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06.11.04 / In guten wie in schlechten... / Eine mit Leben gefüllte Patenschaft feierte ihr 50jähriges Bestehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 06. November 2004


In guten wie in schlechten...
Eine mit Leben gefüllte Patenschaft feierte ihr 50jähriges Bestehen

Die 50 Jahre Patenschaft des Kreises Schleswig-Flensburg mit der Kreisgemeinschaft Johannisburg standen als Jubiläum im Mittelpunkt des 49. Hauptkreistreffens der Johannisburger in Dortmund.

Gut 400 Teilnehmer, meist Landsleute aus der Stadt und dem Kreisgebiet Johannisburg und aus vielen Teilen der Bundesrepublik, hatten sich eingefunden, das Treffen zu begehen. In einem von beiden Patenschaftsträgern gemeinsam verfaßten Grußwort bringen sie zum Ausdruck:

"Das Patenschaftsjubiläum verbinden wir mit dem Europagedanken und begehen es unter dem Leitwort: "Dialog führen - Europa gestalten". Mit dem Beitritt von zehn weiteren Staaten zur Europäischen Union ist auch der südliche Teil Ostpreußens in das große Haus Europa zurückgekehrt... Das Jubiläum soll dazu beitragen, weitere Brücken der Menschlichkeit zu bauen, Beziehungen und Bindungen zur Heimat zu festigen und einen Beitrag zur Vollendung der europäischen Völkergemeinschaft zu leisten."

Die Veranstaltungsfeier wurde mit einem Platzkonzert eröffnet. Ein Blasorchester und Chor der evangelischen Kirche Dortmund-Mengede unter der Leitung von Hans-Ulrich Peuser trug mit geistlicher und Volksmusik, aber auch mit ostpreußischem Liedgut bei, die Besucher festlich einzustimmen. Zum Beginn der Feierstunde im Goldsaal begrüßte der Kreisvertreter der Johannisburger, Willi Reck, die anwesenden Landsleute, Mitwirkende und Ehrengäste und hieß sie willkommen. Besonderen Beifall fanden der Kreispräsident Johannes Petersen, der eine Abordnung des Patenkreises Schleswig-Flensburg anführte; die Vorsitzende des Deutschen Freundeskreis "Rosch" aus Johannisburg, der stellvertretenden Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Bernd Hinz; der Kreisvertreter der Kreisgemeinschaft Lyck, Gerd Bandilla sowie der Vertreter des Kreisverbandes Dortmund des BdV, Horst Thoms. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt durch den Musiker Dietmar Kern und den Chor der "Deutschen aus Rußland" unter der Leitung von Boris Kuferstein. Im Ablauf des Programms folgte nach dem gemeinsam gesungen Choral eine Kurzandacht, gehalten von Doris Woytewitz. Die Totenehrung sprach Eva Klischewski, in der sie auch die im Frühjahr verstorbenen verdienstvollen Persönlichkeiten der Kreisgemeinschaft, Wilhelm Czypull und Gerhard Wippich, namentlich einbezog.

Das Überbringen der Grußworte zum Patenschaftsjubiläum startete mit dem Verlesen der Grußadresse des Oberbürgermeisters Dortmunds, Dr. Gerhard Langemeyer. In der Botschaft gratulierte er zur langjährigen und erfolgreichen Patenschaft und wünschte den Feierlichkeiten ein gutes Gelingen. Der stellvertretende Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Bernd Hinz, gratulierte im Namen des Bundesvorstandes der LO zum 50jährigen Patenschaftsjubiläum, und verband dies mit Dank und guten Wünschen für die Fortsetzung der erfolgreichen Arbeit. In einem Rückblick erinnert er an patenschaftsgeschichtliche Ereignisse und Persönlichkeiten in der langen Beziehung, würdigte sie und bewertete die Patenschaft in der Gegenwart. Für die Zukunft wünschte er, daß die harmonische Patenschaftsbeziehung erfolgreich fortentwickelt

würde und die Johannisburger weiterhin Unterstützung, sowie moralischen Rückhalt vom Kreis als Patenschaftsträger erfahren, um den heimat- und kulturpolischen und humanitär-sozialen Aufgaben gerecht zu werden. Gerd Bandilla, Kreisvertreter der Kreisgemeinschaft Lyck, nahm sein Grußwort wortwörtlich. Grußwort sagen bedeutet zu grüßen - er begrüßte die Anwesenden ganz herzlich als Vertreter des Nachbarkreises. Er freute sich, daß nach bald 60 Jahren - schließlich seien zwei Generationen, Großväter, Väter, bereits verstorben, die Kinder-Generation im vorgeschrittenem Alter - noch soviel Landsleute zusammen kommen würden.

Die Vorsitzende des Deutschen Vereins "Rosch", Mira Kreska, grüßte die Teilnehmer und Freunde in Deutschland und übermittelte auch herzliche Grüße von den Landsleuten in der Heimat. Sie bedankte sich für die Einladung und die jahrelange Unterstützung durch die Kreisgemeinschaft, dem Patenkreis, deren Repräsentanten und allen Spendern und Unterstützern. Diese Hilfe hätte dazu beigetragen, daß der Verein soviel erreichen konnte. Ohne Hilfe wäre das nicht zu schaffen, der Verein wäre in seiner Funktionalität und Existenz gefährdet.

Kreispräsident Johannes Petersen überbrachte anfangs seiner Festrede die Grüße des Patenkreises und betonte dessen Feststehen zu seinen Patenschaftsverpflichtungen. Es freue ihn, heute zehn Jahre nach dem 40jährigen Bestehen der Patenschaft wiederum zu Jubiläum die Festansprache halten zu dürfen. In diesen vergangenen zehn Jahren konnte eine intensive Entwicklung festgestellt werden. Die Kreisgemeinschaft Johannisburg, mit deren personeller Veränderung im Vorstand, ist ein unmittelbares Beispiel dafür. Nur wenige Monate, nachdem er die langjährige Verantwortung übergeben hatte, verstarb Gerhard Wippich im Februar dieses Jahres. Nach Würdigung der Verdienste von Gerhard Wippich und Gerhard Bosk als ehemaliger Kreisvertreter beziehungsweise Stellvertreter und nach dem Wechsel in der Führung ist den neuen Amtsträgern, sowie dem gesamten neuen Vorstand der Kreisgemeinschaft weiterhin Unterstützung des Kreises Schleswig-Flensburg zugesichert worden. Gern hätte, so versicherte der Kreispräsident, er dieses 50. Jubiläum mit Gerhard Wippich, den er persönlich seit vielen Jahren in gemeinsamer Arbeit als fairen und kompetenten Partner erfahren hatte, gemeinsam gefeiert.

In der Patenschaftsurkunde von 1954 heißt es: "Mit der Übernahme der Patenschaft will der Kreis Flensburg-Land seine tiefe Verbundenheit mit den Heimatvertriebenen des Kreises Johannisburg Ausdruck verleihen. Es wird dem Landkreis Flensburg Ehre und Aufgabe sein, seinem Patenkreis und dessen Bewohnern, die heute über ganz Deutschland verstreut sind, zum geistigen und ideellen Mittelpunkt, zu einer neuen Heimat zu werden."

Die Patenschaftsarbeit in den vergangenen 50 Jahren war von gegenseitigem Vertrauen und Verständnis geprägt. Sie hat sich mit der Zeit gewandelt und ist in manchen Diskussionen vorangebracht worden. "Wer etwas Durchgreifendes für die deutschen Landsleute in der Heimat tun will, kann dies nicht gegen die Polen tun, sondern er muß es mit ihnen tun", führte der Kreispräsident weiter aus. Der Kreis Schleswig-Flensburg ist bestrebt, den Weg der Verständigung konsequent weiterzu- gehen und auf diese Weise die ostdeutsche Patenschaft fortzuent- wickeln. Auf das Erreichte kann man gemeinsam stolz sein. Der Kreisge- meinschaft Johannisburg und den im Kreis Johannisburg lebenden Menschen eine gute Zukunft wünschend, schloß der Kreispräsident Petersen seine Rede. Er bat anschließend den Kreisvertreter Willi Reck zu sich auf die Bühne, um als äußeres Zeichen für die 50jährige Patenschaft der Kreisgemeinschaft Johannisburg den Ehrenteller des Kreises Schleswig-Flensburg zu überreichen.

Willi Reck strich in seiner Rede heraus, daß fünf Jubiläen in diesem Jahr anstehen: 50 Jahre Patenschaft, 50 Jahre Heimatbriefe, 40 Jahre Gedenksteinenthüllung, 25 Jahre Heimatstube und 25 Jahre Masurenhilfe. Er bedankte sich für die Festrede des Kreispräsidenten zum Jubiläum, sowie für die finanzielle, materielle und auch ideelle Unterstützung, die der Patenkreis gegeben hat. In einer Rückschau macht er Angaben zur Geschichte der Kreisgemeinschaft und zu den Fakten dieser Zeit. Als dritte Erlebnisgeneration muß man sich beeilen, das "Buch unserer Geschichte" zu schreiben und zu vollenden. Beachtliches ist diesbezüglich geschafft worden. Von Chroniken, Heimatbriefe über Dia-Sammlungen, Fotos, Karteien, Dokumente bis zu Tonträgern, Videofilmen, CD-Rom-Darstellungen und Internetseiten reicht die Spanne, die zu den erstellten gesammelten und herausgegebenen "Schätzen" gehört. Im Anschluß an seine Festrede würdigte und ehrte der Kreisvertreter den Kreispräsidenten mit der Ehrenspange der Kreisgemeinschaft Johannisburg.

Im anschließenden Schlußwort bekundet der Organisator des Treffens, Herbert Soyka, allen Akteuren seinen Dank, insbesondere beiden Festrednern und dem Solisten des Chores. Herbert Soyka

Ein Ständchen als Willkommensgruß: Der Bläserchor der evangelischen Kirche Dortmund-Mengede Foto: Soyka


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