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Preußische Allgemeine Zeitung / 20. November 2004
Ein Interview der rechtskonservativen Wochenzeitung Junge Freiheit (JF) mit Egon Bahr, dem Weggefährten Willy Brandts, hat die Sozialdemokraten in erhebliche Verlegenheit gebracht. Der 15. Jahrestag des Mauerfalls, die "Flucht der Deutschen nach Europa" und das langsame Wachsen eines neuen deutschen Patriotismus waren die Themen des kurz vor dem 9. November veröffentlichten Gesprächs, das in Bahrs Büro im Willy-Brandt-Haus, der Berliner Parteizentrale der SPD, geführt wurde. Die Deutschen seien "gezwungen zu lernen, wieder eine ganz normale Nation zu sein", lautete das Fazit des früheren SPD-Spitzenpolitikers. Im rot-grünen Lager reagierte man irritiert auf Bahrs Äußerungen in der JF. "Wir hatten keine Kenntnis von dem Interview. Die Junge Freiheit ist im Willy-Brandt-Haus nicht erwünscht", sagte eine SPD-Sprecherin gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Der für den "Kampf gegen rechts" zuständige SPD-Abgeordnete Edathy erklärte nach Rücksprache mit SPD-Chef Müntefering und dem Generalsekretär der Partei Benneter es sei "Konsens, daß man einer solchen Zeitung kein Interview gibt". Besonders pikiert zeigten sich die Sozialdemokraten wegen der Bemerkung Bahrs: "Ich kenne übrigens keine Zeitung, die die Erinnerung an den 20. Juli so leidenschaftlich engagiert, so ernst und so ausführlich behandelt hat wie die Junge Freiheit." Bahr verteidigte das umstrittene Interview und auch seine positiven Äußerungen zum Nationalstolz gegen die Kritik aus der eigenen Partei. Er bleibe bei dem Satz, "ich bin stolz ein Deutscher zu sein", sagte der 82jährige ehemalige Vordenker der sozialliberalen Neuen Ostpolitik. Ohne Stolz auf die eigene Nation "kann ich nicht leben", so Bahr gegenüber dem Berliner Tagesspiegel. Sein fast zweiseitiges Interview in der JF endete mit den Sätzen: "Brandt hat sich zu seinem Land bekannt. Sein Kniefall hat deutsche Schuld bezeugt. Aber kein Volk kann dauernd kniend leben." FPP |