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12.03.05 / Der Mann, der Hindenburg malte / Gedenken an Hugo Vogel 

© Preußische Allgemeine Zeitung / 12. März 2005

Der Mann, der Hindenburg malte
Gedenken an Hugo Vogel 
von Christian Falk

Mein ‚kleiner Professor' macht es mir so bequem, daß mir das Malen immer eine Erholung von meiner anstrengenden Arbeit ist. Mein Geist ruht sich aus. Dann geht es nachher noch einmal so gut", äußerte sich einmal lobend Paul von Hindenburg (1847-1934) über "seinen" Maler Hugo Vogel, welcher in seiner ersten Schaffensperiode mit historischen Monumentalgemälden zu einem der führenden Exponenten der wilhelminischen Kulturpolitik zählte. Seine Hauptwerke, die man noch heute in dem großen Festsaal des Hamburger Rathauses und im vor wenigen Jahren erst restaurierten Merseburger Ständehaus betrachten kann, verraten uns einen großen Meister in seinem Fach.

Hugo Vogel wurde am 15. Februar 1855 in Magdeburg als Sohn eines Kaufmanns geboren. Nach dem Besuch der dortigen Realschule studierte er aufgrund seiner frühzeitig erkannten zeichnerischen Begabung in den Jahren 1874 bis 1880 an der Düsseldorfer Kunstakademie. Zu seinen Lehrern gehörten die zur damaligen Zeit geschätzten Historien- und Genremaler Eduard von Gebhardt (1838-1925) und Wilhelm Sohn (1830-1899). Seinen künstlerischen Durchbruch erreichte Vogel mit dem aus Anlaß des Luther-Jubiläums 1883 entstandenen Gemälde "Luther predigt während der Gefangenschaft auf der Wartburg" und dem 1885 zum 200. Jahrestag des Edikts von Potsdam idealisiert gemalten Bild "Empfang der Réfugiés durch den Großen Kurfürsten im Potsdamer Schloß", die auf den Ausstellungen an der Königlichen Kunstakademie in Berlin Aufsehen erregten.

Nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in Italien zog er 1886 von Düsseldorf in die Reichshauptstadt Berlin um. Von der Berliner Akademie, welcher ab 1875 der als "Maler der Geschichte der Hohenzollernmonarchie" berühmte Anton von Werner (1843-1915) als Direktor vorstand, wurde ihm von 1887 bis 1892 eine Professur übertragen. Vogel zählte 1892, neben Max Liebermann (1847-1935) und anderen, zu den Gründungsmitgliedern der ersten Berliner Künstlergruppe "Die Vereinigung der XI.", die mit den von ihnen organisierten Ausstellungen dazu beitrugen, den bürgerlichen Kunstgeschmack zu verändern.

Um sich künstlerisch fortzubilden, begab sich Vogel 1893 nach Paris zu dem Akademie- und Genremaler Jules Lefebvre (1836-1911). Darauf unternahm er ausgedehnte Studienreisen, die ihn nach Spanien, in das nördliche Afrika, nach Italien, Belgien und in die Niederlande führten. Zwischen der Jahrhundertwende und dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges arbeitete Vogel an vielen großen repräsentativen Freskenbildern mit überwiegend geschichtlichem Themenhintergrund, so in den Rathäusern von Berlin und Hamburg sowie im Ständehaus zu Merseburg. Mit zahlreichen Auszeichnungen und goldenen Medaillen für seine Werke in Berlin, Paris, Rom und London prämiert, zählte er zu den ersten Malern Deutschlands.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges bekam Vogel ein neues künstlerisches Betätigungsfeld - die Schlachten- und Ereignismalerei. Am 16. Januar 1915 brach er ins damalige Hauptquartier Ost nach Posen auf, mit dem Auftrag den "Sieger von Tannenberg", den Generalfeldmarschall von Hindenburg, zu porträtieren. In dem Brief, welchen er einen Tag später seiner Frau Maria, mit der er ab 1885 verheiratet war, über die wenige Stunden zurückliegende erste Begegnung mit Hindenburg im Posener Schloß begeistert nach Berlin schrieb, heißt es: "... der Eindruck auf mich war ein überwältigender. Ich wurde vorgestellt und sah ihm dabei zum ersten Male ins Gesicht. ... Er reichte mir die Hand, indem er freundliche Worte an mich richtete und bemerkte, er wäre ja auch fast ein Magdeburger wie ich." (Hindenburg bezog sich hierbei auf seine Zeit als Kommandierender General des IV. Armeekorps in Magdeburg in den Jahren 1903-1911).

In Vogel hatte Hindenburg endlich "seinen" Maler gefunden, denn ein anderes Mal, am 4. März 1915, informierte dieser seine Frau - voller Stolz - aus dem inzwischen verlegten Hauptquartier Ost in Lötzen: "Plötzlich sagte er (Hindenburg) zu mir: ‚Es fragen fortwährend Künstler bei mir an, die mich malen wollen. Habe meiner Frau geschrieben, sie soll mich mit Anfragen verschonen. Sie, mein lieber Professor, ernenne ich hiermit zu meinem Hof- und Leibmaler.' Da kannst Du Dir denken, wie mich dies glücklich machte."

Im Verlaufe seiner insgesamt vier mehrmonatigen Aufenthalte in den Jahren 1915 bis 1917 in den östlichen Hauptquartieren (Posen, Lötzen, Pleß) unternahm der Maler auch Ausflüge an die Front, wo er das Grauen des Krieges (zerstörte und verbrannte ostpreußische Dörfer und Häuser, Flüchtlinge, Schlachtfelder und Massengräber) in Skizzen und Zeichnungen festhielt. Von seinen zahlreichen Hindenburg-Bildern zählt das in den Jahren 1915 bis 1918 entstandene, fünf Meter lange Tannenberg-Panoramagemälde, nicht zuletzt durch die zahlreich entstandenen Reproduktionen, zu den bekanntesten Werken. Die Idee dazu lieferte der Generalfeldmarschall selbst, welcher bei einem abendlichen Beisammensein recht plastisch die Situation beim Orte Frögenau am letzten Spätnachmittag der Schlacht am 29. August 1914 vor das geistige Auge führte. So war es nicht verwunderlich, daß er am Entstehen dieses Bildes regen Anteil nahm und auch selbst "mitarbeitete". Einmal kam es zu einem "kleinen Konflikt" wegen der Darstellung von Hindenburgs Hose auf dem Bild: Hindenburg hatte, da er sich bei seiner Einberufung im August 1914 in Hannover in der Eile nicht hatte feldgrau einkleiden können, die Schlacht bei Tannenberg in Litewka und schwarzer Friedenshose geleitet und verlangte deshalb auf dem Bilde in dieser schwarzen Hose auch gemalt zu werden, die feldgraue Hose, welche Vogel aus künstlerischen Gründen vorgezogen hatte, wäre "eine historische Fälschung". Nach Hinzuziehung von allerlei Kunst- und Sachverständigen kam es schließlich doch zur Einigung auf die graue.

Interesse an der Fertigstellung des Bildes zeigte auch der deutsche Kaiser Wilhelm II. (1859-1941), welcher dem Künstler und seinen Werken im Oktober 1916 und Januar 1917 in Pleß je einen kurzen Besuch abstattete und sich "sehr zufrieden" über dessen Arbeiten zeigte. Noch 1918 sollte auf Verfügung des Kaisers das Tannenberg-Bild provisorisch in einer "Ruhmeshalle" aufgestellt und später nach dem Krieg, dem bereits projektierten "Kriegsmuseum" einverleibt werden. Mitte der 20er Jahre fand Vogel sein Bild in einem erbärmlichen Zustand in einem Berliner Kunstmagazin wieder, bis es dann schließlich nach einer gründlichen von ihm durchgeführten Restaurierung seinen Platz im ehemaligen Potsdamer Stadtschloß erhielt.

Das ausgesprochen herzlich-freundschaftliche Verhältnis zum Generalfeldmarschall von Hindenburg bestand auch nach dem Krieg weiter, und nachdem jener am 26. März 1925 zum Reichspräsidenten gewählt worden war, gestaltete es sich noch enger.

1926 hatte Hugo Vogel mit dem Buch "Als ich Hindenburg malte" sein Debüt als Schriftsteller. Das hauptsächlich aus privaten Briefen von der Ostfront an seine Frau, Tagebuchaufzeichnungen und Erlebnissen der Jahre 1915 bis 1918 bestehende Werk, ist "Dem Herrn Reichspräsidenten, Generalfeldmarschall von Hindenburg, in Dankbarkeit und Verehrung gewidmet".

Neben offiziellen Porträtsitzungen verkehrte der Maler auch außerhalb der Amtstätigkeit mit Hindenburg und dessen Familie in Berlin, erlebte ihn auf Reisen und gesellschaftlichen Veranstaltungen, zu denen er geladen wurde. In den Jahren von Hindenburgs Präsidentschaft lernte er dabei viele interessante Persönlichkeiten aus Kultur und Politik kennen, von denen er zahlreiche auch porträtierte.

Einen "fast unüberwindlichen Schmerz" bereitete es Vogel, seinem "verehrten und geliebten Generalfeldmarschall" am 7. August 1934 nicht die letzte Ehre bei der Beisetzung in Tannenberg erweisen zu können, doch er lag bereits selber krank danieder und starb nur wenige Wochen darauf im Alter von 79 Jahren am 26. September in Berlin.

Seine letzte Ruhestätte fand Vogel in einem Ehrengrab der Stadt Berlin auf dem Neuen Friedhof Wannsee, Steglitz-Zehlendorf. Aus dem Nachlaß gab 1935 seine Witwe Maria von ihm angefertigte, die Zeit der Reichspräsidentschaft Hindenburgs (1925-1934) behandelnde Aufzeichnungen unter dem Titel "Erlebnisse und Gespräche mit Hindenburg" zur Buchveröffentlichung. Bereits 1937 erfolgte in Berlin die Umbenennung der Moltke-Straße in Hugo-Vogel-Straße, und auch in seiner Geburtsstadt Magdeburg trägt heute eine Straße seinen Namen.

Hugo Vogel: Paul von Hindenburg und sein engerer Stab in der Schlacht bei Tannenberg am 29. August 1914  Foto: Falk


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