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08.01.05 / 750 Jahre Königsberg / Wie Deutsche und Russen das Jubiläum in der Pregelstadt begehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 1 vom 08. Januar 2005

750 Jahre Königsberg
Wie Deutsche und Russen das Jubiläum in der Pregelstadt begehen

Aus Anlaß des 750. Stadtjubiläums von Königsberg sind dieses Jahr zahlreiche Projekte und Veranstaltungen vorgesehen. So soll Königsberg eine neue Parkanlage erhalten, die von den Partnerstädten gestaltet werden soll. Und in Rauschen ist eine Miniaturstadt "Königsberg vor 500 Jahren" im Entstehen. Diese wird nach historischen Stadtplänen der Altstadt auf einer Stellfläche von zwölf mal 14 Metern in Miniaturgröße nachgebaut. Der Stadtteil Kneiphof ist schon fertig, Löbenicht und Steindamm stehen vor ihrer Vollendung. Da Häuser und ganze Stadtviertel in Königsberg oft umgebaut wurden, legte man dem Modell zwei Stadtpläne aus dem 16. Jahrhundert und zeitgenössische Stiche zugrunde. Die aus Lehm gebrannte Miniaturstadt gehört zum Hotel "Hoffmanns Haus", dessen Inhaber Boris Bartfeld als begeisterter Geschichtskenner und einfallsreicher Dekorateur bekannt ist.

Auch Moskau läßt sich das Stadtjubiläum Königsbergs offenbar etwas kosten. So will der Kreml 1,5 Milliarden Rubel (rund 40 Millionen Euro) unter anderem für die Restaurierung des Königstors und des Stadtzentrums sowie für den Neubau eines historischen Stadtviertels am Pregelufer dazugeben.

Vor der Universität oder am Dom soll auf Initiative der Stiftung Königsberg das Herzog-Albrecht-Denkmal aufgestellt werden, für das auch die Landsmannschaft Ostpreußen - Treuespende e.V. einen namhaften Betrag zur Verfügung gestellt hat.

Schon ab April werden viele Königsberger ihre Vaterstadt besuchen. Da jedoch die meisten in den Sommermonaten anreisen werden, hat die Stadtgemeinschaft Königsberg ihre deutsch-russischen Veranstaltungen vornehmlich in die Zeit vom 1. bis 14. August gelegt.

In dieser Zeit sind auch sechs vom Museum Stadt Königsberg unter der Federführung von Lorenz Grimoni und Dr. Eberhard Neumann zum Stadtjubiläum organisierte Ausstellungen zu sehen. Im Universitätsgebäude an der ehemaligen Cranzer Allee wird eine visuelle Chronologie mit Texten sowie Bildern und Karten zum Thema "750 Jahre Königsberg - Wachsen und Werden der Stadt durch die Jahrhunderte" sowie "Königsberg in den 30er Jahren auf Teilstadtplänen und Postkarten" präsentiert. "Europäische Dimensionen der Königsberger Naturwissenschaftler im 19. Jahrhundert" werden im Unigebäude am ehemaligen Paradeplatz aufgezeigt. Zum Thema "100 Jahre Königsberger Kunstakademie (1844 bis 1944)" werden Gemälde, Aquarelle, Lithographien, Radierungen und Scherenschnitte in der Galerie am Moskau-Prospekt gezeigt. Unter dem Titel "Schattenland Ströme" wird im Museum für Geschichte und Kunst in der ehemaligen Stadthalle am Schloßteich eine Fotoausstellung zu Johannes Bobrowski zu sehen sein. Und das Schiller-Museum in Marbach am Neckar macht die Besucher des Deutsch-Russischen Hauses mit "Königsberger Demokraten im 19. Jahrhundert" bekannt.

Jeweils um 11 Uhr beginnt am 7. August im Dom ein ökumenischer Gottesdienst mit katholischer, evangelischer, orthodoxer und jüdischer Beteiligung sowie am 14. August im evangelisch-lutherischen Gemeindezentrum ein evangelischer.

In der ersten Augusthälfte finden auch fünf Konzerte statt, die von der Stadtgemeinschaft zum Teil mitfinanziert wurden und allesamt um 19 Uhr beginnen.

Den Beginn macht am 5. August das Eröffnungs-Festkonzert im Dom. Es spielen die Königsberger Symphoniker unter Leitung von Arkadi Feldman. Zu hören werden sein die Ouvertüre aus "Die lustigen Weiber von Windsor" von Otto Nicolai, Arnold Brenings 9. Symphonie, die sogenannte Königsberger, und Jeffrey Praters Oratorium "Veni Creator Spiritus".

Am Montag, dem 8. August, findet in der Philharmonie, der früheren Kirche zur Heiligen Familie, ein Orgelkonzert statt mit Werken Beethovens, Bruchs, Guimans' und Feldmans, darunter auch Beethovens Neunte.

Zwei Tage später, am 10. August, werden die Königsberger Symphoniker im Dom ein weiteres Mal zu hören sein. Auf dem Programm stehen diesmal Werke von Alexandr Porfirjewitsch Borodin, Modest Petrowitsch Mussorgski, Nikolai Andrejewitsch Rimski-Korsakow und Johannes Brahms, darunter auch "Ein deutsches Requiem".

Wiederum zwei Tage später geben die Königsberger Philharmoniker im Deutsch-Russischen Haus ein Freiluft-Serenaden-Konzert.

Den Abschluß bildet am 13. August ein Konzert der Philharmoniker im Dom mit Werken von Alexander Leadow und Carl Orff, darunter die "Carmina Burana".

Alle Königsberger, die sich am ersten Augustwochenende in der Pregelmetropole aufhalten, lädt die Stadtgemeinschaft zu einem gemeinsamen Tag in die Räumlichkeiten der Auferstehungsgemeinde ein. Das Programm beginnt um 11 Uhr mit einer gemeinsamen Morgenandacht mit Probst Heye Osterwald und den deutsch-russischen Gemeindegliedern. Anschließend gibt es die Gelegenheit, an einem von den Gemeindemitgliedern organisierten Mittagessen teilzunehmen. Es folgt ein buntes Programm mit Ansprachen des Stadtvorsitzenden Klaus Weigelt und eines Vertreters der russischen Stadtadministration, mit Musik- und Tanzdarbietungen und gemeinsamem Singen sowie mit viel Zeit für persönliche Gespräche, denn der Nachmittag soll Gelegenheit bieten, neue Menschen kennenzulernen, einander auszutauschen und viel Freude zu erleben.

Wie der Königsberger Expreß in seiner jüngsten Ausgabe mitteilt, wird ein Schwergewicht der russischen Feierlichkeiten auf den ersten drei Julitagen liegen. Für den 1. Juli, "Tag der Stadt" genannt, den man unter das Motto "Eine Stadt - eine Geschichte" gestellt hat, ist neben der Kranzniederlegung am Ehrenmal für 1.200 gefallene Gardesoldaten und der Einweihung des restaurierten Königstores ein historischer Umzug vorgesehen, dessen Zusammensetzung Aufschluß über das offizielle russische Geschichtsbild gibt. So sind an Bildern vorgesehen die Prussen, Ottokar und Adalbert, die "Große Gesandtschaft" Rußlands mit Zar Peter dem Großen an der Spitze, Rotarmisten, die ersten Neusiedler sowie Hochseefischer etc.

Hinsichtlich des 2. Juli wird der Anspruch auf Königsberg bereits im Tagesmotto deutlich - "Eine russische Stadt inmitten Europas". An diesem sogenannten Tag des Heimatlandes soll die russisch-orthodoxe Christi-Erlöser-Kathedrale eingeweiht, die Jubiläumsstafette von der russischen Stadt St. Petersburg übernommen, der sogenannte Freundschaftspark eingeweiht und eine neue Zugbrücke über den Pregel feierlich in Betrieb genommen werden.

Für den 3. Juli schließlich, der als "Tag Europas" unter dem Motto "Kaliningrad - Schnittpunkt von Rußland und Europa" stehen soll, sind als Programmpunkte die Eröffnung eines russisch-europäischen Jahrmarktes, eine Yachtregatta im Hafen und die Einweihung einer Gedenktafel für Immanuel Kant unter Beteiligung Putins und Schröders geplant. Der krönende Abschluß der Feierlichkeiten soll eine Lasershow werden. E. B.

Königsberger Dom: Nicht nur Wahrzeichen der ostpreußischen Hauptstadt, sondern auch Veranstaltungsort dreier von der Stadtgemeinschaft mitfinanzierter Jubiläumskonzerte Foto: pa


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