25.04.2024

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04.12.04 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 04. Dezember 2004


Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

in der "Familie" von Folge 47 hatte ich nach den Angehörigen von Flüchtlingskindern gefragt, die im Urnenfeld der in Dänemark verstorbenen Heimatlosen auf dem Westfriedhof in Kopenhagen ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Heute geht es wieder um Kinder, die noch leben - nun allerdings 60, 70 Jahre und noch älter sein dürften. Damals waren die jüngsten drei, die ältesten 17 Jahre alt, als sie am 28. März 1945 in Gotenhafen und Hela an Bord des U-Bootes gingen, das sie über See in den Westen bringen sollte. In langer Schlangen standen die Kinder im strömenden Regen an der Pier - ohne Eltern, ohne Verwandte oder Bekannte, verloren, verlassen, aber nicht vergessen. Hilfreiche Hände hieven sie an Bord, dann legt U 3505 ab mit 110 Kindern im engen Vorschiff. Aber kaum eines schreit oder weint, sie sitzen dicht aneinander gedrängt, wiegen sich in Sicherheit. Sie wissen nichts von der Gefahr, die durch russische U-Boote und Minen vor der Danziger Bucht lauert. Kommandant Horst Willner kommt durch den feindlichen Sperriegel, bringt das Boot im Dunkel der Nacht nach Bornholm. In Rönne erhalten die Kinder, von denen viele seekrank sind, frische Milch, dann nimmt das Boot Kurs auf die deutsche Küste. In Travemünde gehen die Geretteten von Bord - wohin? Niemand auf dem Boot hat es damals gewußt, das eigene Schicksal war ja ebenso ungewiß. U 3505 sank am 4. April 1945 im Kieler Hafen.

Vergessen wurde diese Schicksalsfahrt nicht. Der Journalist und Filmautor Jürgen A. Schulz will sie dokumentieren und den weiteren Lebenslauf der geretteten Kinder verfolgen. Wo sind sie geblieben, fanden sie Angehörige, wie verarbeiteten sie diese Verlassenheit in den wohl schwersten Tagen ihres Lebens? Und: Woher kamen sie? Mit Sicherheit aus Ost- und Westpreußen sowie dem damaligen Warthegau, vielleicht waren auch Kinder aus evakuierten Familien dabei. Das alles möchte der Journalist wissen, jedes Einzelschicksal ist für ihn wichtig. Nicht nur für die dokumentarische Aufarbeitung, es ist auch ein Treffen der Geretteten mit den noch lebenden Besatzungsmitgliedern im März nächsten Jahres in Hamburg geplant. Unsere "Familie" bietet sich geradezu als Suchhilfe an, denn es handelt sich ja um Flüchtlingskinder. Und wohin sie das Schicksal auch vertrieben hat: Unsere Zeitung wird ja in aller Welt gelesen. Und wie unsere große Ostpreußische Familie hilft, das wissen wir ja! Ich hoffe, daß sich viele, viele Spuren finden und daß wir Herrn Schulz tatkräftig unterstützen können. (Jürgen A. Schulz, Hinnerkstraße 7 in 21271 Asendorf, Telefon 0 41 83 / 42 08, Fax 0 41 83 / 98 99 42.)

"Jetzt im Alter denkt man öfter über seinen Lebensweg nach und über Menschen, denen man dabei begegnet ist", schreibt unsere Leserin Erna Richter aus Wedemark. Ja, man hat vieles in den Jahren, als Beruf und Familie das Leben bestimmten, verdrängt - aber nicht vergessen. In den Erinnerungen von Frau Richter taucht nun auch verstärkt die Zeit ihrer beruflichen Ausbildung auf. Die erfolgte von April bis September 1942 in der Kaufmännischen Privathandelsschule Eugen Woywod in der Tragheimer Kirchenstraße in Königsberg. Mit zwei Mitschülerinnen hatte Erna Richter auch nach dieser Zeit noch Verbindung: Gerda Lindemann geborene Pflügge und Leni Orlowski. Beide wohnten in der Nähe von Königsberg und kamen täglich mit dem Zug zur Schule. Leni Orlowski lebte später in Wehlau. Frau Richter hat sie dort auf einer Zwischenstation ihrer Flucht aufgesucht. Die Heimatanschrift von Erna Richter war Tulpeningen, Kreis Schloßberg, später Landratsamt Schloßberg. Nun möchte sie wissen, was aus ihren Freundinnen geworden ist, ob sie die Flucht überstanden, wo sie geblieben sind? Wenn sich die Gesuchten nicht selber melden sollten, gibt es sicherlich Verwandte oder Bekannte, die über deren Schicksal etwas sagen könnten. (Erna Richter, Mittelstraße 16 - Elze, 30900 Wedemark, Telefon 0 51 30 / 4 04 19.)

Seit einigen Jahren betreibt die Sippe Pfeiffer als Nachkommenschaft des Johannes Feiffer / Pfeiffer, * 1680 im ermländischen Frankenau, intensive Ahnenforschung. Sieben Generationen nach diesem Urahn trafen sich kürzlich acht Nachfahren in Brilon (Sauerland), um Forschungsergebnisse über das Geschlecht Pfeiffer auszutauschen. Die Mehrzahl dieser Familienmitglieder sah sich dabei zum erstenmal. Das regt an, noch intensiver zu forschen und weitere Abkömmlinge des Urahns Johannes zu finden. Die könnten auch nicht direkt aus Ostpreußen stammen, denn viele Pfeiffers wanderten vor allem im 19. Jahrhundert nach Berlin, Hamburg, Sachsen, Baden, in das Ruhrgebiet und in das Elsaß aus. So waren auch unter den Teilnehmern des Treffens nicht nur Vertriebene, sondern auch Nachkommen der Auswanderer, die sich aber nicht minder für die Familiengeschichte interessieren. Eine von den in Guttstadt Geborenen, Ingelore Jordan geborene Pfeiffer, übersandte uns eine Aufstellung der ostpreußischen Orte, in denen zwischen 1680 bis 1945 nachweislich Mitglieder der Pfeiffer-Sippe wohnten, aber die umfaßt 34 Namen! Die Pfeiffers haben in Städten wie Königsberg, Braunsberg, Elbing, Marienburg, Allenstein, Guttstadt, Bischofsburg und Seeburg gewohnt wie in vielen kleinen Orten, vor allem im Ermland, so in Peterswalde, Reichenberg und Frankenau, dem Ursprungsort der Sippe. Wer glaubt, zu dieser zu gehören und sich für Familiengeschichte interessiert, möge sich bitte melden. Dann wird das nächste Pfeiffer-Treffen wohl erheblich größer! (Zuschriften an Fritz Kelling, Albrechstr. 17 in 71637 Ludwigsburg, Telefon 0 71 41 / 92 19 52, oder Christoph Detmer, Altenburger Str. 38 in 50678 Köln, Telefon 02 21 / 5 80 06 65.)

Ich habe ja schon meinen Spitznamen weg als "Wandelndes Ostpreußen-Lexikon", aber kein Wörterbuch ist allwissend. Und so kapituliere ich vor dem Wort "Eufräte". Gefunden hat es unser Landsmann Benno Krutzke in dem "Grieben Grenzlandführer Ostpreußen" von 1931. Ich hatte ihm das Büchlein zugesandt, weil er nach Unterlagen über die Wanderbewegung in Ostpreußen fragte. Er hat sich über dieses "wahre Kleinod" sehr gefreut, denn es bietet neben geschichtlichen Fakten und Hinweisen zum Wandern auch die Aufstellung der damaligen Jugendbünde und Beiträge von Agnes Miegel und Ernst Wiechert. In einem Beitrag von Dr. Franz über den "Wandervogel" findet sich nun dieses rätselhafte Wort "Eufräte" (... die mit ihrem goldhaltigen Strome dem Rad der Bewegung mehr Schwung verleihen sollten". Ich meine, es handelt sich um eine Bezeichnung für aktive Mitglieder der Wanderbewegung - altgediente "Wandervögel" werden sicherlich mehr wissen und Herrn Krutzke eine genaue Erklärung zukommen lassen. (Benno Krutzke, Neptunring 21 in 23968 Wismar, Telefon 0 38 41 / 63 66 53.)

Unsere Leserin Monika Guddas hat wieder einmal ein Kunstwerk anzuzeigen: Es ist ein alter Kachelofen, den sie in einem Haus im Kreis Gumbinnen entdeckt hat. Das heute noch beheizbare Prachtstück, das vor allem durch die kunstvolle Gestaltung der Metallteile mit allegorischen Figuren und anderen Verzierungen auffällt, ist der Stolz der heutigen Bewohner des Hauses. Es scheint geradezu ein Paradestück alter ostpreußischer Ofenbauerkunst zu sein. Frau Guddas kann hier aus bestimmten Gründen keine näheren Angaben machen, wüßte aber gerne, aus welcher Werkstatt der Ofen stammt und wer über ähnliche Arbeiten etwas sagen könnte. Ihr Anliegen ist es, den heutigen Bewohnern zu vermitteln, daß sie in einem Land von einst hoher Wohnkultur leben, von der man ja heute wirklich nicht mehr sprechen kann. (Monika Guddas, Fetschowzeile 13 in 13437 Berlin, Telefon / Fax 0 30 / 4 14 34 61, E-Mail: monika.guddas@freenet.de .)

Wieder einmal Buchwünsche: "Die altpreußische Armee 1744-1806 und ihre Militärkirchenbücher", 1939, von Alexander Lynker, und "Die Wasser-, Boden- und Deichverbände in Ost- und Westpreußen, 1868 - 1938" von Fritz Herrgeist werden gesucht von Fridolin Herrgeist, Hartmannsgrünerstr. 6 in 08233 Treuen / V., Telefon 03 74 68 / 21 12, Fax 03 74 68 / 3950.

Da wir schon beim Thema Bücher sind, muß ich ein ganz herzliches Dankeschön loswerden. Es geht an Anneliese Gawrisch in Bad Rothenfelde, in der mein Beitrag über unser berühmtes Königsberger Haus der Bücher "Gräfe & Unzer" viele Erinnerungen geweckt hat. Noch immer besitzt sie ein Masurenbuch, das sie daheim in Johannisburg bei der Buchhandlung bestellt hatte. Der Lieferung lag ein literarischer Gruß bei über die "Verwendung der Bücher". Frau Gawrisch übersandte mir eine Kopie, der ich die Worte Wilhelm von Humboldts entnehme: "Ich finde und habe es immer gefunden, daß sich ein Buch gerade vorzugsweise zu einem Geschenk eignet. Man kehrt oft dazu zurück, und erinnert sich immer des Freundes im Augenblick eines würdigen Genusses." Das gilt noch immer und gerade jetzt zum bevorstehenden Weihnachtsfest.

Eure Ruth Geede


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