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15.01.05 / Zu viele offene Fragen / Ex-US-Spion berichtet über seine Arbeit während des Kalten Krieges

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 2 vom 15. Januar 2005

Zu viele offene Fragen
Ex-US-Spion berichtet über seine Arbeit während des Kalten Krieges

Milt Bearden, der Autor des Buches „Der Hauptfeind – CIA und KGB in den letzten Tagen des Kalten Krieges“, ist zweifellos eines der interessantesten Mitglieder des US-Geheimdienstes. Er beschreibt in seinem jetzt auch ins Deutsche übersetzten Buch seine einstigen verdeckten Operationen in der Sowjetunion und in Afghanistan. An vorderster Front erlebte er den Untergang der DDR; gewiß nicht zufällig erhielt er das Bundesverdienstkreuz, das bis heute keinem anderen CIA-Bediensteten verliehen wurde.

Der Leser erfährt von etlichen Russen, die angesichts ihres Hasses gegen ihr kommunistisches System den Weg zur US-Spionage fanden. Die meisten dieser „Freiwilligen“ waren indes Gegen-Agenten des KGB mit dem Ziel, durch Falschinformationen zu verwirren. Ein echter Spion hingegen war ein KGB-Oberstleutnant in der Bonner Sowjetbotschaft, der offiziell für die Tass-Presseagentur arbeitete, zugleich aber auch für die CIA – was er später in Moskau mit einem Todesurteil bezahlen mußte. Ohnehin wurden 1985 viele russische CIA-Helfershelfer in der UdSSR verhaftet, wahrscheinlich durch Verrat zweier KGB-„Maulwürfe“ in den US-Diensten.

„Der Hauptfeind“ ist ein überaus interessantes Buch. Merkwürdig aber erscheinen die Ausführungen über die DDR: Gewiß wird eine Unterredung des CIA-Leiters in Berlin mit Generaloberst Großmann richtig wiedergegeben, doch ausgerechnet die sehr aufschlußreichen, in der US-Ausgabe des Buches vorhandenen Worte dieses Leiters der DDR-Spionage „Wir wissen, daß Ihr Dienst besser ist als unser“ fehlen in der deutschsprachigen Ausgabe. Zutreffend ist, daß die „Rosenholz“-Unterlagen der Stasi damals nicht in Berlin – wie oft behauptet wird – sondern in Moskau in CIA-Hände gerieten, das aber auch erst einige Jahre später. Wird der Autor an vielen Stellen seines Buches überaus ausführlich, so werden hierbei die näheren Umstände mit totalem Schweigen übergangen. Will er auf diese Weise russische Helfershelfer decken oder war noch ein anderer Spionagedienst im Spiel? Schon komisch wirkt das wiederholte Bemühen, dem Leser einzureden, die Amerikaner hätten kaum über Spione jenseits der Berliner Mauer verfügt. Wohl besaßen sie dort zwar nicht so viele wie der BND, aber ebenfalls in hohen Positionen. Gewiß deswegen verschweigt das Buch, daß die CIA bereits im April 1989 nach Washington von einem möglichen Zusammenbruch des SED-Systems berichtete. Und woher dürften die vielen Bodensensoren in der DDR stammen, die Truppen- und Panzertransporte in der Nähe von Kasernen registrierten und die Daten dann Spionage-Satelliten übermittelten? Viele, viele Fragen. Dr. F.-W. Schlomann

Milt Bearden, James Risen: „Der Hauptfeind – CIA und KGB in den letzten Tagen des Kalten Krieges“, Siedler-Verlag, München 2004, 669 Seiten, 28,00 Euro


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