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12.03.05 / "Frauen brechen ihr Schweigen" / Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft tritt für eine Wiedergutmachung ein

© Preußische Allgemeine Zeitung / 12. März 2005

"Frauen brechen ihr Schweigen"
Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft tritt für eine Wiedergutmachung ein

Vielfältig sind die Initiativen, die schon im Vorfeld an den kommenden 60. Jahrestag des Kriegsendes erinnern: Der Deutschlandfunk brachte eine Serie zum Thema "Flucht und Vertreibung" und ließ deutsche und andere Heimatvertriebene ausführlich von ihren Erlebnissen berichten. Die Bild hatte viele Berichte von Vertriebenen gesammelt. Es wurden Erzählwettbewerbe zum Thema Flucht und Vertreibung ausgeschrieben und viele Schulen, sogar Universitäten arbeiten und forschen dazu. Nicht zuletzt bietet auch das Fernsehen viele Filme, Reportagen und Zeitzeugenbefragungen an.

Der Frauenverband im Bund der Vertriebenen (BdV) hatte schon 2000 beschlossen, bei den noch lebenden Zeitzeuginnen eine Aktion durchzuführen, um ihre Erlebnisse zu erfassen und zu dokumentieren. Unter dem Motto "Frauen brechen ihr Schweigen, um künftiges Leid zu verhindern" wurden mehr als 10.000 Fragebögen in ganz Deutschland verteilt, auch in anderen Frauenverbänden.

Nunmehr liegen rund 500 ausgefüllte Fragebögen vor, deren wissenschaftliche "Auswertung der Zeitzeuginnenberichte von geflüchteten, vertriebenen und deportierten Frauen im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg" vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wird. In dieser Form und in dieser Zahl gibt es solche Berichte bisher nicht, denn viele Zeitzeuginnen leben schon nicht mehr. Andere wiederum sind immer noch nicht in der Lage, ihre Erlebnisse in Worte zu fassen oder auf Fragen zu antworten. Die Dimension der traumatisierenden Erlebnisse der Zivilisten im Krieg ist erschütternd. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Auswertung werden ins Internet gestellt ( www.frauenverband-bdv.de ).

Trotz dieser ganzen wissenschaftlichen Erhebungen scheint das Schicksal dieser Frauen und Mädchen von keinem großen Interesse zu sein. So konnte man in diesen Tagen einen Aufruf von der "Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft e. V." (UOKG) der Presse entnehmen: Darin ruft die UOKG zu einer Geldsammlung auf, unter dem Motto "Zur tätigen Solidarität". Es geht um eine Spendenaktion für die Frauen und Mädchen, die in die Sowjetunion verschleppt worden waren oder auch in Polen und der Tschecho-slowakei lange Zwangsarbeit leisten mußten. Sie schufteten stellvertretend für Deutschlands Schuld. Ihre Familien wurden durch Trennung oftmals zerstört, Kinder gingen verloren. Nach ihrer Rückkehr fanden sie ein am Boden liegendes Deutschland vor. Es herrschte eine hohe Arbeitslosigkeit und ihnen fehlte es an Kraft, Geld und Gelegenheiten für eine Berufsausbildung oder -tätigkeit, da sie für die Familie sorgen mußten. Entsprechend niedrig sind heute ihre Renten. Hinzu kommt, daß die jahrelange Schwerstarbeit psychische und physische Spuren hinterlassen hat. Ihre Krankheiten werde allerdings nicht als Folgen der menschenverachtenden Behandlung anerkannt. Nur selten (in Westdeutschland) haben sie eine Haftentschädigung bekommen.

Fassungslos muß zur Kenntnis genommen werden, daß es bis heute kein Gesetz gibt, nach dem ihnen geholfen werden kann. Sie fallen tatsächlich durch alle Maschen der Regelungen für Heimkehrer, Kriegsgefangene, für in Lager Internierte, Verurteilte, Rehabilitierte, auch bei Aktionen der Sonderbriefmarke oder bei Kranken- und Rentenkassen gehen sie leer aus und erhalten nur selten und nach langer Wartezeit einmalige Hilfen aus der Stiftung für ehemalige politische Häftlinge.

Dies ist skandalös und wirft einen Schatten auf all die Initiativen und auf all die Reden, die in diesen Monaten die Aufarbeitung der Geschehnisse während des Zweiten Weltkrieges zum Inhalt haben. Seit Jahren haben weder Gespräche noch Appelle bei Bundestagsabgeordneten oder Demonstrationen bei den Regierungen zu einer gesetzlichen Lösung geführt. Es fehlt der politische Wille zu helfen.

Schuld und Scham empfinden die Deutschen mit Recht, wenn es um die Verbrechen geht, die im Nationalsozialismus begangen wurde. Deshalb setzten sich der BdV für Verständigung und Wiedergutmachung ein. Deutsche Opfer jedoch finden keine Politiker, die sich dieser Sache annehmen und sie durchsetzen. "Es findet sich keine Mehrheit für eine Gesetzesänderung", so lautet der mutlose und jede Initiative abschmetternder Satz bei allen Gesprächen mit Volksvertretern. Die Saat: "Deutsche sind Täter, keine Opfer" scheint aufgegangen zu sein. Deshalb sammeln nun die Vertreter der Opfer selber.

Nähere Informationen zu dieser Spendenaktion für deportierte Frauen bekommt man bei der "Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft e. V.", Genslerstraße 66, 13055 Berlin oder im Internet unter: www.uokg.de  Sibylle Dreher


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