Unbeschwerte Kindertage in Masuren" erlebte Herbert Martin Taday und hält sie überschaubar, mit kindlichem, aber nie kindischem Blick für das alte ländliche Ostpreußen fest. Dem familiensinnigen Autor gelingt die Homage an die Menschen seiner Zeit mit Humor: "Als einmal Inges Mutter - Tante Martha - und gleichzeitig Kicki zu Besuch waren, arbeitete Kicki einen Plan aus, um Tante Marthas unübersehbarer Körperfülle zu Leibe zu rücken. Proteste halfen nichts, man ging folgendermaßen vor: Da sie ihren Badeanzug nicht zur Hand hatte, zog Tante Martha eine Kleiderschürze an. Die Schürze wurde zugedreht, jedoch nicht ganz ... Tante Martha wurde hinter der Schleuse ins Wasser geleitet und dann aus dem Wasser gehoben und dann mit tatkräftiger Unterstützung der anwesenden Familienmitglieder auf die glatte Holzbahn gehoben." Wie die Tante das Abenteuer in der Schleuse überstand und welche liebevollen Eigenarten seiner Umgebung der kindliche Erzähler noch entdeckt, läßt sich vergnügt lesen und verschafft einen direkten Blick in die Seele Masurens. SV

Herbert Martin Taday: "Unbeschwerte Kindertage in Masuren", Frieling Verlag, Berlin, 94 Seiten, broschiert, 6,90 Euro

In vierjähriger Forschungsarbeit hat Klaus Schulz-Sandhof unter dem Titel "Radau in Rudau" die Regionalgeschichte des Samlandes anhand von Originaldokumenten und Zeugnissen der Bewohner anschaulich und kompakt dargestellt. Das durchgehend bebilderte Werk bietet zu praktisch jedem Bereich im Leben des Ortes einen sachlich-kurzen und doch spannenden Bericht und setzt erstaunlich vielschichtig die schicksalhafte Entwicklung auch über Flucht und Vertreibung hinaus anhand zahlreicher Zeitzeugen-Dokumente fort, so anhand der Aussagen russischer Neubauern 1947: "Statt ordentlicher Schuhe hatten die Deutschen nur Holzschuhe. Das Klappern dieser ,Schuhe' hörte man von weitem. Um zu überleben, sind die Deutschen von Dorf zu Dorf gegangen und haben Ringe und Ohrringe gegen Lebensmittel eingetauscht." SV