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13.11.04 / Mit Charme und Pistole / Berliner Ausstellung ist den Kommissarinnen im Fernsehen gewidmet

© Preußische Allgemeine Zeitung / 13. November 2004


Mit Charme und Pistole
Berliner Ausstellung ist den Kommissarinnen im Fernsehen gewidmet

Das schafft die doch nie! Unmöglich, 'ne Frau als Kommissarin. Was soll die denn gegen Verbrecher ausrichten! Schau doch nur mal, wie die mit ihrem engen Rock und den hochhackigen Schuhen durch die Landschaft eiert ..." Das männliche Publikum war kaum angetan, als auf dem bundesdeutschen Bildschirm die ersten Frauen als Krimi-Kommissarinnen erschienen. Man traute ihnen einfach nicht viel zu, von der Spannung gar nicht zu reden.

Die Skeptiker mußten sich allerdings bald geschlagen geben.

Während Nicole Heesters als erste weibliche Ermittlerin 1977 im westdeutschen "Tatort" noch um Anerkennung ringen mußte - Sigrid Göhler sorgte schon seit 1971 im "Polizeiruf 110" des DDR-Fernsehens für Recht und Ordnung -, so hatten es ihre Nachfolgerinnen durchaus leichter. Seit den 90er Jahren gibt es geradezu eine Hochkonjunktur an Kommissarinnen auf fast allen Kanälen. In einem, allerdings gemischten, Doppelpack ist Maja Maranow in "Ein starkes Team" zu sehen. Auch Iris Berben, Senta Berger, Hannelore Hoger, Ulrike Folkerts, Sabine Postel, Maria Furtwängler, Andrea Sawatzki, Sophie Rois, Eva Mattes kämpfen allein (oder mit Unterstützung eines allzu oft hilflosen Assistenten) gegen das Böse in der Welt - und das meist erfolgreich. Hannelore Elsner war als Lea Sommer sogar derart erfolgreich, daß ihre Serie "Die Kommissarin" vom Vorabendprogramm auf einen Sendeplatz im Hauptprogramm rutschte. Die weiblichen Protagonisten wurden darüber hinaus auch mit diversen Fernseh- und Publikumspreisen wie Goldene Kamera, Bambi oder Telestar ausgezeichnet.

Diese Frauenrollen haben offensichtlich den Nerv der Zeit getroffen. Ohne als "Emanze" abgestempelt zu werden, agieren sie selbstbewußt, zeigen dennoch ihre Verwundbarkeit und ihre Schwächen. Sie sind meist Single oder alleinerziehende Mütter; bei einigen findet gar kein Privatleben statt, während andere hin und wieder doch die Schulter eines starken Mannes brauchen, um den Streß im Beruf zu bewältigen. Es sind diese Rollen, die beim Zuschauer positiv aufgenommen werden, lebensecht und realitätsnah. Das mag auch daran liegen, daß die Schauspielerinnen vermehrt Einfluß nehmen auf ihre Rolle. Hannelore Elsner und Iris Berben zum Beispiel entwickeln die Figur gemeinsam mit den Produzenten und Drehbuchautoren.

Das Berliner Filmmuseum, Potsdamer Straße 2, Filmhaus Sony Center, stellt noch bis zum 8. März 2005 in einer Ausstellung die verschiedenen Frauentypen im Fernsehkrimi und ihre Lebensentwürfe vor (dienstags bis sonntags 10-18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr). Auf einer Gesamtfläche von 600 Quadratmetern werden in zwei Räumen die Geschichten starker Frauen und ihrer Gegenspieler erzählt. Gibt es eine Kluft zwischen gesellschaftlicher Wirklichkeit und Fernsehfiktion? fragen die Kuratoren der Ausstellung Gerlinde Waz und Peter Paul Kubitz. Welche Kriminalfälle lösen die Kommissarinnen? Wie leben und was denken sie? Wie sieht ihr Privat- und Berufsleben aus? Ähnelt es dem ihrer männlichen Kollegen, oder setzen sie als weibliche Akteure neue Akzente? Exklusiv für die Ausstellung hat die bekannte Fotografin Herlinde Koelbl 14 fiktive Kommissarinnen und eine reale porträtiert, die in einer Galerie gezeigt werden. Akustische Beispiele, Inseln mit Filmausschnitten, Interviews und sogenannten "Making offs" (also Filme über die Herstellung des Films) runden das Bild ab. Es ist nunmehr die dritte Fernsehausstellung im Berliner Filmmuseum, in der die Veranstalter politische und gesellschaftliche Veränderungen mit Hilfe des Fernsehkrimis beschreiben und reflektieren wollen. Silke Osman

Iris Berben: Als Rosa Roth jagt sie Verbrecher. Foto: Koelbl / Musueum


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