auch für die Managergehälter gelten und es ist allemal besser, wenn das freiwillig geschieht, als wenn die Unternehmen per Gesetz dazu gezwungen werden." Das gehöre schlicht zum Anstand in Unternehmen, weshalb die von dem Unternehmer Cromme geleitete Kommission auch Regeln dafür aufgestellt habe. Zur Zeit kommen elf größere Unternehmen der Forderung nach Transparenz nach. Sie haben die Chefbezüge veröffentlicht. Dabei sind recht große Unterschiede, auch in derselben Branche, zu beobachten. Der Vorsitzende der Deutschen Bank etwa bezieht 7,7 Millionen Euro und der Chef der Commerzbank nur 1,4 Millionen. Auf die Frage, ob Herr Ackermann von der Deutschen Bank fünfmal besser sei als Herr Müller von der Commerzbank, meint die CDU-Politikerin: "Das kann ich nicht beurteilen. Aber zu fragen wäre doch, warum der Aufsichtsrat, der diese Gehälter genehmigt und in dem seit Jahren auch Gewerkschaftsmitglieder Sitz und Stimme haben, glaubt, daß Herr Ackermann das in dieser Form wert ist". Überhaupt die Gewerkschaften: Es wäre "scheinheilig" so Frau Dött, jetzt zu fordern, darüber nachzudenken, wie man am besten Vorstandsgehälter reduziere. Aber das passe zu der Neiddebatte, die um dieses Thema stattfinde. "Die Gewerkschaften sitzen im Aufsichtsrat paarig mit am Tisch" und hätten sich schon sehr viel früher um diese Frage kümmern können. Die Frage nach dem gerechten Unterschied sei weder per Gesetz noch durch Neid zu beziffern. Das regele der Markt. "Wenn der Markt diese Löhne oder Gehälter hergibt, dann ist das schon richtig". Im übrigen "haben wir in Deutschland eine progressive Steuergesetzgebung, große Gehälter müssen auch mehr Steuern zahlen. Ich glaube, da ist der Solidarausgleich schon geschaffen". Ganz will Frau Dött die Frage dem Markt nicht überlassen. Zwar regele der Markt die Qualitätsunterschiede. Aber "bei groben Fehlleistungen" solle der Manager auch persönlich haften und zwar "in einer Größenordnung von mindestens einem Jahresgehalt". Ludwig Erhard habe schon gesagt, Eigentum verpflichtet. Aber "wir haben heute eine ganze Menge Unternehmen, deren Manager eben keine Eigentümerunternehmer sind und im Vergleich zu den Eigentümerunternehmern auch nicht in der Haftung stehen". Wenn diese Manager dann "irgendetwas verhandeln und dabei Fehler machen, die sogar bis zur Auflösung des Unternehmens gehen können, dann tragen sie nicht die Konsequenzen für ihr Handeln. Das halte ich für falsch. Deshalb sollte man sie mit ihrem eigenen Gehalt an den negativen Folgen von groben Fehleinschätzungen beteiligen". Die Haftung der Manager über die Steuern zu erreichen, sozusagen präventiv und im Sinne des Gemeinwohls mit einem Managersoli hält Frau Dött für einen "Holzweg". "Dann haben wir bald keine tüchtigen Manager mehr in Deutschland und mir sind gut verdienende Leute in Deutschland lieber als anderswo, zumal sie sowieso schon einen hohen Steuersatz hier zu zahlen haben." Selbst wenn man diesen Soli nur für überdurchschnittlich hohe Gehälter, etwa ab 800.000 Euro pro Jahr einführen wollte, wäre das nach Meinung der BKU-Vorsitzenden "ein Fehler". Das würde sich nicht lohnen. Die Wirkung wäre "abschreckend" auch wenn es nur ganz wenige gäbe, die für diese Maßnahme infrage kämen. Aber es gäbe viele, die deswegen nicht in Deutschland arbeiten wollten, auch wenn sie noch nicht so viel verdienten. Denn "wenn so ein Gesetz erst einmal eingeführt ist, kann man die Schwelle leicht senken". Der Gedanke, mit einem Managersoli die aufgebrachte Volksseele zu besänftigen, sei populistisch. Man solle hier lieber pragmatisch und wirtschaftlich denken und nicht populistisch. Das nütze dem Gemeinwohl mehr als kurzsichtige Maßnahmen. Das sei ähnlich wie mit der Transparenz der Gehälter. "Ich halte freiwillige Möglichkeiten immer für besser. Sie werden von Einsicht getragen, das ist immer etwas anderes als ein Gesetz. Ich glaube, daß man in einer Wirtschaft eher sich auf freiwillige Verantwortlichkeiten, freiwillige Absprachen berufen sollte, als ständig mit der Politik und mit dem Staat hinein wirken zu wollen. Der Arm der Einsicht und Selbstkontrolle ist am längsten". Jürgen Liminski |