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05.02.05 / Zum 200. Todestag: Friedrich Schiller und kein Ende

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 5 vom 05. Februar 2005

Zum 200. Todestag: Friedrich Schiller und kein Ende

Zu Weihnachten schenkte die Herrschaft ihrer "Perle" Minna einst eine Theaterkarte. Man wollte ja schließlich etwas tun für die Bildung des Mädchens. Und so ging sie denn in eine Aufführung von Schillers "Wilhelm Tell". Am folgenden Morgen befragt, wie ihr das Stück denn gefallen habe, antwortete Minna: "Oh, es war ganz wunderbar. Ich habe soviel geweint! Aber ...", zögerte sie, um dann trotzig hervorzustoßen: "Originell ist der Autor eigentlich nicht - lauter Zitate!"

Diese kleine Anekdote wird gern erzählt, wenn man darauf hinweisen will, wie sehr unsere Umgangssprache mit Zitaten aus Schillers Werken angereichert ist, ohne daß man oft weiß, daß es sich um eben solche Zitate handelt und gar aus welchen Werken des großen Dichters sie stammen. Wer hat nicht schon einmal schnell behauptet "Die Axt im Haus erspart den Zimmermann" oder "Früh übt sich, was ein Meister werden will" (beide aus "Wilhelm Tell"). Eine Fundgrube für Zitatfreunde: Kleines Lexikon der Schiller-Zitate von Johann Prossliner (dtv, 255 Seiten, 6,95 Euro).

Friedrich Schiller ist gegenwärtig, auch dann, wenn mancher es gar nicht ahnen mag, etwa wenn die Europahymne "Freude, schöner Götterfunken" erklingt, schließlich vertonte Beethoven einst Schillers 1785 entstandene Ode "An die Freude". Auch 200 Jahre nach seinem Tod hat Friedrich Schiller und sein Werk für uns Heutige noch Bedeutung. Eine bestürzende Aktualität sieht Walter Marinovic in Schillers Dichtungen "Kabale und Liebe" oder "Jungfrau von Orleans" und "Wilhelm Tell". In der Eckart-Schrift 174 Friedrich Schiller - er ist unser! (Hrsg. Österreichische Landsmannschaft, Wien, 112 Seiten, zahlr. Abb. und Karten, brosch., 7,40 Euro) schildert der Autor in elf Szenen, deren erzählende Rahmen erfunden sind, vom Leben und Wirken des Dichters. Mit engagierten Worten zieht Marinovic gegen den Verfall der Werte zu Felde.

Gerade einmal 45 Jahre hat Fried-rich Schiller auf dieser Erde verbracht; sein Ziel glaubte er nicht erreicht zu haben. "Abend ward's und wurde Morgen, / Nimmer, nimmer stand ich still. / Aber immer blieb's verborgen, / Was ich suche, was ich will", schrieb er zwei Jahre vor seinem Tod resigniert. So vieles wollte er noch schreiben, noch erreichen. Jörg Aufenanger geht mit seiner Biographie Friedrich Schiller (Artemis & Winkler Verlag, Düsseldorf, 340 Seiten mit zahlr. sw Abb., gebunden mit farbigem Schutzumschlag, 24,90 Euro) dem Lebensweg des Rastlosen nach. Mit lebendigen Worten schildert er den Menschen Schiller, der immer bedroht von Krankheit ein Werk schuf, das auch heute noch immer wieder überrascht.

Nicht nur Publikationen erinnern in diesem Jahr an einen der größten deutschen Dichter, auch mit Ausstellungen will man heuer seiner gedenken. So geht man im Schiller-Nationalmuseum in Marbach unter dem Titel "Götterpläne & Mäusegeschäfte - Schiller 1759 bis 1805" dem Widerspruch zwischen Alltagssorgen und idealistischem Streben nach (23. April bis 9. Oktober). Die Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen in Weimar präsentiert die Ausstellung "Die Wahrheit hält Gericht - Schillers Helden heute", die vom 9. Mai bis 10. Oktober zu sehen sein wird. Anschließend sollen beide Ausstellungen in Weimar und Marbach ausgetauscht werden und jeweils bis zum 17. April 2006 zu sehen sein.

Ein Kongreß "Schiller in allen Facetten seines Wirkens" findet in der Friedrich-Schiller-Universität Jena statt (21. bis 24. September), während auf der Leipziger Buchmesse ein Forum "Leipzig liest Schiller" organisiert wird. Die Goethe-Gesellschaft in Weimar tagt vom 18. bis 21. Mai, um sich über die Freundschaft zwischen Schiller und Goethe und deren Auswirkungen auf ihre Werke zu unterrichten. Bunt ist die Reihe der Veranstaltungen, sie reicht von Lesungen und Aufführungen bis zu Fachtagungen und Seminaren. SiS


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