Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
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Preußische Allgemeine Zeitung / 25. Dezember 2004
Christkindl-Markt, Eiszapfen, Kerzen und Weihnachtslieder – das alles verbindet
sich mit der Weihnachtszeit. Aber auch: Edelmarzipan, Christ-Stollen, Glühwein
und Gänsebraten. Und hinterher einen Schnaps – wegen der Verdauung.
Die Vorfreude auf all diese appetitlichen Kostbarkeiten wurde vergangene Woche
von der Bundesverbraucher-Ministerin Renate Künast heftig getrübt. Sie stellte
den Ernährungsbericht 2004 vor. Das Fazit der Grünen-Politikerin: „Wir essen zu
süß, zu viel und zu fett.“ Außerdem bewegen wir Deutsche uns zu wenig und sitzen
zu lange teilnahmslos vor der Glotze.
Zu den Erkenntnissen der Statistiker aus dem Hause Künast gehört die Tatsache,
daß es immer noch starke „Ost-West“-Unterschiede gibt. Auch fünfzehn Jahre nach
der Wende ernähren sich die Menschen in den neuen Bundesländern noch immer
ungesünder als die Wessis. Auch quer durch Berlin verläuft noch immer eine Art
Sektorengrenze – auf der Speisekarte.
In Ost-Berlin werden mehr Fleisch- und Wurstwaren verzehrt (alleine an
Schweinefleisch 25 Prozent mehr als im Westen!). Dafür wird in West-Berlin mehr
Käse konsumiert. Hier die täglichen Trinkgewohnheiten: Neun Gramm Spirituosen
und 150 Gramm Bier im Osten, nur acht Gramm Spirituosen und 120 Gramm Bier im
Westen. Hinzu kommt, daß im Osten auch weniger Sport getrieben wird.
Dies sind auch Spätfolgen der Mangelwirtschaft. Jeder Genuß wird voll
ausgekostet. Die Kalorien-Anzahl spielt keine Rolle. Langfristig kommt das
natürlich uns alle teuer zu stehen. Für die Spätfolgen – von
Herz-Kreislauf-Schwierigkeiten bis hin zu seelischen Problemen – muß letztlich
der Beitragszahler der Krankenkasse aufkommen.
Bevor jetzt die rot-grünen Gesellschafts- Ingenieure ans Werk gehen und die
Werbe- und Nahrungsmittelindustrie mit Verboten und Steuern drangsalieren,
folgender Vorschlag: Bei der Reform des Gesundheitssystems sollte auch der
individuelle Lebenswandel berücksichtigt werden. Wer säuft, qualmt und
hemmungslos futtert, sollte dies nicht auf Kosten der Allgemeinheit tun dürfen.
Niemand soll auf seine Weihnachtsgans verzichten müssen. Es sollten aber Anreize
geschaffen werden, sich nach dem Fest wieder vernünftig und ausgewogen zu
ernähren – und zwar in Ost- wie in West-Berlin. |