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13.11.04 / Stinkdill mit guter Eigenschaft / Koriander: Ein beliebtes Gewürz nicht nur für die Weihnachtsbäckerei

© Preußische Allgemeine Zeitung / 13. November 2004


Stinkdill mit guter Eigenschaft
Koriander: Ein beliebtes Gewürz nicht nur für die Weihnachtsbäckerei

Als Gewürz wird Koriander vor allem für die Weihnachtsbäckerei genutzt, wenn der Lebkuchenteig vorbereitet wird und auch Honig, Kardamom, Zimt, Muskat, Zitronat, Succade, Rosinen auf dem Rezept stehen. Doch Koriander würzt auch Brot, Apfelkuchen und Liköre ganz ausgezeichnet, gibt Kohl- und Kartoffelgerichten einen interessanten Geschmack, Salami und Brühwurst werden oft mit Koriander gewürzt, ebenso Fisch- und Fleischgerichte, für die man auch Knoblauch schätzt. Zur Herstellung von Curry ist Koriander unerläßlich. In der indischen Küche spielt dieses Gewürz eine ganz große Rolle. Das reine ätherische Öl (Linalol) der Pflanze ist ein wertvoller Parfümbestandteil.

Die Heimat des Korianders ist das östliche Mittelmeergebiet, seine Spuren lassen sich bis 1000 Jahre vor der Christgeburt verfolgen. Inzwischen aber wächst diese Pflanze in ganz Europa, sie wird auch in Thüringen und Franken flächenmäßig angebaut. Im Samenhandel kann man das Saatgut erwerben und auch im eigenen Garten im Frühling in lockere Erde geben.

Das Kraut ähnelt der schlichten Petersilie, wird circa 60 Zentimeter hoch und blüht im Juni. Der verzweigte Blütenstand endet in mehreren Doppeldolden. Die vielen weißen oder rosa Einzelblüten haben - wie die ganze Pflanze - einen eigentümlichen Duft.

Wir Heutigen wissen kaum noch, wie Wanzen stinken. Der römische Schriftsteller Plinius Secundus verglich in seiner Enzyklopädie der Naturgeschichte den Geruch des Korianders mit dem Gestank von "koros" (Wanzen). Darum trägt die Pflanze seither diesen Namen = wissenschaftlich Coriandrum sativum, und der deutsche Volksmund nennt sie "Stinkdill", "Wanzenkraut" oder "Wanzendill".

Der unangenehme Geruch verliert sich, sobald die kugeligen Früchte reifen. Man soll die Samenköpfe gut beobachten, und die Zweige in einer Papiertüte am Strauch bergen, sobald ihre Farbe von Grün nach Strohgelb bis Hellbraun wechselt. Denn urplötzlich entspringen die reifen Samen mit einem Durchmesser von etwa drei Zentimeter ihren Kapseln. Dann schmeicheln sie unseren Nasen mit ihrem Orange-Duft. Gewürz und Droge sind das Korianderöl und die getrockneten reifen Früchte. Koriander mit weißem Brot oder Gerstenmehl ist gut bei "Antoniusfeuer!" hieß es im Mittelalter. So nannte man die Vergiftung durch Mutterkorn. Die Medizin hielt es auch für wirksam bei Milzbrand und Schweinerotlauf.

In China soll noch der Glaube verbreitet sein, daß der Genuß von Koriander unsterblich macht. Die asiatische Medizin wendet die Droge an bei Erbrechen, Hämorrhoiden, Masern, Rachenkrankheiten, Ruhr und Verdauungsstörungen.

Auch europäische Wissenschaftler konnten beweisen, daß die Wirkstoffe Coriandrol, Borneol, Campfer, Geraniol, Limonen, alpha-Pinen und die den "wanzenartigen Geruch" bedingenden Fettsäuren Appetitlosigkeit beheben können und bei Oberbauchbeschwerden helfen, vor allem bei Blähungen. Auch die antibakterielle Wirkung ist bewiesen.

Koriander ist als tassenfertiger Tee und auch als Tinktur im Handel. Die zermörserte Droge ist zum Einnehmen und auch zur Verwendung in der Küche begehrt. Nebenwirkungen sind nicht zu befürchten. Anne Bahrs


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