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05.02.05 / Vor 60 Jahren begannen die Kämpfe um Zinten / Etwa zwei Wochen leisteten die Deutschen der Roten Armee hier Widerstand bei deren Vordringen auf die Küste des Frischen Haffs

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 5 vom 05. Februar 2005

Vor 60 Jahren begannen die Kämpfe um Zinten
Etwa zwei Wochen leisteten die Deutschen der Roten Armee hier Widerstand bei deren Vordringen auf die Küste des Frischen Haffs

In diesem Monat gedenken wir in besonderer Weise der zahlreichen Opfer unter der Zivilbevölkerung sowie der Gefallenen und Verwundeten beider Seiten im Verlaufe der Kämpfe um die Stadt Zinten vor 60 Jahren. Je nach Quelle dauerte das erbitterte Ringen vom 9. bis zum 22. oder 25. Februar 1945, also etwa zwei Wochen. Als "Ortsstützpunkt" innerhalb des "Festungsbereichs Heiligenbeil", als Garnison sowie als wichtiger Verkehrsknotenpunkt bildete die Stadt einschließlich des sich nach Norden und Süden erstreckenden, tief eingeschnittenen Stradick-Tals sowie der sie umgebenden, die Verteidiger begünstigenden Ausläufer des Stablack ein für die angreifende Roten Armee äußerst schwieriges Hindernis beim weiteren Vordringen auf die Haffküste.

Entsprechend hoch war daher der sowjetische Kräfteeinsatz. Die Trennlinie zwischen der nördlich der Stadt angreifenden 5. sowie der südlich Zintens vorstoßenden 28. Armee verlief in der ersten Phase der Schlacht hart südlich, ab Mitte Februar nach umfangreichen Umgruppierungen nördlich der Stadt.

Dieser überwältigenden Übermacht konnten die zur deutschen 4. Armee gehörenden, ausgebluteten und abgekämpften, überwiegend zu Kampfgruppen zusammengeschmolzenen Divisionen nicht mehr entgegensetzen als ihr soldatisches Können und ihren oftmals an Selbstaufopferung grenzenden Heldenmut.

Die Wehrmacht sah sich somit während der Abwehrschlacht in Ostpreußen mit einer ähnlichen Lage konfrontiert, wie sie im ersten Jahr des Rußlandkrieges an zahlreichen Frontabschnitten von der sowjetischen militärischen Führung, ihren Verbänden und von jedem einzelnen Soldaten bestanden werden mußte.

Die unter widrigen Winterbedingungen ohne Unterbrechung laufenden Angriffe der sowjetischen Armeen wurden, wenn die Wetterlage es irgendwie zuließ, durch massive Einsätze der frontnah auf eroberten deutschen Flugplätzen wie beispielsweise Gerdauen, Insterburg und Gr. Trakehnen dislozierten Bomber-, Schlacht- und Jagdfliegerkräfte der 1. Luftarmee mit zirka 1.100 einsatzbereiten Flugzeugen unterstützt. Hierbei operierten sie unter den Bedingungen einer fast uneingeschränkten Luftherrschaft. Die deutsche Luftwaffe trat außer zu gelegentlichen Aufklärungs- und Störeinsätzen praktisch nicht mehr in Erscheinung; Flugabwehrkräfte standen überwiegend im Kampf gegen feindliche Panzer.

Die Diktion der im Verlauf der Kämpfe täglich fortgeschriebenen sowjetischen Kriegstagebücher läßt deutlich erkennen, daß Entschlossenheit, Mut und Tapferkeit, in fast aussichtsloser Lage weiterzukämpfen, vom damaligen Gegner durchaus anerkannt wurden. Erst die spätere, in den 50er und 60er Jahren erschienene Memoirenliteratur ist - wohl auch unter dem Eindruck des Kalten Krieges - politisch und ideologisch instrumentalisiert worden.

Die Kriegstagebücher der 4. (deutschen) Armee aus diesem Zeitabschnitt sind nicht mehr vorhanden. Wahrscheinlich wurden sie vor dem Übersetzen der Reste dieser Armee auf die Frische Nehrung Ende März 1945 vernichtet. Hoffnung macht die Meldung, daß kürzlich seinerzeit vergrabene Teile des Archivs in der Nähe von Heiligenbeil aufgefunden worden sind (vgl. Folge 52/53). Die letzte verfügbare Lagekarte der 4. Armee ist im Militärarchiv Freiburg vorhanden. Sie stammt vom 10. Februar 1945 und gibt in sehr plastischer Form Aufschluß über die dramatische militärische Situation ostwärts Zintens mit einer etwa zehn Kilometer breiten Frontlücke. Hans-J. Baakling


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