28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
06.11.04 / Verantwortung trägt nicht die TUI / Reisekonzern kann nicht für das Attentat auf Djerba belangt werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / 06. November 2004


Verantwortung trägt nicht die TUI
Reisekonzern kann nicht für das Attentat auf Djerba belangt werden

Der große, mächtige Reisekonzern zeigt den verzweifelten Eltern und ihrem fürs Leben gezeichneten Kind die kalte Schulter - so das zutiefst ungerechte Bild, das sich großen Teilen der deutschen Öffentlichkeit aufdrängt nach dem Hannoveraner Urteil zum Fall des kleinen Adrian Esper.

Im April 2002 erlitt der damals Fünfjährige beim Besuch einer Synagoge auf der tunesischen Insel Djerba lebensgefährliche Verbrennungen. Es war ein islamistischer Anschlag. Adrians Eltern haben den Reiseveranstalter TUI auf Schmerzensgeld verklagt, sind damit aber - vorerst - gescheitert.

Der Anwalt der Familie Esper argumentiert, TUI hätte vor den Gefahren der Reise warnen müssen. Der Konzern gibt zurück: Man orientiere sich ausschließlich an den offiziellen Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes, und von dort habe keine Warnung vorgelegen.

Die Richter gaben der TUI recht: Wenn keine offizielle Warnung vorliege, trage das "allgemeine Risiko" jeder Tourist für sich selbst - und auch für seine Kinder.

Vor den Kameras ließ der Vater des kleinen Adrian jedoch keinen Zweifel aufkommen, daß er sich keiner Schuld bewußt ist. Alles habe der Reisekonzern TUI zu verantworten, weshalb man notfalls bis vor das höchste Gericht ziehen wolle.

Zu den Fakten: Adrians Vater ist wenige Monate nach dem 11. September 2001 mit Frau und Sohn in ein islamisches Land gefahren und hat dort ein jüdisches Gotteshaus besucht. Daß er selbst damit eine gewisses Risiko eingegangen ist für sich und seine Familie, das hätte ihm der Reiseveranstalter sagen müssen? Daß er darauf selbst hätte kommen können, kann keiner von ihm verlangen? Das haben ihm die Richter völlig zu Recht nicht abgekauft.

Die Medien quollen gerade in jenen ersten Monaten nach dem entsetzlichen Anschlag auf die New Yorker Zwillingstürme über von Mutmaßungen über mögliche Folgeattentate des 11. September. Tunesiens Nachbar Algerien wurde schon damals seit etlichen Jahren von einer islamistischen Terrorwelle ohnegleichen heimgesucht.

Bei allem Mitgefühl auch für die Eltern des geschundenen Jungen: Die Welt ist kein Freizeitpark, nirgends. Jeder weiß das.

Und daß es gerade in der islamischen Welt überall latent brodelt, das war schon 2002 keine Neuigkeit mehr.

Die Frage, ob man es verantworten will, sein Kind in eine solche, für jeden Zeitungsleser und Fernsehzuschauer offenkundig instabile Region zu führen, die kann ein Erziehungsberechtigter nicht einfach an Dritte delegieren. Hans Heckel


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren