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19.02.05 / Immer an der Seite der Sieger / Warum Schröder am 9. Mai in Moskau mitfeiert, während andere zu Hause bleiben

© Preußische Allgemeine Zeitung / 19. Februar 2005

Immer an der Seite der Sieger
Warum Schröder am 9. Mai in Moskau mitfeiert, während andere zu Hause bleiben

Der russische Präsident Putin hat die politische Welt aus Anlaß des 60. Jahrestages des Sieges der Roten Armee über Deutschland zu einer Gedenkfeier am 9. Mai nach Moskau eingeladen, und unser Bundeskanzler Schröder hat flugs zugesagt. Neben ihm werden noch mindestens 50 weitere Staats- und Regierungschefs auf der Tribüne stehen und vermutlich die Siegesparade der russischen Armee, die sich fest in der Tradition der Sowjetarmee verwurzelt sieht, abnehmen. Ob dabei, wie vor 60 Jahren, die erbeuteten deutschen Fahnen voran getragen werden, ist nicht bekannt.

Wohl aber kann man sich vorstellen, daß die Feierlichkeiten verbunden sind mit der Ehrung des "Vaters aller Werktätigen", der damals als Generalissimus seine Rote Armee nach Berlin geführt hat - mit allen schaurigen Begleiterscheinungen.

Gerhard Schröder sieht vermutlich darin überhaupt kein Problem. Er erweckt immer deutlicher den Eindruck - und damit ist er in seinem Kabinett nicht allein -, daß er sich zu den Siegern zählt.

Andere führende Politiker sehen das anders, so etwa die Präsidenten der drei baltischen Staaten, die ebenfalls eingeladen wurden. Der Präsident Litauens hat bereits angekündigt, daß er auf die Teilnahme verzichten wird, da an jenem Tag der Ereignisse gedacht werden soll, mit denen die Unterwerfung seines Landes durch die Bolschewisten verbunden ist, und damit Mord und Verschleppung von Zigtausenden seiner Landsleute.

Der Staatschef von Estland zögert noch. Er will nicht dabei sein, wenn in Moskau Hymnen auf Stalin gesungen werden, hat er verlauten lassen, denn sein Land hat schrecklich unter den Bolschewisten gelitten.

Die Staatspräsidentin von Lettland, Vaira Vike-Freiberga, hat allerdings bekanntgegeben, sie werde nach Moskau fahren, doch tut sie das nicht kommentarlos. Gleichzeitig mit der Zusage hat sie eine Erklärung veröffentlicht, in der sie Rußland dieselbe Schuld am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zuschreibt wie Deutschland, da sich Moskau im Ribbentrop-Molotow-Pakt mit Berlin auf die Teilung Europas geeinigt habe. Sie verlangt außerdem, daß die russische Regierung ihr Bedauern über die Unterwerfung Zentral- und Osteuropas ausdrückt.

In Rußland hat dieses Schreiben für Empörung bei den Offiziellen gesorgt. Sie haben angedroht, Rußland werde das von den Letten und Esten seit langem ersehnte Grenzabkommen nicht unterzeichnen, von dem die beiden an Rußland angrenzenden Staaten eine gewisse Sicherheit erhoffen. Das ficht die lettische Präsidentin nicht an. Sie werde ihren Besuch am 9. Mai sowieso nicht dazu benutzen, den Vertrag zu unterzeichnen; eine derartige Aktion halte sie für "geschmacklos". Sie wolle nur nach Moskau fahren, um klarzustellen, daß die baltische Seite gehört werden müsse.

Im November des vergangenen Jahres bezeichneten rund einhundert britische und baltische Abgeordnete des Europäischen Parlaments die russischen Feierlichkeiten zum 9. Mai als eine Billigung der sowjetischen Besetzung und der Verbrechen des totalitären Kommunismus. Eine litauische Zeitung warnte ihren Staatspräsidenten davor, dennoch nach Moskau zu fahren, denn mit seiner Teilnahme werde er nicht umhinkönnen, einem Diktator Tribut zu zollen, der für die Deportation und Massakrierung von Hunderttausenden Litauern verantwortlich gewesen sei.

Vor einer solchen charakterfesten Haltung der baltischen Staatsmänner nimmt sich Gerhard Schröders Canossa-Gang nach Moskau um so peinlicher aus.

Vor der couragierten und würdevollen Unbeirrbarkeit unserer baltischen Nachbarn kann ein Deutscher nur den Hut ziehen. EB


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