Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
©
Preußische Allgemeine Zeitung / 06. November 2004
Diese Stimme mit dem weichen Pathos, mal schmeichelnd, mal drohend, hat der Filmfreund ganz gewiß noch im Ohr, denkt er an den Schauspieler Oskar Werner. Vor 20 Jahren starb der Mime während einer Tournee in Marburg an Herzversagen. Lange hatte er seiner Gesundheit mit Alkoholexzessen zugesetzt, hatte sich an seiner Arbeit aufgerieben. Die ihn kannten schildern Werner als einen Gefährdeten, einen Gratwanderer und Egozentriker, einen nervlich aufs äußerste angespannten Künstler. Freunde und Theaterfachleute kommen auch zu Wort in einem Buch, das Leben und Schaffen des Schauspielers Oskar Werner würdigt. Erschienen zum 80. Geburtstag der Theaterlegende am 13. November 2002, ist es nun wieder erhältlich: Oskar Werner - "Welche einen sonderbaren Traum träumt' ich ..." 1922-1984 (Ulrike Dembski und Christiane Mühlegger-Henhapel, Hrsg., Christian Brandstätter Verlag, Wien, 168 Seiten, etwa 160 Abb. in duotone, Leinen mit Schutzumschlag, 36 Euro). Geboren als Oskar Josef Bschließmayer in Wien kam Werner nach einer privaten Schauspielausbildung 1941 an das berühmte Burgtheater seiner Vaterstadt, wo er bis 1949 zum Ensemble gehörte. Im Zweiten Weltkrieg war er zwar Soldat, wurde jedoch für die Bühne beurlaubt. Werner trat bei den Salzburger Festspielen auf, gehörte zum Ensemble des Wiener Theaters in der Josefstadt, wirkte in Zürich und drehte mit Paula Wessely 1948 seinen ersten Film: "Der Engel mit der Posaune". Francois Truffaut engagierte Oskar Werner für zwei seiner bekanntesten Filme "Jules und Jim" (1961) mit Henri Serre und Jeanne Moreau und "Fahrenheit 451" (1966). In Stanley Kramers "Das Narrenschiff" übernahm er 1964 die Rolle des Schiffsarztes und wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Auf der Bühne brillierte Oskar Werner vor allem in der Rolle des Prinzen von Homburg und als Hamlet. Seine Darstellung gebrochener Charaktere mit neurotischem Einschlag nahm die Zuschauer gefangen. Nah aber liegt Genie neben Wahnsinn, das konnte man auch bei Oskar Werner erkennen. Gerhard Rohde schrieb in seinem Nachruf für die Frankfurter Allgemeine Zeitung 1984, daß Werner sich zuletzt "blindwütig ins Abseits" spielte, "einer, der nur noch sich selbst gelten lassen wollte". "Ich bin nicht der Künstler geworden, der ich gerne geworden wäre", bekannte Werner einmal in einem Interview. Unvergeßlich aber ist der Künstler allemal geworden. SiS |