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23.10.04 / Jubelkonfirmation in Arnau / Vor 60 Jahren ertönte in St. Katharinen das letzte Mal die Glocke für neue Gemeindemitglieder

© Preußische Allgemeine Zeitung / 23. Oktober 2004


Jubelkonfirmation in Arnau
Vor 60 Jahren ertönte in St. Katharinen das letzte Mal die Glocke für neue Gemeindemitglieder

Hoch über dem Urstromtal des Pregel, unmittelbar am östlichen Stadtrand von Königsberg erhebt sich in Arnau die St. Katharinenkirche. Noch vor 1350 auf historischem Boden erbaut, zählt sie zu den ältesten sowie kunstgeschichtlich bedeutsamsten Kirchen des alten Ordenslandes. Die aus dem 14. Jahrhundert stammenden und noch teilweise erhaltenen Fresken stellen ein in Europa einmaliges Zeugnis sakraler Kunst dar. Zwar überstand sie die Kriegsereignisse weitgehend unbeschadet, aber sie wurde nach 1945 ihrer Kunstschätze beraubt und teilweise zerstört. Bis 1991 diente sie der örtlichen Kolchose als Getreidespeicher. In die Sakristei wurde eine quadratische Tür gebrochen, damit Lastwagen in die Kirche fahren konnten. Ein Zwischenboden / Schüttboden wurde gezogen und diente den Russen als Getreidelager, als Zugang dient an der ehemaligen Sakristei eine schmalstiegige Treppe. Seit 1992 bemüht sich das Kuratorium Arnau e. V. in Abstimmung mit den russischen Behörden erfolgreich um die Wiederherstellung der Kirche. Nach dem Wiederaufbau des Glockenturmes erhielt der Glockenstuhl im September 2003 eine neue Glocke.

Letzteres war der Anfang der Planung zu einer Reise nach Ostpreußen zur Jubelkonfirmation, angedacht zur Diamantenen Konfirmation, hatte doch die letzte Konfirmation 1944 stattgefunden. Ebenso hatte vor 60 Jahren, 1944/45 eine Glocke das letzte Mal ihren Klang über das Pregeltal ertönen lassen. Im Spätsommer 2004 nun fand sich eine 30köpfige Gemeinde zu einem Festgottesdienst mit Jubelkonfirmanden in St. Katharinen ein. Über die schmale Treppe kletterten alle auf den Schüttboden. Provisorisch mit Klappstühlen und zwei Campingtischen, mit Tischdecke, Kerzen und einem Blumenstrauß als Altar ausgestattet, das noch intakte Kreuzgewölbe über der Gemeinde.

Der gebürtiger Ostpreuße Pfarrer Thomas Passauer aus Berlin nahm stellvertretend für Probst Heye Osterwald die Einsegnung vor. Als Predigt legte Pfarrer Passauer die Losung des Tages zu Grunde, Josua 1, Vers 9. Gott sagt: "Siehe, ich habe dir geboten, daß du getrost und unverzagt bleibst. Laß dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tust. Ja, der Herr ist immer bei und mit uns, egal was wir auch tun und wo wir uns befinden."

Natürlich gingen die Gedanken zurück in die Zeit vor 65 oder 60 Jahren in diesem Land. Und trotzdem, oder gerade deshalb war es ein feierlicher, bewegender Gottesdienst zwischen Dachziegeln, Bauschutt und Staub. Mit fröhlichen und gestärkten Herzen wurde die Einsegnung für 50, 60 und 65 Jahren entgegengenommen. Den Abschluß bildete dann das Abendmahl im Kreis um den Altar. Alle nahmen daran teil, ob evangelisch, katholisch oder russisch-orthodoxen Glaubens.

Den Abschluß dieses Tages bildete eine dreistündige Schiffsfahrt auf dem Pregel, von Königsberg bis Arnau, wo schon in früheren Zeiten die Königsberger Ausflugsdampfer anlegten. Des weiteren nahm die Reisegesellschaft an den Veranstaltungen des Samlandtreffen teil (Kurische Nehrung, Pillau, Stadtrundfahrt durch Königsberg, das herrliche Konzert im Dom, Gedenkfeier Germau und die Schlußveranstaltung in Rauschen). Es war eine anstrengende, aber abwechslungsreiche Fahrt. Jutta Scholz

Eine von Provisorien geprägte Jubelkonfirmation: Dem in Ostpreußen geborenen Pfarrer Thomas Passauer dienten zwei Campingtische, geschmückt mit Tischdecke, Kerzen und einem Blumenstrauß, als Altar, den Besuchern Klappstühle als Kirchenbankersatz. Fotos (2): Scholz


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