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12.02.05 / Front gegen Gedenken an deutsche Opfer / Berlin: Couragierte Bezirkspolitiker

© Preußische Allgemeine Zeitung / 12. Februar 2005

Front gegen Gedenken an deutsche Opfer
Berlin: Couragierte Bezirkspolitiker von CDU und FDP mit skandalösen Vorwürfen überzogen 
von Annegret Kühnel

In Berlin ging es zur Weiberfaßnacht lustig zu. In der Abendschau vom 3. Februar sah man einen Senatsmitarbeiter wie einen Ziegenbock durchs Bild hopsen und vor der Justizsenatorin flüchten, die, mit einer großen Schere bewaffnet, auf seine Krawatte scharf war.

Auf den Tag genau vor 60 Jahren war der schwerste Luftangriff auf Berlin geflogen worden, bei dem 25.000 Menschen starben und die Innenstadt ausgelöscht wurde. Doch warum sich den Spaß verderben lassen von den ollen Kamellen, zumal man das Plansoll des Gedenkens gerade vorbildlich erfüllt hatte? Eine offizielle Veranstaltung gab es nicht. Nur eine Bürgerinitiative, die sich mit Erforschung und Erhalt der Berliner Bunkerwelt beschäftigt, hat mit einer kleinen Ausstellung und einer Klanginstallation an den 3. Februar 1945 erinnert.

In diese Szenerie der Gleichgültigkeit platzte der Beschluß der Bezirksverordnetenversammlung von Zehlendorf-Steglitz, bei der Feier zum 8. Mai auch an die deutschen Opfer zu erinnern. Zehlendorf-Steglitz ist ein bürgerlicher Bezirk. CDU und FDP verfügen hier noch über die Mehrheit.

Im Beschluß der Bezirksverordneten heißt es. "Der 8. Mai 1945 steht neben der Befreiung vom totalitaristischen Naziregime auch für den Schrecken und das Leid der Bevölkerung, den die Rote Armee von Ostpreußen bis nach Berlin zu verantworten hat. Im Rahmen einer Veranstaltung gedenkt das Bezirksamt der Verfolgten und Ermordeten des Naziregimes, der Kriegsopfer, Flüchtlinge, Vertriebenen, geschändeten Frauen und der Opfer des sinnlosen Bombenkrieges." Eine vorsichtige Formulierung, die sich in dem Rahmen bewegt, den Richard von Weizsäcker in seiner umstrittenen Rede vom 8. Mai 1985 abgesteckt hatte. Trotzdem stimmten SPD, Grüne und die einzige PDS-Abgeordnete dagegen, denn: "Am 8. Mai gehört das Gedenken an die deutschen Opfer nicht dazu", wie eine Grünen-Abgeordnete meinte. Der nächste Schritt war die Mobilisierung der Medien. Auf den Lokalseiten der Berliner Presse tobt seitdem ein kleiner Hexensabbat.

Zu Wort meldete sich die "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten" (VVN-BdA), ein Verein, der vor 1989 durch seine SED-Freundlichkeit aufgefallen war. Er sieht eine bedenkliche Nähe des Beschlusses zum "Neofaschismus". Der Vorsitzender Hans Coppi, Sohn der Kommunisten Hilde und Hans Coppi, die militärische Informationen nach Moskau gefunkt hatten und hingerichtet worden waren, meinte, das Leid der Deutschen sei durch die "NS-Führung und ihre millionenfachen Helfer" verursacht worden.

Der PDS-Vorsitzende Stefan Liebich wünschte sich ein "höheres Maß an Sensibilität" von CDU und FDP, und Peter Jahn, der Chef des Deutsch-Russischen Museums in Berlin-Karlshorst, wo am 8. Mai 1945 die Kapitulationsurkunde unterzeichnet wurde, wurde mit der Aussage zitiert, der Plan sei "nicht harmloser als das, was die NPD in Dresden geboten hat". Schließlich schaltete sich auch die russische Botschaft ein: "Bevor undurchdachte Beschlüsse gefaßt werden, sollte man daran erinnern, daß die Rote Armee nicht auf eigene Initiative nach Deutschland gekommen ist." Der CDU-Bezirksbürgermeister Herbert Weber gibt sich zwar standfest, und CDU-Generalsekretär Gerhard Lawrentz erklärte, 60 Jahre nach Kriegsende sei es an der Zeit, aller Opfer zu gedenken. Das klingt noch tapfer, aber bereits auch passiv und entschuldigend. Die Zeitungen referieren jede ablehnende Stimme, Unterstützung für die CDU/FDP-Mehrheit gibt es nicht. Als entscheidend dürfte sich erweisen, daß die jüdische Gemeinde sich klar gegen die geplanten Feiern ausgesprochen hat. Ihr Vorsitzender Albert Meyer protestierte gegen den Vergleich sowjetischer mit deutschen Opfern. Durch den Hinweis auf "etwaige Übergriffe sowjetischer Soldaten" sieht er die Einzigartigkeit der Judenvernichtung in Frage gestellt. In dieselbe Kerbe schlägt auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. Ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Zehlendorf-Steglitz auf den Pfad der politischen Korrektheit beidreht?


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