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30.10.04 / Hommage für Dominik Hollmann in Hamburg / Das Deutsch-Russische Theater aus Königsberg ehrte den Rußlanddeutschen mit einer Aufführung zum 105. Geburtstag

© Preußische Allgemeine Zeitung / 30. Oktober 2004


Hommage für Dominik Hollmann in Hamburg
Das Deutsch-Russische Theater aus Königsberg ehrte den Rußlanddeutschen mit einer Aufführung zum 105. Geburtstag

Den nicht gerade runden 105. Geburtstag Dominik Hollmanns hat das Deutsch-Russische Theater in Königsberg zum Anlaß genommen für eine bewegende, unterhaltende und informative Hommage für den rußlanddeutschen Schriftsteller und Dichter, der bis 1990 gelebt hat. Hierzu hatten das Theater und die Hamburger Landesgruppe der Landsmannschaft der Deutschen aus Rußland in den Theatersaal des Helms-Museums in Hamburg-Harburg geladen.

Die Aufführung hatte zweifellos dramaturgische Stärken. Das beginnt mit dem einsamen Lichtstrahl, der vor dem Öffnen des Theatervorhanges eine davor seitwärts auf der Bühne stehende Vase mit Blumen hervorhebt. Der Vorhang geht auf, und ein zweiter Strahl trifft einen unweit auf der Bühne stehenden, mit einem weißen Laken bedeckten Stuhl, auf dem eine große Porträtfotografie des an diesem Nachmittag zu Ehrenden ruht. Weitere Bilder des Rußlanddeutschen, die von der Decke hängen, werden nun ebenfalls angestrahlt. Dieses alles wird untermalt mit gut ausgewählter getragener Musik. Die eigentliche Vorstellung wird damit eröffnet, daß ein Schauspieler den Stuhl mit dem Bild von seiner zentralen Position wegrückt zu den Blumen und damit eine eindeutige Zuordnung vornimmt. Die Bühne ist nun frei, das Spiel kann beginnen.

In einzelnen Szenen werden mit materiell spärlichen Mitteln entscheidende Stationen aus der Geschichte Hollmanns in chronologischer Reihenfolge vorgestellt, beginnend mit der Einladung Katharinas der Großen an die Deutschen, sich in ihrem Reiche niederzulassen, die auch ihn das Wolgagebiet zur Heimat werden ließ. In analoger Form wird szenisch dargestellt, wie ihm am Ende seiner Ausbildung eine glänzende Karriere in der UdSSR bevorzustehen scheint und ihm auch tatsächlich im ersehnten Lehrberuf Erfolg und Bestätigung vergönnt sind - bis zur Ka-

tastrophe von 1941. Mit den gleichen schauspielerischen Mitteln wird auch sein Einsatz nach dem Krieg und Stalins Tod für die Gleichberechtigung der Rußlanddeutschen sowie ihr Recht auf Rückkehr

in die angestammte Heimat und Pflege ihrer Kultur verdeutlicht. Im Gegensatz hierzu werden die ebenfalls zu Hollmanns Geschichte gehörenden historischen Prozesse wie die Einwanderung der Deutschen nach Rußland unter Katharina und die Deportation der Rußlanddeutschen unter Stalin mit dem abstrahierenden Mittel des Schattenspiels dem Zuschauer vor Augen geführt.

Das Theaterensemble beschränkt sich jedoch nicht darauf, das Publikum mit der Geschichte des Künstlers bekanntzumachen, sondern stellt auch Beispiele aus dessen Werk vor. Liebreizend ist es, wie eine Tänzerin mit dem Mittel des Schattenspiels die Rezitation eines Gedichtes über die Göttin Poesie visuell unterstützt, deftig, wie in einem Schwank in herrlichem Rußlanddeutsch die Diskrepanz zwischen Worten und Taten der Sowjetmacht aufs Korn genommen wird. Zu den vorgestellten Arbeiten Dominik Hollmanns gehörte schließlich auch seine Übersetzung von "Moskaus Nächte". Der gemeinsame Gesang von Ensemble und Publikum dieses vielleicht bekanntesten russischen Liedes in Dominik Hollmanns deutsch-

sprachiger Fassung bildete zumindest einen, wenn nicht den Höhepunkt der Aufführung.

Das Ende war dramaturgisch ähnlich stark wie der Anfang. Nachdem das Ensemble sich in üblicher Manier für den verdienten Beifall bedankt hatte, stimmte es auf einmal selber in das Klatschen ein, um sich dann vom Publikum ab und der Vase mit den Blumen und dem Stuhl mit dem Bild zuzuwenden. Diese Ablenkung der Aufmerksamkeit von der Hommage weg auf den Geehrten hin wurde lichttechnisch unterstützt. Nachdem das Bühnenlicht erloschen war, standen die Blumen - nun zusammen mit dem ihnen erst Sinn und Aussagekraft verleihenden Bild Dominik Hollmanns - wieder im Rampenlicht. Der Kreis hatte sich geschlossen. Die Zeit dazwischen war mit rund eineinhalb Stunden ungefähr so lang wie ein durchschnittlicher Kinobesuch, doch war der Besuch dieser Theateraufführung nicht nur mit fünf Euro günstiger, sondern auch ungleich gehaltvoller. Manuel Ruoff


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