25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
02.10.04 / Bußrituale

© Preußische Allgemeine Zeitung / 02. Oktober 2004


Bußrituale
von Ronald Gläser

Friedrich Christian Flick sammelt Kunst und Feinde. Der Zankapfel, seine großzügig für sieben Jahre an die Hauptstadt verliehene Kunstkollektion, ist seit letzter Woche auf Berlins altem Hamburger Bahnhof, jetzt Galerie, zu sehen. Das Herzstück der Flick-Ausstellung ist eine Sammlung von bunten Pappkartons, alten Fernsehern und weiterem Elektroschrott, der auf einem Flohmarkt keine 1.000 Euro brächte. Mit dieser modernen "Kunst" kann ein Artist heute niemanden mehr schocken. Auch die Genitalplastiken, die Oma noch als "Schweinkram" bezeichnet hätte, lassen sich heute in jedem Pornoschuppen erwerben. Nur ein paar Bilder und Stilleben sind wirklich sehenswert. Wer die Friedrich- Christian-Flick-Collection nicht gesehen hat, hat nichts verpaßt.

Damit sind wir beim Namen einer Ausstellung, die soviel Empörung seitens der Gutmenschen hervorgerufen hat. Der Millionenerbe Flick hat seine "Meisterwerke" nicht etwa "Sammlung" genannt, sondern englisch "Collection". Klingt weltmännischer. Der in der Schweiz lebende Kunstmäzen möchte nicht mit Deutschland identifiziert werden.

Wird er aber. Und zwar mit dem dunkelsten Kapitel unserer Geschichte. Da kann der 60jährige machen, was er will. Schon Monate vor der Eröffnung der Ausstellung erfolgte der Aufschrei der Berufs-Bewältiger. Mit "Blutgeld" sei die Kunstsammlung bezahlt worden. In die Fremdarbeiterfonds habe Flick nicht eingezahlt, obwohl das Vermögen vom Großvater, einem Rüstungslieferanten, mit Hilfe von Fremdarbeitern aufgebaut worden sei. Dabei wird bewußt übergangen, daß mit dem Zweiten Weltkrieg auch das erste Flick-Imperium verloren ging. So wie alle anderen Deutschen mußte Flick senior wieder von vorne anfangen. Von dem so bezeichneten "Blutgeld" blieb nichts.

Dennoch hat sein Enkel und Erbe nichts ausgelassen an Selbstzerfleischung und Selbstkritik. Statt für die Fremdarbeiter spendete er zehn Millionen Euro für ein Projekt gegen Rechtsradikalismus. Trotzdem reichten diese und die anderen längst verinnerlichten Bußrituale nicht.

In Friedrich Christian Flick spiegelt sich das Schicksal der Deutschen: Er kann sich unterwürfig geben und zahlen, so viel er will. Büßergewand samt "Tätervisage" behält er an - bis in alle Ewigkeit.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren