Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
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Preußische Allgemeine Zeitung / 04. Dezember 2004
Was ist das Besondere am Standort Deutschland? Was könnte ihn für
Investoren so attraktiv machen, daß sie lieber hier als anderswo Arbeitsplätze
errichten oder zumindest nicht abbauen? Die Obstbäume im alten Land nahe Hamburg zählen wohl nicht zu den
herausragenden Standortfaktoren - auch wenn die an ihnen reifenden Früchte
zweifellos zum Leckersten und Bekömmlichsten ihrer Art gehören. Selbst ihre
Erzeuger nähren sie eher schlecht als recht; die Preise seien so tief gefallen,
daß der Anbau sich kaum noch lohne, hörten wir bei sommerlichen Ausflügen in
das Land hinter dem Elbdeich immer wieder von den Obstbauern. Dennoch weigern sich einige von ihnen hartnäckig, ihren angeblich so
unrentablen Grund an den benachbarten Airbus-Konzern zu verkaufen - zum
stolzen Preis von über 60 Euro pro Quadratmeter. Die Flugzeugbauer wollen ihr
Werk in Hamburg-Finkenwerder ausbauen, müssen aber für den neuen Super-Jet A
380 die Start- und Landebahn verlängern. Im Verkaufs- und Enteignungspoker verbuchten die Airbus-Gegner zunächst
einen Etappensieg. Die meisten verkauften dann doch, als die Preise hoch genug
geschraubt waren. Am Ende sind jetzt drei störrische Eigentümer übrig,
darunter die evangelische Kirchengemeinde, die ein unbebautes und ansonsten
ziemlich nutzloses Grundstück als Blockadewaffe einsetzt - reichlich
unchristlich, wie die zuständige Bischöfin Jepsen meint. Ob, wann und zu welchen Konditionen es vielleicht doch noch zu einem Verkauf
oder einer Enteignung kommt, hat nicht nur für die direkt Betroffenen
Bedeutung. Für die engere Region geht es kurzfristig um 100, mittelfristig um
einige tausend hochqualifizierte Arbeitsplätze, für rund 300 mittelständische
Zulieferer langfristig um die Existenz. Wie das Hamburger Oberverwaltungsgericht
angesichts solcher Perspektiven dazu kommen konnte, ein öffentliches Interesse
am Airbus-Ausbau zu verneinen, entzieht sich dem gesunden Menschenverstand. Darüber hinaus aber hängt von diesem Fall das Renomée des Standorts
Deutschland insgesamt ab. Sollten sich tatsächlich ein paar sture Obstbauern,
tatkräftig unterstützt von weltfremden Kirchenvorstehern und
Verwaltungsrichtern, gegen den "Rest der Welt" durchsetzen, wird sich
künftig jeder internationale Investor noch genauer als bislang schon
überlegen, ob er mit seinem Kapital nicht lieber in eines unserer
Nachbarländer gehen und dort Arbeitsplätze schaffen soll. Im Ausland, wo die
Hamburger Vorgänge aufmerksam verfolgt werden, könnte man zu der Auffassung
gelangen, die Deutschen hätten es wohl nicht nötig, sich um Wachstum und
Arbeitsplätze zu bemühen. Besonders aufmerksame Blicke richten sich aus Frankreich auf Finkenwerder. In
Toulouse, am Fuße der Pyrennäen, sähe man die für Hamburg vorgesehenen
Produktionsanteile lieber bei sich angesiedelt. Hartnäckig halten sich
Gerüchte, südfranzösische Kommunalpolitiker seien den Startbahngegnern im
Alten Land weit über alle rechtlich und moralisch vertretbaren Maße hinaus zu
Diensten gewesen, etwa mit vertraulichen Informationen, wo man am besten
Grundstücke zu Blockadezwecken kaufen sollte. Selbst Airbus-Konkurrent Boeing
im fernen Seattle (der gerade einen sicher gewähnten Milliarden-Auftrag an die
Europäer verloren hat) soll "selbstlose" Helfer mit mehr als "einer Hand
voll Dollars" an die Elbe entsandt haben. Noch findet der Standort D. also
internationale Beachtung. wenn auch nicht in unserem Sinne. H.J.M. Im Visier: Der Ausbau des Airbus-Werks in Hamburg-Finkenwerder erregt die
Gemüter - siegt der Erhalt dörflicher, landwirtschaftlicher Strukturen oder
der Aufbau neuer, für die Zukunft des ganzen Landes wichtiger Arbeitsplätze?
Foto: pa |