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29.01.05 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 4 vom 29. Januar 2005

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

immer freue ich mich, wenn ich Zuschriften von Lesern erhalte, die weder Frage noch Antwort enthalten, sondern einfach nur besagen, daß unsere Ostpreußische Familie als gut befunden wird. Eine besonders nette kam von Hans Verholen aus Krefeld, der von sich sagt, daß er ein echter Preuße vom Niederrhein sei: "1703 wurden wir preußisch und blieben es bis 1945, aber ich fühle mich heute noch als Preuße." Da er auch den Rückzug der deutschen Truppen aus Ostpreußen und Pommern kämpfend erlebt hat, vergaß er nie das Leid und Elend der Vertriebenen. Seinem Brief legte er auch ein Buch bei, einen Reiseführer durch das südliche Ostpreußen - aus den 20er Jahren! Herr Verholen bekam es aus dem Nachlaß eines Onkels und dachte, daß es bei uns am besten aufgehoben sei. Nicht nur das, denn es ist für mich, die ich mich ja jetzt verstärkt mit dem ostpreußischen Tourismus beschäftige, eine wahre Fundgrube. Das von Dr. Skibbe verfaßte, vom Verkehrsverband für das südliche Ostpreußen in Allenstein herausgegebene Buch enthält nämlich viele Informationen über das Oberland, Masuren und das südliche Ermland, die genaue Auskunft über die damaligen touristischen Gegebenheiten vermitteln. So sind beispielsweise die Zugverbindungen mit Fahrpreisen und Fahrtdauer genauso akribisch aufgeführt wie die 66 Gasthöfe und Sommerfrischen von Allenstein bis Wondollek, Wasser- und Angelsportvereine, Schiffahrtsverbindungen und Jugendherbergen. Vielen Dank, lieber Herr Verholen, für das übrigens sehr gut erhaltene Buch, es ist für uns eine wahre Fundgrube.

Fundgrube - ja, das ist ja auch unsere Familie im Rahmen ihres breitgefächerten Aufgabengebietes. Da hatte sich auch ein Original-Kleiderbügel aus Heiligenbeil eingefunden, den unsere Leserin Marta Kübler besaß und gerne den Nachkommen des damaligen Geschäftsinhabers, der Familie Doeper, überlassen wollte. Zwar meldeten sich Leser dieses Namens, aber es waren nicht die Gesuchten. Deshalb beschlossen Frau Kübler und ihre Schwester, den Kleiderbügel dem Archiv des Kreises Heiligenbeil zu übergeben. Das geschah dann auch in Burgdorf. So hat der seltene Fund seinen richtigen Platz bekommen.

Etwas gefunden hat auch der Belgier Ben Janssens, nämlich ein Bündel Briefe in der Hinterlassenschaft seines Vaters, die sich auf die kurze Zeit seiner Kriegsgefangenschaft in Ostpreußen beziehen. Der damals 24jährige John Janssens war von Mai bis November 1940 auf einem Bauernhof in Bürgenhuben, Kreis Elchniederung zur Landarbeit eingesetzt. Der Besitzer hieß wahrscheinlich Albert Noetzel, denn dessen Frau wird in einigen Briefen Elisabeth Noetzel genannt, es taucht aber auch der Name Woitschies auf. Die Angaben sind sehr verworren, anscheinend fällt es Ben Janssens schwer, die Handschrift zu entziffern. Vor allem die Namen machen Schwierigkeiten. Die Briefe beginnen im Januar 1941, der erste ist geschrieben von dem genannten Landwirt und seiner Frau. Sie zeigen ein herzliches Verhältnis zu dem Belgier, den sie "Joni" nennen. Das Ehepaar hatte einen Sohn, Horst, der 1940 Soldat wurde. Er war mit einer Landwirtstochter aus der Elchniederung verlobt (Toni Licht?) Genannt werden auch die Namen anderer Kriegsgefangener, so von Hubert, dem "Professor", Maurice, Octave und Josef, einem Franzosen aus Marseille. In einem Brief vom Juni 1941 wird eine Tochter erwähnt, die Lungenentzündung bekommen hatte, eine zweite Tochter war aus dem Harz nach Hause gekommen, soll später mit Mann und Tochter Ditta nach Polen gegangen sein. Am 13. April fiel Sohn Horst Noetzel. Es finden sich noch weitere Namen: Frau Froese mit Tochter Helmi, Frau Krauss oder Strauß, ein Hausmädchen Finge oder Tinge und eine Anja aus Polen. Der Bruder von Toni Licht soll sich im Februar 1941 mit Inge Mertins verlobt haben. Die Briefe sind in Linkuhnen und Britanien abgestempelt, der letzte am 5. Oktober 1942. Herr Janssens möchte nun wissen, ob jemand von den genannten Personen lebt und sich noch an "Joni" erinnert, oder über die genannten Familien etwas sagen kann. Sein Vater verstarb 1984 als Schuldirektor im Alter von 68 Jahren. Der Sohn besitzt noch Fotos seines Vaters aus der Kriegszeit, die er übermitteln könnte. (Ben Janssens, Meir 111, in 2890 Oppuurs, Belgien, E-Mail: yolandeben@skynet.be .)

In diesem Fall kann man hoffen, daß sich eine Resonanz ergibt, denn Bürgerhuben war ja nur ein kleiner Ort mit 120 Einwohnern, da wird - wenn es noch Zeitzeugen gibt - sich schon jemand an die Kriegsgefangenen und den Hof erinnern. Anders im nächsten Fall, da wird es schwierig, sehr schwierig sogar, denn es geht nicht um einen Ostpreußen, auch nicht um einen ehemaligen Angehörigen der deutschen Wehrmacht, der während des Krieges in unserer Heimat war. Martin Ferdinand Reiter, * 29. September 1921 in Peine, war Angehöriger der Sturmboot-Kompanie 902. Der Gefreite fiel am 1. September 1941 bei Derijewka am Dnjepr (Ukraine) und wurde nach mehrfacher Umbettung auf dem Sammelfriedhof in Kirowograd bestattet. Bevor er im Februar 1941 zu dieser Einheit kam, war er Soldat im 3./Pi.Ers.Batl.4 in Magdeburg und lag im Frühling 1940 im Reservelazarett Holzminden. Diese Angaben hat sein Neffe Ingo Landsmann von der WASt erhalten. Herr Landsmann hat nun seit geraumer Zeit nach ehemaligen Kameraden seines Onkels gesucht, auch Anzeigen in der Deutschen Militärzeitschrift und anderen Organen aufgegeben, aber die wenigen Antworten, die er erhielt, erwiesen sich als wenig ergiebig. Nun also ist die PAZ / Das Ostpreußenblatt gefragt, denn Herr Landsmann meint, daß mit Sicherheit auch Ostpreußen in solchen Spezialeinheiten waren. Hinzu kommt, daß unsere Zeitung einen breitgestreuten Leserkreis im In- und Ausland hat. Er schreibt: "Mir ist natürlich bewußt, daß es nach so langer Zeit und bei dem relativ kleinen Kreis von ehemaligen Angehörigen der Sturmboot-Kompanien sehr schwierig ist, noch jemanden zu finden, der Auskunft über meinen Onkel und seine Einheit geben kann. Ich würde mich aber über jeden Kontakt zu ehemaligen Angehörigen auch anderer Sturmboot-Kompanien freuen, da ich gerne mehr über diese Einheiten erfahren möchte. Inzwischen suche ich nämlich alle möglichen Materialien wie Fotos, Tagebücher, Briefe, Zeitungsartikel, Soldbücher und Filmaufnahmen zu dem Zweck, eine Monographie über diese Einheiten zu erstellen. Ich wäre also für jeden Hinweis dankbar." Und Herr Landsmann schließt mit dem hoffnungsvollen Satz: "Die Ostpreußische Familie hat ja schon manches möglich gemacht!" Und das sagt ein Nicht-Ostpreuße! Zuschriften an Ingo Landsmann, Goldaper Straße 8 in 48161 Münster, E-Mail: inglands@web.de  (Na bitte, wenn Herr Landsmann auch behauptet, er hätte keine Verbindung zu Ostpreußen - der Straßenname verpflichtet!)

Eure Ruth Geede


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