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Preußische Allgemeine Zeitung / 20. November 2004
Angela Merkel hat nur noch wenig mit der Frau zu tun, die 1990 mit Jesus- Latschen, Rock und Strickjacke die politische Bühne der deutschen Hauptstadt betrat. Ein bekannter Universitätsprofessor hat mir einmal im persönlichen Gespräch gesagt: "Ich dachte damals, die kann nicht mal bis drei zählen, als ich sie das erste Mal traf." Auch der Politologe Arnulf Baring soll einst über Kollegen von Angela Merkel gelästert haben: "Ein Physiker aus der DDR? Der ist doch zu nichts mehr zu gebrauchen." Angela Merkel hat an sich gearbeitet. Sie hat gelernt, ihre Reden frei zu halten, und sie macht das besser als Edmund Stoiber. Sie gestikuliert ständig mit den Händen, so als hätte ihr jemand gesteckt, daß das dazu gehört. Nur manchmal unterlaufen ihr Fehler. Am 20. Juli sprach sie über Widerstand in der Diktatur - ausgerechnet sie, die früher FDJ-Sekretärin war - und über die Einheit Deutschlands. Sie sagte: "Wir von der CDU haben uns immer für die Einheit eingesetzt. Nicht um jeden Preis. Aber um den Preis der Freiheit haben wir sie hergestellt. Und das war auch gut so." Wie bitte? Angela Merkel hat eben gesagt, daß wir die Freiheit für die Einheit aufgegeben haben, auch wenn sie das Gegenteil gemeint hat. Und so findet sich der aufmerksame Zuhörer in einer skurrilen Szene, in der Angela Merkel Quatsch erzählt, alle anderen Zuhörer aber klatschen. Vor drei Wochen war wieder so ein Termin, aber diesmal bekamen es alle mit, als etwas falsch lief. Während sie die Festrede bei der Vergabe eines Preises des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) im Hamburger Bahnhof in Berlin-Tiergarten hielt, klingelte ein Telefon. Nicht irgendeines, sondern das der CDU-Bundesvorsitzenden. Schon ein wenig peinlich. Dabei hat sie inhaltlich wirklich viel zu sagen, denn ihre Konzepte sind die richtigen, die von Stoiber die falschen. Die von Schröder sowieso. Sie will die "Neue Soziale Marktwirtschaft", sagt sie. Zweifel, ob sie wirklich so vieles besser machen kann, sind trotzdem erlaubt. Denn wo war Angela Merkel in den acht Jahren im Bonner Kabinett Kohl? Sie hat die ganze Kohlsche Politik doch mitgetragen, die die Misere von heute mitverursacht hat. Wie ernst ist es ihr mit dem Abbau des Sozialstaats, der den Bürger entmündigt und immer höhere Abgaben produziert, wirklich? Die Krise der letzten Wochen hat sie so gut wie überwunden. Aber wenn sie 2006 ins Kanzleramt will, dann muß sie solche Fragen noch beantworten - das Telefon bei Vorträgen ausschalten und Versprecher vermeiden reicht allein nicht. |