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Preußische Allgemeine Zeitung / 23. Oktober 2004
Zufälle bestimmen oft genug das Leben. Und es war ein Zufall, daß an diesem
Nachmittag das Fernsehgerät bereits eingeschaltet war, und auch ein Zufall, daß
ich Zeit hatte, mir das Boulevardmagazin "Brisant" in der ARD anzusehen. Im
letzten Beitrag der Sendung wurde über eine junge Frau berichtet, die ihrem
Namen alle Ehre macht und ihr Leben der Musik verschrieben hat: Nathalie Kollo.
Aus der vierten Generation des Kollo-Clans stammend habe sie zum 100. Geburtstag
ihres Großvaters Willi Kollo eine CD mit Kollo- Liedern besungen, hieß es.
Schlager seien zwar nicht unbedingt ihre Sache, eher Jazz und Gospel, doch für
den Großvater Willi habe sie es gern getan. Ihre Interpretation der alten Hits
seien voll neuem Schwung.
Das hörte sich ja gut an, eine solche CD dürfte auch die Leser der Preußischen
Allgemeinen Zeitung interessieren. Was lag also näher, als ein Exemplar zu
bestellen? Über das Internet wurde ich fündig und hielt bald auch weitergehende
Informationen über die junge Sängerin in Händen.
Geboren wurde Nathalie als Tochter des Operntenors René Kollo und der dänischen
Schlagersängerin Dorthe ("Wärst du doch in Düsseldorf geblieben") am 17. Juli
1967 im schweizerischen Locarno. Da ihre Eltern beruflich sehr eingespannt waren
und sie sich nicht genügend um ihre Tochter kümmern konnten, wuchs diese bei
einer liebevollen Pflegefamilie auf der dänischen Insel Samsö auf. Sie besuchte
verschiedene Internate in Deutschland und nahm im Alter von 19 Jahren ein
Schauspiel- und Musicalstudium in Kopenhagen auf. Eine weitere Ausbildung in
Hamburg und Berlin schloß sich an. In München schließlich ließ sich Nathalie
Kollo bei der Professorin Erika Zimmermann in Operngesang und -darstellung
unterweisen. 1989 gründete sie ihre erste Band in Dänemark, mit der sie auf
Festivals und in TV-Shows auftrat. Es folgten Solo-Auftritte in Dänemark und
Deutschland, 1995 eine eigene einstündige Live-Show im dänischen Fernsehen und
Auszeichnungen wie "Sängerin des Jahres" in Dänemark und der "Danish Music Union
Award".
Zwei Jahre lang lebte und arbeitete Nathalie Kollo in Los Angeles, wo sie Texte
schrieb und komponierte. Im Sommer 1998 kehrte sie nach Deutschland zurück und
spielte bei den Störtebeker-Festspielen in Husum die weibliche Hauptrolle.
Im Februar 1999 brachte sie ihren Sohn Marlon zur Welt. Seitdem lebt und
arbeitet sie in Berlin ...
Und nun die CD "Kollo Sound 2004" (Monopol Records, Berlin, MON 940091).
Erfrischend klingen die alten Melodien von Walter und Willi Kollo wie "Max, du
hast das Schieben raus", "Warte, warte nur ein Weilchen", "Nachts ging das
Telefon" oder "Die Männer sind alle Verbrecher" in der Interpretation von
Nathalie Kollo. Leider ist es nur eine Single mit einem Medley der genannten
Titel und dem Song "Warum hast du so traurige Augen"; man möchte mehr hören von
Nathalie Kollo, einer Stimme, die durchaus "schwarz" klingt. Und nicht von
ungefähr ist ein großes Vorbild der Sängerin auch die amerikanische Jazzlegende
Ella Fitzgerald.
Und wieder spielt der Zufall mit. Ein Anruf bei dem Verlag und schließlich bei
dem Manager der Sängerin stellt einen ersten Kontakt her. Nathalie Kollo ist
just an diesem Wochenende in Dänemark und wird über Hamburg zurück nach Berlin
fahren. Ein Treffen im Hamburger Hotel "Elyseé" ist schnell vereinbart.
Und dann sitzen wir uns gegen-über. Eine erste Fremdheit ist bald verflogen. Auf
meine Frage, ob das Leben im Schatten eines großen Namens Segen oder Fluch für
sie bedeute, antwortet sie bedächtig: "Beides. Ich bin natürlich stolz auf meine
Familie. Als ich ein Teenager war, waren meine Eltern sehr bekannt und standen
im Rampenlicht. Ich war mehr im Hintergrund, ich lebte ja auf dem Bauernhof bei
meinen dänischen Pflegeeltern. Das waren zwei Welten. Ich habe mit vier Jahren
angefangen zu reiten und habe später in Aarhus sogar Rennpferde trainiert. Als
ich dann Schauspielunterricht nahm, da wollte ich bewußt etwas ganz anderes
machen als meine Eltern. Die Oper interessierte mich wenig, der Schlager auch
nicht. Ich wollte aber unbedingt zur Bühne. Dann hab ich Rock und Blues und Jazz
gesungen."
Und wie ist die Erinnerung an Großvater Willi? In der Sendung "Brisant" haben
Sie erzählt, daß Sie gemeinsam mit ihm im Keller rumgeklimpert haben ...
"Ich habe ihn ja kaum gekannt", bedauert Nathalie Kollo. "Ich habe die ganze
Familiengeschichte eigentlich sogar auf Abstand gehalten. Vor drei Jahren dann
aber habe ich alle Unterlagen durchgewühlt und seine Melodien und Texte jetzt
für mich neu entdeckt. Im April nächsten Jahres werde ich mit meinem Vater auf
große Tournee gehen und wir werden gemeinsam Kollo-Lieder singen."
Das funktioniert?
"Das funktioniert toll. Wir sind ja auch im Fernsehen schon zusammen
aufgetreten. Bei Patrick Lindner werden wir gemeinsam in Rust singen. Und beim
Sonntagskonzert im ZDF am 31. Oktober werde ich auch mit Kollo-Liedern zu hören
sein. Und am 22. November trete ich wieder auf der Aids-Gala in Berlin auf."
Ihre blauen Augen strahlen unternehmungslustig, wenn sie von ihren Plänen
erzählt. Und das sind viele. So bereitet sie ein Konzert mit ihrer Freundin
Stefanie de Kowa vor, der Enkelin des Schauspielers Victor de Kowa. "Ein bißchen
Kollo, ein bißchen Operette. Das wird gut, wir beide auf der Bühne, Kollo und de
Kowa, sie blond, ich dunkel ..." Die junge Frau lacht, wird dann aber ernst und
erzählt von einem Projekt, das ihr besonders am Herzen liegt.
"Im Dezember plane ich einen Gala-Abend in Berlin, bei dem viele Stars auftreten
werden. Auch meine Eltern sind mit von der Partie. Es wird ein buntes Programm
werden, Schlager und Operette. Das alles wird zugunsten sexuell mißbrauchter
Kinder aufgeführt. Ich habe nämlich eine Stiftung gegründet, die sich für diese
armen Kinder einsetzt, Kollo Kids e.V. Unser Motto lautet: Liebe ist ... zu
helfen. Es ist gerade in dieser Zeit so wichtig."
Nathalie Kollo ist dieses Anliegen sehr wichtig, man spürt ihr Engagement, und
wenn sie ein wenig von dem ostpreußischen Dickschädel ihrer väterlichen
Vorfahren geerbt hat, dann wird sie ihren Weg gehen.
Künstlerisch stehen auch noch weitere wichtige Vorhaben auf dem Programm der
Sängerin. So arbeitet sie derzeit an einer neuen CD mit eigenen Kompositionen
und Texten. Jazz, Pop, Soul und Gospel werden es sein, mehr verrät sie noch
nicht. Man darf also gespannt sein. Auch möchte sie der Schauspielerei wieder
mehr nachgehen, schließlich hat sie das gelernt. In Dänemark war sie kürzlich in
dem Musical "Chicago" zu sehen.
Es stecken noch viele Überraschungen in dieser selbstbewußten jungen Künstlerin,
die einen großen Namen trägt, sich aber keineswegs auf diesen ererbten Lorbeeren
ausruht. Talent, Können und Engagement sind für sie entschieden wichtiger. Und
man kann
gewiß sein, daß sie ihre Karriere nicht dem Zufall überläßt. - Toi toi toi ...
Nathalie Kollo: Hat die Lieder des Urgroßvaters Walter und Großvaters Willi für
sich entdeckt. Foto: Funkturmverlag |
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