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11.12.04 / Zauberhaftes Baltikum / Eine märchenhafte Urlaubsregion wartet auf ihre Entdecker

© Preußische Allgemeine Zeitung / 11. Dezember 2004


Zauberhaftes Baltikum
Eine märchenhafte Urlaubsregion wartet auf ihre Entdecker

Das Mare Balticum, die Ostsee, umspült mit ihren blaugrünen Wogen die weißen, fast menschenleeren Strände Estlands, Lettlands und Litauens. Ein ideales Urlaubsland für jede Jahreszeit. Mit urigen Hansestädten in weihnachtlichem Flair sowie sommerfrischen, schönen und unberührten Landschaften in der warmen Jahreszeit wartet eine märchenhafte Urlaubsregion auf ihre Entdecker. Das Staaten-trio ist insgesamt knapp halb so groß wie die Bundesrepublik und einmalig vielfältig.

Wußten Sie, daß sich vom größten Meteoritenkrater Europas, dem estnischen Kaali-See, bis zur breitesten Stromschnelle, Ventas rumba bei Kuldiga in Lettland (240 Meter breit), eine Feriengegend der Superlative befindet? So viel unzerstörte Natur gibt es kaum anderswo in Europa. Und doch ist die Infrastruktur so weit entwickelt, daß Reisende nicht auf komfortable Unterkünfte verzichten müssen. Schon die Kaufleute und Reisenden des Mittelalters zog die strategisch günstig gelegene Region an. Jahrhunderte kultureller Blüte sowie Begegnungen baltischer, skandinavischer, deutscher, russischer und polnischer Einflüsse verwandelten die Länder in eine der wichtigsten Kulturregionen Europas.

Am meisten überrascht Besucher jedoch sicher der nach wie vor sichtbar starke deutsche Einfluß. Schon der Sammelbegriff "Balten" kam von einem Deutschen, dem Sprachwissenschaftler Georg Nesselmann. Tatsächlich sind Litauisch und Lettisch die ältesten lebenden indoeuropäischen Sprachen und mit dem Altprußischen verwandt. Zahlreiche Städtegründungen gehen auf den Deutschen Orden zurück. Auch Gebäude und Straßen tragen aus dem Deutschen stammende Namen, wenn sie auch oft in die Landessprache übersetzt wurden.

Kiek-in-de-Kök heißt beispielsweise Tallinns (Revals) alter Pulverturm, doch statt eines "Blicks in die Küche" empfiehlt sich der Bummel über den Rathausmarkt und seinen traditionellen Weihnachtsmarkt. Tallinn, die Hauptstadt Estlands, ist die besterhaltene mittelalterliche Stadt Europas, von der sogar schon arabische Chronisten schwärmten. Auch die älteste Apotheke der Welt (1422) befindet sich dort. Wo einst Gifte gemischt wurden, wird heute in alchemistischer Atmosphäre zur Weinverkostung geladen. Die Große Gilde, das mittelalterliche Rathaus und das Schwarzhäupterhaus aus der Renaissance lassen erahnen, welchen Reichtum der Ostseehandel in früheren Zeiten einbrachte. Das Erbe der Vergangenheit wird liebevoll gepflegt, zum Beispiel an den "Tagen der Altstadt" oder in der St.-Katharinen-Passage mit ihren urigen Läden.

Nicht nur zum Städtebummel lohnt sich die Reise. Gerade für Radfahrer sind die baltischen Landschaften reizvoll. Dank des flachen, leicht hügeligen Geländes (höchste Erhebung ist der Munamägi im Südosten Estlands mit 318 Metern) bieten sich Touren durch die Nationalparks geradezu an. Warum nicht schon jetzt einen Sommerurlaub nahe den erholsam einsamen Naturparks buchen? Anderswo seltene Vögel und Pflanzen gibt es hier genug. In und um die Naturreservate laden hübsche Gehöfte zu Urlaub auf dem Land ein. Sie können Ausgangspunkt auch kulinarischer Ausflüge sein. Ob alte Kulturlandschaften oder wilde Hochmoore - Abwechslung wird der Baltikumtourist nicht vermissen.

Im "Land der Lieder", in Lettland, gibt es neben dem größten Gotteshaus des Baltikums auch einiges andere zu bestaunen. Riga, die Metropole und Hauptstadt des Landes, präsentiert sich glanzvoll als Stadt des Jugendstils. Nirgendwo auf der Welt sind über 100 Gebäude dieser Art konzentriert - eine Sinfonie aus Stein und Stuck. Einzigartig ist auch der rege Zuspruch, den Sängerfeste in den baltischen Ländern finden. Das erste fand 1873 in Riga statt. Der größte Chor der Welt tritt nicht zufällig im Baltikum auf - bis zu 30.000 Sänger faßt die Bühne von Pirita, unweit von Tallinn. Die Feste, die bei jung und alt gleichermaßen beliebt sind, bekommen sogar aus Übersee zahlreiche Gäste. In Lettland wird zudem ein großes Tanzfest ausgerichtet. Trachten und Volksmusik sind hier noch lebendige Bestandteile des Lebens.

Von der Muse werden Besucher in die lettische Nationaloper gelockt. Diesen Monat steht beispielsweise die Fledermaus von Johann Strauss (23. und 24.) auf dem Programm. Auf angemessenes Weihnachtsflair wird in den baltischen Städten besonderer Wert gelegt. Weih-nachtsmärkte und durchaus auch deutsche klassische Musik sorgen dafür ("Messias" von Händel, Riga, St. Johanneskirche 28. Dezember, 19 Uhr). Auch Ballveranstaltungen, Weihnachts-Jazz und viele andere Ereignisse lohnen einen Besuch.

Wälder und Seen locken in die naturbelassene Hügellandschaft des östlichen Litauen. Die Litauer, von jeher ein freiheitsliebendes Volk, liegen seit 1989 wieder offiziell in der Mitte Europas. Mythen durchweben Geschichte und Gegenwart des Landes. Alte Wehrburgen wie die Inselburg Trakai oder die üppige barocke Ausstattung der Hauptstadt Vilnius (Wilna) liefern Kulissen für jede Menge romantische Momente (Infos und Veranstaltungen in Vilnius im Internet: www.tourism.vilnius.lt ). Die Annenkirche am Ufer des Vilnia-Flusses wollte Frankreichs Kaiser Napoleon gar "auf Händen nach Paris tragen". Liebevoll restaurierte alte Gutshöfe und Schlösser sind lohnende Ausflugsziele. Ob man im Bernsteinmuseum in Palanga Schmuckes bestaunt oder in Kernave, dem "litauischen Pompeji", den legendären Thron des Königs Mindaugas sucht - im Land der Poesie ist der richtige Mix aus Erleben und Genießen leicht zu finden.

Einen ursprünglichen Zauber verströmen auch die Schönheiten der Flußlandschaft um die Memel. Auf den Spuren der Hanse bietet sich der Weg vom Memeldelta aus an. Heydekrug vermittelt noch heute den Charme eines preußischen Landstädtchens. Das Kleinod deutscher Kultur, das schon den Dichter Herrmann Sudermann in jungen Jahren zum Studium von Land und Leuten inspirierte, hat den Krieg weitgehend gut überstanden. Das Sudermann-Museum im Geburtsort des Dichters Matzicken oder die berühmten Fresken der Reformatoren in der evangelischen Kirche Heydekrugs lohnen ebenso einen Besuch wie das malerische Memeldelta. Gegenüber im Westen, auf der anderen Seite des Kurischen Haffs, liegt die Nehrung. Eindrucksvolle Strände, die "Sahara des Nordens" mit ihrer 60 Meter hohen Düne sind nur einige der Sehenswürdigkeiten nahe dem alten Fischerdorf Nidden mit seinen gemütlichen Gästehäusern. Als Inspirationsquell deutscher Expressionisten wie des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann vereint der Ort seit langem Kunst und Naturschönheit. In der Zilinskas-Galerie im litauischen Kaunas sind viele der Werke des Niddener Expressionismus zu sehen. Heute zieht die 100 Kilometer lange Nehrung als Weltkulturerbe der Unesco Besucher in ihren Bann.

Begibt man sich flußaufwärts, gelangt man in die einstige provisorische Hauptstadt Preußens, nach Memel, heute Klaipeda. Alte Fachwerk-häuser, der Theaterplatz mit dem 1989 wiedererrichteten Simon-Dach-Brunnen und der Bronzefigur "Ännchen von Tharau" laden zum Verweilen ein. Der einstige Zufluchtsort der Preußenkönigin Luise ist noch immer ein beliebtes Quartier. Und auch die ehemalige königliche Residenz steht noch.

Ob Sie den Biersommer in Tallin (Reval) genießen, originelle Mittelaltermärkte besuchen, den Übergang der napoleonischen Armee über die Memel als Freilichttheater bewundern oder Winterzauber erleben wollen (zum Beispiel in Vilnius mit dem Moskauer Ballett "Romeo und Julia") - das Baltikum ist eine von vielen Kulturen inspirierte Reisewelt für sich. Lassen auch Sie sich inspirieren! S. Gutschmidt

Weitere Informationen: Baltikum Tourismuszentrale, Katharinenstraße 19, 10711 Berlin, www.baltikuminfo.de

Ursprüngliche Landschaft: Ein Leuchturm auf der Insel Saaremaa Fotos: Baltikum Tourismus Zentrale

Schöne Altstadt: Blick über die Dächer von Vilnius Foto: Baltikum Tourismus Zentrale


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