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18.12.04 / Eine psychisch kranke Frau / Diesjährige Literatur-Nobelpreisträgerin brilliert durch Mißachtung aller Regeln

© Preußische Allgemeine Zeitung / 18. Dezember 2004


Eine psychisch kranke Frau
Diesjährige Literatur-Nobelpreisträgerin brilliert durch Mißachtung aller Regeln

Schon den ersten Worten des Permanenten Sekretärs der Schwedischen Akademie, Horace Engdahl, konnte man bei seiner Festrede zur Verleihung des Literatur-Nobelpreises an die Österreicherin Elfriede Jelinek Widerworte entgegenbringen. "Die Autorin ist überall und nirgends ...", aber mit Sicherheit nicht in Stockholm, "sie steht niemals ganz hinter ihren Worten", was nicht der Wahrheit entspricht, da die Preisträgerin wie angekündigt der Verleihung als erste Geehrte überhaupt fernblieb und statt dessen ein Videoband schickte.

Ansonsten war die Verleihung, insbesondere das Verhalten der Literatin, Anlaß für alle etwas auf sich haltenden Feuilletons, die Jelinek entweder über den großen Klee zu loben oder sie ungespitzt in den Boden zu rammen. Daß hierbei die Extreme obsiegten, ist bei der extremen Ausnahmekünstlerin kein Wunder.

Die für die "Zerstörung des Idyllischen" bekannte Provokateurin, die ihre literarische Fähigkeit als eine "Art Lustkotzen" bezeichnet, klagte in ihrer Videobotschaft, daß man sie nicht um ihrer selbst willen achte und daß sie wegen schwerer psychischer Störungen nicht das Haus verlassen könne.

So manche böse Zunge warf der Jelinek nach dieser Veranstaltung vor, ihre psychischen Leiden bewußt in Szene zu setzen und sich so noch interessanter zu machen. Wobei Kulturinteressierte, die allerdings nicht der sie verehrenden linken Szene angehören, in ihren Arbeiten schon öfter die Ergebnisse psychiatrischer Therapieversuche vermuteten, so abnorm, aus dem verwirrten Inneren heraus muten ihre Publikationen an.

Sollte Frau Jelinek ihre Krankheit tatsächlich bewußt in Szene setzen, wäre dies gegenüber wirklich Kranken mehr als verletzend. Ist dies nicht der Fall, fragt man sich, ob es von Seiten der Jury des Nobelpreiskomitees fair war, eine psychisch kranke Frau dem gehaßten Licht der Öffentlichkeit bewußt auszusetzen?

Abgesehen davon sagen die Begründungen der Stockholmer Jury, die Jelinek zu ehren, durchaus viel über die heutige Zeit und Kunstwelt aus. Die literarischen Genres "verschwimmen bis zum Verschwinden" unter Jelineks Händen, so Engdahl. Ihre Stücke seien nicht Theater, sondern "Texte zum Gesprochen-Werden, befreit von der Tyrannei der dramatischen Rollen". Auch ihre Prosa "zerbricht freudig die Gesetze der klassischen Erzählkunst". Auch beleuchte die Jelinek alles mit ihrem Leben spendenden Zorn.

Kurzum, wer die jahrhundertealten Regeln vollkommen bricht, nichts liebt und achtet, sondern alles haßt und in den Schmutz zieht, der kann mit einer Ehrung rechnen. E. D.


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