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22.01.05 / Der Untergang Ostpreußens

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 3 vom 22. Januar 2005

Der Untergang Ostpreußens

Am 12./13. Januar 1945 begann die Führung der Roten Armee mit der lange erwarteten Winteroffensive an der Ostfront. In einem einzigen Sturmlauf, ausgehend vom Weichselbogen bei Warschau und der Ostgrenze Ostpreußens bei Eydtkau und Goldap, überrannten die Divisionen der Sowjetunion die deutschen Ostprovinzen in kürzester Zeit und erreichten Ende April Berlin. Die abgekämpften deutschen Verbände hatten gegen einen zehn- bis zwanzigfach stärkeren Gegner keine realistische Möglichkeit zu bestehen. Eine Unterstützung durch die deutsche Luftwaffe war nicht mehr gegeben. Täglich auftretende Material-, Treibstoff- und Munitionsmängel minderten zusätzlich die deutsche Abwehrkraft.

Es kam, wie es kommen mußte. Eine menschliche Tragödie unvorstellbaren Ausmaßes entwickelte sich in den Ostprovinzen des Deutschen Reiches; sie fand erst Jahre nach dem 8. Mai 1945 ihr Ende.

Die Geschwindigkeit des Vormarsches war atemberaubend. Von Süden kommend, nach Norden vorstoßend, erreichten die sowjetischen Verbände am 19. Januar Soldau, am 20. Januar fielen Neidenburg, Willenberg und Gilgenburg in die Hand des Gegners. Am 21. Januar eroberte die Rote Armee Osterode und stieß bis Allenstein vor. Die Bezirkshauptstadt wurde am 22. Januar besetzt. Elbing erreichten die sowjetischen Panzerspitzen am 23. Januar und am 27. Januar das Frische Haff bei Tolkemit. Damit war die Flucht aus Ostpreußen nur noch mit dem Schiff oder über das Eis des Frischen Haffes auf die Nehrung möglich. Zehntausende gingen diesen Weg, Tausende gingen zugrunde.

Wilhelm v. Gottberg

 

Ostpreußische Nächte
Dichtung in Versen 
von Alexander Solschenizyn

Neidenburg: verglühend bricht hier altes,

gutes Mauerwerk.

Überstürzt ward's aufgegeben,

rasch besetzt in Plünderwahn,

dann, den Deutschen auf den Fersen,

gleich verlassen - neu besetzt.

Militärs wie Zivilisten -

alle Deutschen hier sind fort,

aber in den warmen Wänden

steht noch alles unberührt.

Und Europas Sieger, emsig,

uns're Russen, schwirren' rum

Qualm und Ruß und Dunst verachtend,

stopfen rasch sich in die Wagen

Kerzen, Weine, Teppichsauger,

Pfeifen, Röcke, Malerei,

Broschen, Schnallen, Tand und Blusen,

Käs, ganze Ringe Wurst,

Schreibmaschinen fremder Schriften,

aller Art von Hausgerät ...

Schwelend liegen jetzt wie Sperren

all der ranken Gotik Trümmer

in den engen Gassen nun.

Alles stockt und staut sich eilig

hat's der eine - andere nicht.

Doch die Fahrer Rußlands preschen

über Stufen über Schwellen,

ihre Wagen schräg und schief.

Bei uns gilt: Wir schaffen's immer!

Rütteln, schütteln, drängeln,

drücken - asiatisch rüde Sitten,

ihr seid uns wohlvertraut! ...

Vorwärts weiter, immer weiter,

auf uns wartet Allenstein.

Zweiundzwanzig, Höringstraße.

Noch kein Brand, doch wüst, geplündert.

Durch die Wand gedämpft - ein Stöhnen:

Lebend find ich noch die Mutter.

Waren's viel auf der Matratze?

Kompanie? Ein Zug? Was macht es!

Tochter - Kind noch, gleich getötet.

Alles schlicht nach der Parole:

Nichts vergessen! Nichts verzeih'n!

Blut für Blut! - und Zahn für Zahn.

Wer noch Jungfrau, wird zum Weibe,

und die Weiber - Leichen bald.

Schon vernebelt, Augen blutig.

bittet: "Töte mich, Soldat!"

Sieht nicht der getrübte Blick? -

Ich gehör' doch auch zu jenen!

Klinik, Arzt, - für Euch vorbei!

Apotheken - eingeschmolzen.

Abend fällt, der Schnee laut leis' ...


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