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15.01.05 / Ich habe nichts für die Flutopfer gespendet / Hans-Joachim

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 2 vom 15. Januar 2005

Ich habe nichts für die Flutopfer gespendet
Hans-Joachim von Leesen über zweierlei Maß und Schröders Großzügigkeit mit fremdem Geld

Ich habe nichts für die Flutopfer in Asien gespendet, aber eigentlich wollte ich es. Da überschwemmte uns das Fernsehen mit grauenhaften Bildern, da drangen die Politiker in uns, großzügig zu spenden, da ermahnten uns die Tageszeitungen, mildtätig zu sein und nicht zuletzt angesichts unserer deutschen Vergangenheit den Notleidenden finanziell zur Hilfe zu kommen, und dann langte gar die Bundesregierung tief in die Steuerkasse.

Natürlich war die Flutwelle in Südostasien furchtbar; die Betroffenen verdienen Mitleid und Hilfe. Und dennoch habe ich mein Überweisungsformular nicht für eines der überall veröffentlichten Konten der zahlreichen Katastrophenhilfsfonds ausgefüllt.

Es kam eine Zeitschrift dazwischen, die von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen wird, obwohl sie es verdient hätte. Ein Nachbar, selber ein Opfer, brachte mir die neueste Nummer der Zeitschrift Der Stacheldraht, ein lesenswertes kleines Blatt, herausgegeben von der „Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft“ und dem „Bund der Stalinistisch Verfolgten“. Und auf dessen erster Seite las ich etwas, was mich ebenso tief berührte, wie es mich wütend machte.

Die Verbände jener, die Opfer der Sowjets wie der DDR-Kommunisten wurden, haben nämlich auf ihrer letzten Mitgliederversammlung zu einer Spendenaktion für jene deutschen Frauen aufgerufen, die bei Kriegsende von den Sowjets in die UdSSR verschleppt wurden und dort jahrelang schwerste Zwangsarbeit leisten mußten. Wer von ihnen heute noch lebt, dem geht es meist schlecht. Das Schuften in eisiger Kälte, in Bergwerken, auf dem Bau, dazu die mangelhafte Ernährung und die Gewalt, der sie ausgesetzt waren, das alles hat ihre Gesundheit zerrüttet. Aber wie können sie vor den staatlichen Institutionen nachweisen, daß ihre Leiden dort ihren Anfang nahmen?

Von Entschädigungsregeln sind die Frauen ausgenommen. Sie bekamen auch keinen Rentenausgleich. Wenn sie in Einzelfällen Anträge stellen, angesichts ihrer Notlage einen Betrag aus der Stiftung für ehemalige politische Häftlinge zu erhalten, werden sie in der letzten Zeit überwiegend abgewiesen mit der Begründung, es sei kein Geld für sie vorhanden. Nun wollen ihre Leidensgenossen aus den beiden Opferverbänden sammeln. Und sie bitten auch die Politiker in den Parlamenten um ihre private Hilfe, „wenn schon der Staat keine Hilfe leisten kann“.

Aus Ostpreußen, Pommern, Schlesien, dem Sudetenland, aus Westpreußen, Posen und Danzig deportierte die Sowjetmacht zu Zigtausenden Mädchen und Frauen, häufig auch die Kinder, damit sie als „Reparationsgefangene“ in Bergwerken, in Fabriken und auf Kolchosen schwere körperliche Arbeit leisten. Ein großer Teil kam schon auf dem Transport zu den Arbeitslagern zu Tode. Vergewaltigungen durch ihre gewalttätigen Wärter waren an der Tagesordnung. Sie litten in den Lagern unter Hunger und unsäglichen sanitären Verhältnissen. Wieviele es waren, ist nicht mehr genau festzustellen: Freya Klier, die sich sehr um die deportierten Frauen gekümmert hat, schreibt von 450.000 verschleppten Frauen und Mädchen, das Deutsche Rote Kreuz nennt 530.000, von denen 229.000 umgekommen seien. Anderswo liest man, so im Focus, von mehr als einer Million verschleppter Zivilisten, darunter 840.000 Frauen, wobei nicht nur die in den von der Roten Armee eroberten Gebieten wohnenden Zivilisten gemeint sind, sondern auch Wehrmachtshelferinnen und Rote-Kreuz-Schwestern, die in Kriegsgefangenschaft gerieten. Ende 1950, nach mehr als fünf Jahren, kehrten 300.000 von ihnen zurück. Hunderttausende verloren ihr Leben: umgebracht, verhungert, an Seuchen dahingerafft, vor Schwäche gestorben.

Und für die Übriggebliebenen, von denen wohl alle an Leib und Seele geschädigt wurden, hat jetzt die Bundesrepublik Deutschland kein Geld.

Stolz verkündete unser Kanzler im Fernsehen, das Kabinett habe beschlossen, daß Deutschland 500 Millionen Euro für die Flutopfer zur Verfügung stellen werde. Damit überholt die Bundesrepublik alle übrigen Staaten bei weitem. Großbritannien und Italien spenden jeweils 70 Millionen Euro, Frankreich 55 Millionen Euro, alles Staaten, die mit Deutschland vergleichbar sind. Das Bruttosozialprodukt pro Kopf der Bevölkerung ist bei manchem sogar höher. Und der reichste Staat der Welt, die USA, bleibt hinter der Großzügigkeit der Bundesregierung zurück: Die USA, die allen Grund haben, sich bei den moslemischen Staaten Liebkind zu machen, bringen gerade einmal 265 Millionen Euro für Südostasien auf bei einem Bruttosozialprodukt, das fünfmal so hoch ist wie das der Bundesrepublik. Dafür aber nimmt Deutschland mit einer Staatsverschuldung von weit über einer Billion vierhundert Milliarden Euro (bei einer Pro-Kopf-Verschuldung von 17.159 Euro) in der Europäischen Union die erste und mit seinem Wirtschaftswachstum die letzte Stelle ein.

Muß man da wirklich bei aller Anerkennung der Not nach der Devise „Dicktun ist mein Leben“ das Geld, das der Staat nicht hat, mit vollen Händen ausgeben? Der Finanzminister behauptete, dafür brauche man keine zusätzlichen Schulden aufzunehmen, und der Bundeskanzler wehrte kritische Fragen von Journalisten nach der Finanzierung unwirsch ab: „Diese Frage muß man nicht unbedingt jetzt erörtern.“ Die Öffentlichkeit wird offensichtlich irre geführt. Woher soll das Geld kommen?

Die Großzügigkeit mit fremdem Geld kann nur mit dem Erhöhen der Staatsschulden bezahlt werden.

Angesichts der überbordenden, dem eigenen Land gegenüber unverantwortlichen Spendierfreude der Bundesregierung den Fernsten gegenüber habe ich mich entschlossen, meine bescheidene Spende auf das Konto der notleidenden ehemals deportierten deutschen Frauen zu überweisen, für die unser Staat kein Geld hat.

Einseitig: An allen Ecken und Enden wird der Bundesbürger zum Spenden für die Opfer der Flutkatastrophe aufgerufen. Foto: DRK


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