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19.02.05 / Alle für einen / ... und wissen, wogegen man ist: Ein Parteitag bei der DVU 

© Preußische Allgemeine Zeitung / 19. Februar 2005

Alle für einen
... und wissen, wogegen man ist: Ein Parteitag bei der DVU 
von Markus Schleusener

Zu den 40 Personen, die am Alexanderplatz im Regen auf einen Reisebus warten, stößt ein weiterer Mann hinzu. "Ist das hier die Kaffeefahrt ins Blaue?" fragt er die Umstehenden. "Hier geht's zur Deutschen Volksunion", antwortet einer. "Dann bin ich hier richtig." Zu einer DVU-Veranstaltung gelangt man nicht wie zu anderen Parteitreffen. Weil die Orte geheim sind, steigen die geladenen Besucher in einen Bus am Sammelpunkt. Nach einer Stunde erreicht der Bus Rehfeld bei Strausberg, östlich von Berlin.

Das kleine Dorf wimmelt von Polizei. All die Vorsichtsmaßnahmen der DVU haben nichts gefruchtet: Im Ort demonstrieren ein paar versprengte PDS-Angehörige. Das Gros der gewalttätigen Antifa ist an diesem Tag jedoch in Dresden beim "No-tears-for-krauts"-Umzug, um die Opfer des Bombenterrors zu verhöhnen und ein Kriegsverbrechen zu bejubeln.

In das Versammlungslokal gelangt, wer sich zuvor nach Waffen durchsuchen läßt. Langsam füllt sich der Raum mit 300 bis 400 Personen. Das Publikum ist zwar wie auf den meisten politischen Veranstaltungen überwiegend männlich und älter, aber insgesamt ausgewogen. Biedere Typen, Durchschnittsbürger. Irgendwann halten die "Kameradschaften" Einzug: 20, vielleicht 30 junge Leute, optisch der Skinhead-Szene zuzuordnen. In Turnschuhen statt Springerstiefeln.

Zur Überraschung der "normalen" Gäste werden vor der eigentlichen Veranstaltung noch zwei Landesparteitage der DVU abgehalten - der von Berlin und der von Brandenburg. Alle beide dauern zusammen weniger als eine Stunde und erscheinen jemandem, der schon mal eine "richtige" Partei erlebt hat, gespenstisch: Es gibt keine einzige Kampfkandidatur, keine Gegenstimme - alle Kandidaten, die die Führung vorgeschlagen hat, werden einstimmig gewählt, keine Anträge, keine Aussprache. Eine Wahlurne gibt es auch nicht - die Stimmzettel werden per Hand eingesammelt.

Zunächst spricht der alte und neue Vorsitzende der DVU Brandenburg, Sigmar-Peter Schuldt. Er gibt sich nach dem Wahlsieg der Partei bei der Landtagswahl (plus ein Mandat) optimistisch: "Laßt uns weiter gehen auf dem Weg in ein sauberes, ordentliches und deutsches Deutschland." Es folgt Liane Hesselbarth, Fraktionsvorsitzende der Partei im Potsdamer Landtag. Mit bebender Stimme berichtet sie, wie ihre Fraktion daran gehindert wurde, im KZ Sachsenhausen einen Kranz niederzulegen für die Opfer, die nach den Nazis von den Kommunisten dort getötet worden sind. Darauf poltert sie gegen "Politversager" und fordert die "Befreiung unseres deutschen Vaterlands von der Knechtschaft". "Darum kämpfen wir für unsere Parlamentssitze im Reichstag", ruft sie in den Saal. Applaus.

Geld spielt bei der DVU offenbar eine große Rolle. Immer wieder gehen Frauen mit Kübeln herum, um Spenden zu sammeln. Und der Versammlungsleiter erinnert lautstark an die vielen Bücher am Bücherstand. Dann wird der Strippenzieher angekündigt: "Es spricht der hochverehrte Bundesvorsitzende unserer Deutschen Volksunion!" Stehende Ovationen. Frey berichtet von seinem Pakt mit der NPD: "Ich konnte die andere Seite überzeugen, den Bruderkampf aufzugeben."

Frey wiederholt die Allgemeinplätze, die in all seinen Publikationen nachzulesen sind. Tenor der ganzen Rede: Schröder und Fischer verplempern unser Geld im Ausland. Da tobt der Saal. Frey und alle anderen Redner wiederholen immer wieder die einfachen Forderungen: 500 Euro Kindergeld für jedes deutsche Kind, Kriminelle Ausländer sofort abschieben. Hinsichtlich Nato, EU, oder Uno wird eine "Ohne-mich"-Haltung kultiviert. Ansonsten: Alles wird immer schlechter, die CDU ist nicht mehr christlich. Programmatisch ist bei der DVU in den letzten 20 Jahren nichts dazugekommen. Wer bloß schrille Erholung gesucht haben sollte von der "rituellen Bekenntnishaftigkeit" der großen Mitteparteien, selbst der also wurde hier schlecht bedient.

In einer der Pausen - über das Mikrofon wird das neueste Buch von "unserem hochverehrten Bundesvorsitzenden" angepriesen - begeben sich ein paar DVUler nach draußen. Einige wollen nur frische Luft schnappen, andere rauchen. Es regnet immer noch stark. Das Versammlungslokal, dessen Rolläden heruntergelassen sind, wirkt stickig, obwohl dort drinnen kaum jemand raucht.

Auf der Hauptstraße stehen ein paar junge Skinheads und ihre Freundinnen. Eine trägt eine "Odin-statt-Jesus"-Windjacke, die andere ein "Skinhead-Spreewald"-T-Hemd. Sie schauen, wo die PDS-Leute mit den "Nazis-raus-aus-den-Köpfen"-Plakaten geblieben sind. Sie sind weg. "Die hat der Regen weggespült", sagt einer. So gibt es auch im Leben von DVU-Sympathisanten kleine Glücksmomente.

 Schauen, wo die PDS-Leute geblieben sind: Bei Gerhard Freys DVU (rechts, vergangenen Sonntag mit NPD-Chef Udo Voigt in Dresden) gibt es weder Gegenstimmen noch Anträge noch Aussprachen Foto: pa


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