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20.11.04 / Unverändert menschenverachtend / Ehemalige DDR-Offiziere über "Unrechtsurteile" gegen die Mauerschützen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 20. November 2004


Unverändert menschenverachtend
Ehemalige DDR-Offiziere über "Unrechtsurteile" gegen die Mauerschützen

Pünktlich zum 41. Jahrestag der Errichtung der Berliner Mauer veröffentlichte der frühere Generaloberst und Chef der DDR-Grenztruppen mit weiteren 14 Offizieren ein Buch über ihre einstige Tätigkeit. Der Leser erfährt darin, daß die anfangs noch offene Grenze der DDR zur Bundesrepublik und zu West-Berlin "auf Dauer nicht hinnehmbar" gewesen sei. Die berüchtigten Worte Ul-brichts kurz vor dem Mauerbau, "niemand denke an Derartiges", sucht man indes vergebens; um so häufiger wird betont, diese sollte primär dazu beitragen, "Militäraktionen der Nato zu verhindern". Ob der DDR-Generaloberst tatsächlich so naiv war, ein bloßes Mauerwerk hätte im Zeitalter von Raketen und Überschallflugzeugen solche verhindern können? Die Existenz der Grenztruppen in Berlin war "ein Beitrag dafür, daß der Kalte Krieg keine heißer wurde". In bestem Parteichinesisch schreiben die Autoren weiter, es sei ein "humanistisches Anliegen der DDR" gewesen, "das Leben als höchstes Gut zu achten". Sollten sie das genaue Gegenteil, nämlich die ständige Haßpropaganda der Grenzer gegen DDR-Fliehende und den Westen völlig vergessen haben? Wirklich verlogen sind die Worte, die Opfer an der Mauer seien "weder gewollt noch beabsichtigt" gewesen. Flüchtende DDR-Bewohner hätten über die Gefahren gewußt, so daß der Einsatz von Schußwaffen gegen sie "niemals ursächlich für den Tod eines Grenzverletzers" gewesen sei. Die Konsequenz: "Tatsächlich haben die Grenzverletzer ihren Tod selbst verschuldet"!

Zu den Gerichtsprozessen nach der Wiedervereinigung gegen Mauerschützen muß man lesen, diese hätten "im Interesse der sozialistischen" Gesellschaft gehandelt. "Sie begingen daher keine Straftat". Eigentlich hätten sie "alle freigesprochen werden müssen", doch die Richter fällten reine "Unrechtsurteile".

Aufschlußreich an dem Buch bleibt die Feststellung, daß das menschenverachtende Denken der Autoren bis heute unverändert geblieben ist. F.-W. Schlomann

Klaus-Dieter Baumgarten und Peter Freitag (Hrsg.): "Die Grenzen der DDR", edition ost, Berlin 2004, 448 Seiten, 19,90 Euro


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