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29.01.05 / Mit großem Ernst / Zum Tod der Schauspielerin Inge Birkmann

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 4 vom 29. Januar 2005

Mit großem Ernst
Zum Tod der Schauspielerin Inge Birkmann

Wenn am kommenden Sonntag um 23.15 Uhr in 3sat "Der Kommissar" wiederholt wird, dann gibt es in der besonders gelungenen Folge "Ein Mädchen nachts auf der Straße" (1973) auch ein Wiedersehen mit der Schauspielerin Inge Birkmann. An der Seite von Curd Jürgens spielt sie, wie sie es in zahlreichen TV-Krimis immer getan hat - überzeugend. Sie machte Seelenlandschaften sichtbar. Wenn sie den Raum betrat, wirkte und sprach - auch privat -, dann war da etwas, was sich nicht so einfach in Worte fassen läßt, aber eines verlangte - Respekt!

Inge Birkmann, geboren am 24. August 1915 in Bremen, starb am 19. Dezember 2004. Ich sehe sie vor mir in ihrem Münchner Zuhause, letzten Oktober, den Blick auf das in der Sonne leuchtende Herbstlaub in ihrem Garten gerichtet. Eine große Persönlichkeit. Vor 15 Jahren hatte sie sich aus ihrem Beruf zurückgezogen. Hin und wieder kommt ihre "Krimizeit" zurück, mit Wiederholungen von "Derrick" oder "Der Alte".

Inge Birkmann war eine Perle der Münchner Falckenberg-Ära. Sie kam 1941 an die Kammerspiele, blieb sieben Jahre. In diese Zeit, es war 1946, fällt der tragische Tod ihres ersten Mannes, des Regisseurs Hermann Schultze-Griesheim, Vater ihrer Tochter Susanne. Sie selber kehrte nach einem langen Krankenhausaufenthalt auf die Bühne zurück - in ihrer Wunschrolle, der Doña Proëza in Claudels "Der seidene Schuh". Nach einem Engagement in Stuttgart, bei Heinz Hilpert in Göttingen und acht Jahren Bühnenabstinenz kam Inge Birkmann 1973 heim an die Münchner Kammerspiele. Verheiratet mit dem Philosophen Hermann Krings, der 2004 nach 55 Ehejahren starb, wurde Inge Birkmann als Schauspielerin der Saison 1976 in Ibsens "Gespenster" gefeiert. Bereits elf Jahre zuvor trat sie als Frau Alving im Residenztheater auf. Mit dabei war Christine Obermayer. Sie erinnert sich an die "wunderschöne Kollegin" und hat "den großen Ernst gespürt", den Inge Birkmann für den Beruf hatte. Bis Anfang der 80er Jahre gab sie an der Falckenbergschule in München ihre Erfahrungen ("Man muß an den Menschen glauben, den man spielt") an den Bühnennachwuchs weiter. Einer ihrer Schüler war Edgar Selge. Der steht derzeit als Faust im Hamburger Schauspielhaus auf der Bühne. Inge Birkmanns Enkel Joachim Meyerhoff ist Mephisto. Drei Theatermenschen - das künstlerische Band zwischen ihnen wirkt fort auf seine stille Weise ... Susanne Deuter

Inge Birkmann: 1976 in Ibsens "Gespenster" Foto: Archiv Deuter


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