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06.11.04 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 06. November 2004


Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

wieder das Thema Familienforschung! Frank Marquardt möchte mehr über seine Familie wissen, die aus Königsberg stammt, da sein Vater früh verstarb. Er kann ziemlich konkrete Angaben machen, und das erleichtert die Suche doch sehr. Seine Urgroßeltern Marquardt besaßen in Königsberg ein Kolonialwarengeschäft, das entweder von dem Ehepaar oder der Frau geführt wurde. Wahrscheinlich befand sich dieses Geschäft auf dem Haberberg oder den angrenzenden Ortsteilen, denn die Töchter des Ehepaares wurden in der Haberberger Kirche getauft. Es handelt sich um Elfriede, * 1898, Erna, * 1900, Charlotte, * 1907, und Lucie * 1916, letztere die Großmutter von Herrn Marquardt. Mutter und Töchter konnten 1945 aus Königsberg fliehen. Wahrscheinlich waren die drei Ältesten damals schon verheiratet. Erna führte dann mit ihrem Ehemann Erwin Lettau ein gutgehendes Restaurant in Berlin und wohnte zuletzt hochbetagt in der Nassauischen Straße 48. Elfriede Schwerin lebte mit ihrer Schwester Charlotte Wien in Hamburg, Maienweg 278. Letzte arbeitete als Kassiererin im Hamburger Operettenhaus. Lucie, genannt Bette, gebar in Kiel ihren Sohn Ralf, den Vater von Herrn Marquardt. Er lebte zeitweilig bei seinen Tanten in Hamburg, da seine Mutterin Borstel bei Süllfeld als Kassiererin tätig war. Sie kränkelte oft und verstarb sehr früh. Ralf Marquardt war das einzige Kind, das aus dieser Familie hervorging. Deshalb werden sich kaum Verwandte bei seinem Sohn melden - höchstens Nachkommen von bisher unbekannten Geschwistern der Urgroßeltern -, aber Freunde, Bekannte oder Nachbarn der genannten Marquardt-Frauen. Vielleicht erinnern sich ja auch noch alte Königsberger an das Kolonialwarengeschäft und können Angaben darüber machen. Herr Marquardt würde sich jedenfalls über jede Zuschrift freuen. (Frank Marquardt, Grüntal 4 in 24398 Dörphof, E-Mail: frankmarquardt70@aol.com .)

Eine treue Leserin unserer Ostpreußischen Familie, Liesbeth Krüßel geborene Dauter schreibt: "Wieder einmal plane ich eine Reise nach Ostpreußen, genauer gesagt nach Ludendorff, Kreis Labiau. Immer wieder muß ich feststellen, daß wir im Osten ein wenig benachteiligt sind, denn fast alle Reisen gehen von Schleswig-Holstein aus und sind somit für uns hier in Chemnitz schlecht erreichbar. Im nächsten Jahr würde ich gerne mit meinem Bruder noch einmal nach Ludendorff fahren. Ich möchte Sie nun bitten, ein paar Ludendorffer aufzurufen, mit uns diese Fahrt gemeinsam zu erleben. Ich freue mich immer Menschen zu treffen, die mir helfen, mein Zuhause zu finden!" So, liebe Frau Krüßel, Ihren Aufruf habe ich gebracht. Und da ja noch genug Zeit ist, werden Sie in Ruhe planen können, denn sicher werden sich Landsleute und Reiseunternehmen bei ihnen melden. (Liesbeth Krüßel, Ritterstraße 12 in 09111 Chemnitz, Telefon 03 71 / 64 13 31.)

Und nun eine sehr ausgefallene Frage, die mal wieder beweist, wie weitläufig die Fäden sind, die zu unserer Ostpreußischen Familie führen. Sie wird gestellt von Lee Rothfarb, Chair Music Department, University of California in Santa Barbara. Mrs. oder Mr. Rothfarb hatte sich an die "Handelskammer Kaliningrad" in unserer alten Pregelstadt gewandt, die wiederum an uns verwies, da sie nicht weiterhelfen konnte. Verständlich, wenn man die Frage liest: Wer kann Näheres über eine Aufführung der A-Dur Symphonie von August Halm sagen, die im Oktober 1928 in Königsberg stattfand. Der Komponist schrieb damals in einem Brief an seine Frau, daß er die Symphonie mit dem Königsberger Orchester probe. Weitere Angaben gibt es nicht. Es ist anzunehmen, daß diese Aufführung im Rahmen der berühmten Königsberger Symphoniekonzerte stattfand, die damals Hermann Scherchen leitete, der auch das Rundfunkorchester aufbaute. Wer besitzt Unterlagen über die Orchester und die Programme der Symphoniekonzerte? Es wäre schön, wenn wir hier weiterhelfen könnten. (Zuschriften an: Lee Rothfarb Chair Music Department, University of California, Santa Barbara, CA 93106 - 6070, Telefon 805 893 2066, Fax 805 893 7194, E-Mail: rothfarb@music.ucsb.edu .)

Schon zweimal haben wir den Suchwunsch von Hary Gladstein gebracht, aber nie hat sich etwas ergeben, auch nicht über Suchorganisationen, nicht die geringste Spur, die in seine Kindheit zurückführen könnte. Man weiß nicht, ob der Name des heute etwa 65jährigen richtig ist, "Hary" - auch Hari - ist möglicherweise eine Abkürzung. Die Angaben bezüglich seiner Herkunft beruhen allein auf den Erinnerungen des Mannes, der als etwa Neunjähriger 1947 halb verhungert in Litauen aufgefunden wurde. Er erzählte damals, daß er zusammen mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Alfred aus Königsberg geflohen sei, der Bruder sei in Schaulen verstorben. Seiner Erinnerung nach müßten seine Eltern in Gr. Holstein, Kreis Fischhausen gewohnt haben. Aus den Fenstern eines zweistöckigen gelben Hauses konnte man Hafenkräne sehen. Der Vater soll Kranführer gewesen sein, dann wurde er eingezogen. Die Mutter ging wahrscheinlich zur Großmutter nach Königsberg. Er nennt einen Straßennamen, "Reisstrazestraße", es könnte sich um die Reichs-Straße am Brandenburger Tor handeln. Anscheinend sind Großmutter und Mutter mit den Kindern auf ein Schiff gelangt, mußten es aber wieder verlassen. Die Frauen wurden vergewaltigt, die Mutter gebar ein Kind, das aber verstarb. Dann schickten die Frauen die Kinder mit einem Zug nach Litauen, weil sie wohl selber nicht mehr an ein Überleben glaubten. Das sind die ungenauen Erinnerungen des Mannes, der sein Leben lang verzweifelt nach seiner Herkunft gesucht hat. Sicher scheint zu sein, daß die Familie aus Groß Holstein stammt. Sie hatte zwei Söhne: "Hary" - vielleicht auch Harald -, * 1938/39 - und Alfred * etwa 1941. Ob der Rufname "Gladstein" stimmt, sei dahingestellt. Mutter und Kinder waren blond. Dies ist nun der letzte, verzweifelte Versuch, dem heute so kranken Mann zu helfen.

Und noch ein Fall, den wir bereits behandelt haben. Vor gut einem halben Jahr (Folge 13) brachten wir den Suchwunsch einer litauischen Familie nach Horst Altenburg, der als 14jähriger zu dieser gekommen war und vier Jahre als Kuhhirt dort verblieb. Der Junge stammte aus Ostpreußen und ging 1954 fort, um seinen jüngeren Bruder zu suchen, kam nach einem Jahr wieder und erzählte, daß er nach Deutschland wolle. Er landete aber in einem russischen Gefängnis, schrieb noch einmal an die Pflegefamilie und bat um Lebensmittel. Von da an hat diese Familie nie wieder etwas von Horst Altenburg gehört. Nun bekam Frau Goriene eine alte Suchanzeige in die Hand, die noch vor dem Mauerfall im Ostpreußenblatt stand. Sie lautet: "Gesucht werden Horst und Werner Altenberg, * 20. April 1934 und 6. Juli 1935, in Kirschkeim, Kreis Labiau, von ihrer Schwester Eva Günther geborene Altenberg,* 20. Juli 1933 in Groß Scharlack, Kreis Labiau, die heute in Mitteldeutschland lebt." Sie schreibt: "Wir wohnten 1942 in Quednau. Im August sind meine Brüder mit einer Frau Apeltrat nach Tauroggen gefahren, um Essen zu holen. Als sie gerade fort waren, mußten wir zwangsweise Ostpreußen verlassen. So wurden wir getrennt. Unser Vater war im Krieg, meine Mutter Mathilde Altenberg lebt nicht mehr. Wir waren sechs Geschwister, zwei Brüder sind verhungert. Es gibt noch eine Schwester Mathilde." Soweit die damalige Suchanzeige. Zweifellos dürfte der hier genannte Horst Altenberg mit dem gesuchten Horst Altenburg identisch sein. Wir bitten also Eva Günther geborene Altenberg oder ihre Schwester Mathilde sich zu melden. Sicher werden uns Leserinnen und Leser helfen, die Anschriften ausfindig zu machen. Alle Zuschriften zu beiden hier geschilderten Fällen sind zu richten an Frau Brigitta Kasten, Bachstraße 10 in 30989 Gehrden.

Kürzlich erwähnte ich das "Güter-Adreßbuch der Provinz Ostpreußen", und das war für Peter Borowski Anlaß, an mich zu schrieben. Der Grund: Sein Urgroßvater kaufte 1920 einen Hof in Friedrichsheide, Kreis Heilsberg mit 42 Morgen Land. Auf diesem Hof wurden auch sein Vater und dessen fünf Geschwister geboren. Das Kirchdorf bestand einst aus 19 Höfen - heute stehen nur noch ein Haus im Dorf und ein Hof am Ortsrand. Davon hat sich Herr Borowski auf seinen beiden Reisen in der Väter Heimat überzeugen können. Er selber besitzt zwar Kopien der Einwohnerbücher von 1936 vom Stadt- und Landkreis Heilsberg, hat aber kaum Daten über seine Familie, da die Urgroßeltern seit 1945 verschollen sind. Großvater und Vater sind verstorben, andere Verwandte können nichts aussagen, vielleicht wurden die Erinnerungen auch zu DDR-Zeiten verdrängt. Nun interessiert sich Herr Borowoski für das Buch, dessen langer Titel so lautet: "Niekammer's Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band 3, Landwirtschaftliches Adreßbuch der Domänen, Rittergüter, Güter und Höfe in der Provinz Ostpreußen. Auflage 1932". Mein Exemplar, das durch mehrmaliges Kopieren nur schwer leserlich ist, kann ich nicht aus der Hand geben, da ich es dauernd benötige. Wer überläßt nun Peter Borowski sein Exemplar zur Einsicht? (Bitte vorher benachrichtigen!) Zwar ist der Ort "Friedrichsheide" darin nicht verzeichnet, der Besitzername Borowski ist aber achtmal vertreten. Vielleicht erhält Herr Borowski auch Zuschriften von ehemaligen Nachbarn, Bekannten oder weiteren Verwandten der Familie? (Peter Borowski, Treuenbrietzener Straße 1 in 13439 Berlin.)

Eure Ruth Geede


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