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Preußische Allgemeine Zeitung / 25. Dezember 2004
Ein Quantum, na das ist schon was,
zumeist ein ganzer Haufen,
und Sprünge machen wirklich Spaß,
viel mehr als stures Laufen.
Der Quantensprung ist deshalb sehr
beliebt bei Redakteuren –
und erst bei Rednern, die noch mehr
auf Murks-Metaphern schwören!
Gewiß war auch der Mao-Tse-Tung
ein toller Quantenspringer –
nach langem Marsch der große Sprung
als wahrer Quotenbringer ...
Wie staunen Planck und Heisenberg
ob solcher Metaphorik!
Ihr Quant ist doch ein rechter Zwerg,
zu klein für Schwulst-Rhetorik.
Und wenn er springt, erreicht er nur
das nächste freie Plätzchen –
das blinde Wirken der Natur
erlaubt ihm keine Mätzchen!
Er würde – der Physik zum Hohn –
darüber selbst zerspringen,
nur ist er ja das Kleinste schon,
so kann es nie gelingen.
Im Grunde springt auch nicht der Quant
zum Gaudium der Gaffer:
Der „Quantensprung“, so oft verkannt,
ist selbst bereits Metapher!
Und Meta-Metaphorik führt
zumeist in schräge Lagen,
drum soll man niemals ungerührt
und krampfhaft übertragen!
Was dient beim „Sprung“ als Kernidee,
metaphernhaft gedrechselt?
Daß mikrophysikalisch jäh
ein „Quantenzustand“ wechselt.
Der Punkt, der springen muß, besteht
im Kippen, sprunghaft schnellen,
zudem ist dieses stets diskret,
nie stetig vorzustellen!
Wie hilft man auf die Sprünge nun
den Quantensprung-Banausen,
die – gegen Wissenschaft immun –
in Makrowelten hausen?
Wo gleitend sich was ändert bloß,
bei Druck und Pegel eben,
bei Tempo, sei es noch so groß,
ist „Quantensprung“ daneben.
Das Wort ist ebenso verfehlt
bei kalkulierten „Raten“,
wozu man Geldentwertung zählt
und kriminelle Taten.
Gehaltserhöhung? Da ist’s gut –
doch auch bei Kürzung, leider,
bei Kurzschluß, gleichfalls Grund zur Wut,
bei neuem Maß der Kleider.
Es paßt bei Eisprung und Geburt,
beim Schließen einer Lücke,
bei Hirnschlag, Aufprall ohne Gurt
und Einsturz einer Brücke.
Ich hoffe, nun vergeht die Lust,
mit „Quantensprung“ zu blenden,
drum sollte man den Quantenfrust
am besten ganz beenden.
Pannonicus |