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12.03.05 / Wahrheit bleibt unausgesprochen - Das Massaker

© Preußische Allgemeine Zeitung / 12. März 2005

Wahrheit bleibt unausgesprochen - Das Massaker von Swinemünde

Am 12. März 1945 wurde die pommersche Hafenstadt Swinemünde - nordwestlich von Stettin gelegen - Ziel eines Angriffs der 8. US-Luftflotte. Bei diesem Tagesangriff, der mittags gegen 12 Uhr begann und nur rund 60 Minuten andauerte, setzten die Amerikaner 642 Bomber ein.

Zielpunkte für die Bombardierung Swinemündes waren der Hafen, der Bahnhof und die Kurparkanlagen. Das Ostseebad war an jenem Tag im März 1945 voller Flüchtlinge aus Ostpreußen, Danzig, Westpreußen und Hinterpommern. Die meisten kamen über See und hatten Schreckliches durchgemacht.

Mit dem Landgang in Swinemünde war zwar die Flucht noch nicht zu Ende, die Menschen meinten jedoch, das Schlimmste überstanden zu haben.

Der Bombenkrieg der Westalliierten gegen die Städte in West- und Mitteldeutschland war den Menschen des Ostens nur unzureichend bekannt. Diesbezügliche eigene Erfahrungen hatten die allermeisten nicht.

Die Amerikaner und Briten waren über die Infrastruktur der Halbinsel Usedom, an deren östlichem Ende Swinemünde liegt, bestens informiert. Peenemünde, ebenfalls auf Usedom gelegen, wegen der dortigen Raketenversuchsanstalt für die Alliierten ein wichtiges militärisches Ziel, wurde immer wieder durch Luftaufklärer ausgespäht. Diese Auf-klärung erstreckte sich auf die ganze Halbinsel.

Die Amerikaner wußten um die Folgen der Bombardierung Swinemündes. Der Angriff war ein Verbrechen, bei dem rund 23.000 Menschen zu Tode kamen.

Erster Zielpunkt der Bomber war der Hafen. Sechs große Handelsschiffe, die seit Januar als Flüchtlingsschiffe im Pendelverkehr zwischen Pillau und Danzig nach Swinemünde oder Kiel eingesetzt waren, sanken. Einige der Schiffe hatten die Menschenfracht noch an Bord. Das Schiff "Andros" war am 5. März in Pillau mit 2.000 Menschen in Richtung Dänemark in See gestochen. Stürmische See behinderte. Unplanmäßig legte die "Andros" am Morgen des 12. März in Swinemünde an.

Das Schiff kam in den Bombenhagel, brach auseinander und ging mit samt seiner Menschenfracht zu Grunde.

Im Kurpark von Swinemünde warteten Tausende auf ihren Weitertransport nach Westen. Die Markierer der Bomberverbände hatten den Park genau gekennzeichnet. "Der Bombenteppich fiel besonders eng, so daß es kein Entrinnen gab. Die Lage im Kurpark war den Amerikanern bekannt, weshalb sie reichlich Baumkrepierer geladen hatten, Bomben mit Berührungszündern, die detonierten, sobald sie mit Ästen in Berührung kamen", schreibt Jörg Friedrich in seinem Buch "Der Brand".

Die Flüchtlinge im Kurpark von Swinemünde waren am 12. März 1945 wehr- und schutzlos.

"Das Massaker von Swinemünde steht in den Annalen der 8. US-Flotte nicht als Massaker verzeichnet, auch nicht in den Annalen der Zeitgeschichte. Die US-Air-Force verbuchte ihn als Verkehrsangriff auf Rangierbahnhöfe." ("Der Brand", Seite 176).

Für die Toten von Swinemünde wurde auf dem Golm - ein Höhenzug westlich von Swinemünde gelegen - eine würdige Gedenkstätte geschaffen. Das dort jährlich am 12. März stattfindende Totengedenken erzeugt bis heute bei vielen Unmut, weil die historische Wahrheit - wie in diesem Bericht geschildert - unausgesprochen bleibt. Wilhelm v. Gottberg

 

Menschen waren das Ziel: Nachdem der Hafen von Swinemünde mit seinen dort ankernden Schiffen vernichtet worden war, bombardierten die Flieger den Kurpark, in den sich die Menschen vor den Flammen geflüchtet hatten. Foto: Archiv


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