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13.11.04 / Farbenfrohe Mode-Moni

© Preußische Allgemeine Zeitung / 13. November 2004


Farbenfrohe Mode-Moni
von Willi Wegner

Ich traf meinen Freund Bruno. Er war total am Boden zerstört. "Was ist los?" fragte ich.

Bruno berichtete: "Sie heißt Monika. Wir hatten uns unter der Normaluhr verabredet, und Moni war sogar pünktlich. Also alles in Ordnung soweit. Doch dann unterlief mir der erste Fehler. Ich lobte ihren wunderschönen gelben Mantel. Moni jedoch verbesserte mich sofort. Ich sei ein Narr, denn das sei kein Mantel, sondern eine sogenannte Wende-Jacke in der neuesten Modefarbe zwischen Messing und Honig!

Als ich auf ihren entzückenden, erdbeerroten Hut zu sprechen kam, unterbrach sie mich sogleich. Das sei kein erdbeerroter Hut, sondern ein krebsfarbener Melusinen-Filz! Darauf versuchte ich es mit ihren Schuhen. Ich bezeichnete das verwirrende Perlgrau als wirklich apart. Monika sah mich strafend an. Das sei Pfeffer, sagte sie. Zwischen pfefferfarbig und raupengrau!

Mit der Farbe ihrer Handtasche", erzählte Bruno weiter, "konnte sie mich jedoch nicht aufs Kreuz legen. So hoffte ich jedenfalls. Sie ist Kirsch, nicht wahr? fragte ich. Oder Oleander? Nein, Granat! sagte Moni. Mit einem Hauch in Richtung Flamingo! Sie hat mich total verrückt gemacht", sagte Bruno, "mit ihrem blödsinnigen Modefarben-Tick!"

"Hoffentlich hast du sie in eine sandfarbene Wüste geschickt!" sagte ich.

"Iwo!" erwiderte mein Freund. "Sie wollte unbedingt noch in eine Bar. Dort tanzten wir bei bordeauxrotem Licht, schlürften ein roggenblondes Getränk und träumten von einer fleischfarbenen Zukunft. Plötzlich, während des Tanzens, machte ich schon wieder einen Fehler. Ich sagte, daß mir ihr veilchenblaues Kleid so gut gefalle. Darauf blieb Monika mitten auf der Tanzfläche stehen und hatte beängstigende Falten auf der Stirn. Es sei ein Mohair-Loop-Ensemble, korrigierte sie mich, und es sei nicht Veilchen, sondern Lagune."

"Immerhin, Bruno", sagte ich, "sind ja tatsächlich fünf Prozent der Männer farbenblind. Vielleicht gehörst du zu diesen Fünf von Hundert."

"Das meinte Moni auch. Sie erkundigte sich bei mir nach der Farbe meiner Krawatte, und als ich sagte, das sei so zwischen postkutschengelb und senffarben, belehrte sie mich eines Besseren. Das sei eine Mischung aus Mango und Kanarienvogel, stellte sie fest und fragte gleichzeitig nach der Farbe meiner noch vorhandenen Haare.

Blond! sagte ich. Aber sie widersprach abermals. Kieselfarbig, sagte sie. Zwischen Asche und Stroh! Was sagt du dazu?" lachte Bruno gequält.

Was sollte ich darauf sagen? Ich kannte diese Monika ja nicht. Aber ich kannte meinen Freund Bruno. Ich fragte: "Und wie ging diese farbenfrohe Geschichte aus?"

"Nun", sagte Bruno. "Ich brachte Moni sehr bald nach Hause. Aber anschließend genehmigte ich mir in einer noch offenen Imbißbude ein Paar khakibraune Würstchen. Es war ein sehr anstrengender Abend gewesen, und ich war so durcheinander, daß ich bei Purpurrot über die Straße lief, statt auf Schnittlauchgrün oder zumindest doch auf Puddinggelb zu warten."

"Das kann ich durchaus verstehen", sagte ich. "Ich an deiner Stelle hätte mir noch mächtig einen hinter die Binde gegossen, um den Ärger mit dieser Mode-Moni hinunter zu spülen. Hatte denn unser Stammlokal nicht mehr geöffnet?"

"Da war ich ja!" erwiderte Bruno. "Worauf du dich verlassen kannst, denn ich hatte es wirklich dringend nötig. Aber ich habe nicht viel getrunken. Nur sechs schwefelfarbene Schnäpse und vier superoxydblonde Biere."

"Na ja, dann warst du sicher am Ende kornblumenblau? " fragte ich.

"Natürlich!" lachte mein Freund Bruno. "So zwischen Preußisch-Blau und Äther ..."

 

Einkaufsbummel: Form und Farbe müssen stimmen bei der Auswahl neuer Mode. Foto: Archiv


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