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26.03.05 / Von Wasser und Ruten / Vielerlei Brauchtum zum Osterfest stammt noch aus heidnischer Zeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / 26. März 2005

Von Wasser und Ruten
Vielerlei Brauchtum zum Osterfest stammt noch aus heidnischer Zeit

Millionen stehen in Regalen, auf Tischen und in eigens für sie gefertigten Nestern und warten auf ihr letztes Stündchen. Die einen tragen einen Korb auf dem Rücken, in dem sich bunte Eier stapeln, die anderen haben sich hingekauert, als wollten sie sich verstecken. Es gibt welche, die haben sich schick in Schale geworfen und glänzen in einem Gewand aus Stanniol, andere tragen keine Hülle, sind aber aus einem besonders edlen Material, aus Marzipan oder aus gefüllter Schokolade. Bei der Produktion von Osterhasen sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt, nur süß müssen die kleinen, mittleren und großen Exemplare sein.

Doch nicht nur die süßen Hasen verlocken Genießer in diesen Tagen zu wahren Kalorienschlachten, auch Eier in vielen Variationen stimmen ein auf die Ostertage: Marzipan, Krokant, Fondant und Schokolade, gefüllt oder massiv, schwarz oder weiß - für jeden Geschmack ist etwas dabei. Bei vielen Familien stecken buntgefärbte Hühnereier in einer Schale voller Salz - Symbol für den weichenden Winter und das aufkeimende neue Leben. Andere blasen die Hühner-eier mühevoll aus und bemalen sie mit fröhlich bunten Farben und Motiven. Diese Eier werden dann mit einem Faden an einem Strauß befestigt. Am besten eignen sich Blütenzweige von Palmkätzchen oder Forsythien. Osterhasen und Eier - sie gehören nun einmal zum Osterfest. Die ersten gefärbten Eier wurden übrigens bereits im 12. Jahrhundert verwendet, allerdings als Teil der Pacht, die Zinsbauern ihren Lehnsherren schuldeten. Durch die Farbe sollten sie sich von den Eiern der Nachbarn unterscheiden. Viele Jahrhunderte zuvor, genauer gesagt schon 722 v. Chr., war es bei den Chinesen üblich, sich kunstvoll bemalte Eier zu überreichen, wenn im Frühjahr das sogenannte "Kaltfleischfest" gefeiert wurde. Auch die alten Perser, Ägypter und Griechen kannten den Brauch, sich zum Frühlingsfest mit Eiern zu beschenken. Das Ei als Symbol der erwachenden Natur ist demnach in allen Kulturen verbreitet. Auch glaubte man durch den Verzehr von Eiern, die Lebenskraft, die von ihnen ausging, auf den Menschen übertragen zu können.

Ostern, das wichtigste christliche Fest, ist mit vielerlei Brauchtum verbunden, das noch aus heidnischen Zeiten stammt. Wie etwa das Osterwasser, das Mädchen in Ostpreußen zu holen pflegten. Am Ostermorgen mußte es vor Sonnenaufgang aus einem gen Osten strömenden Quell oder Bach geschöpft werden. Bei dieser Handlung, selbst auf dem Hin- und Heimweg, durfte man nicht ein einziges Sterbenswörtchen reden, nicht lachen, sich nicht umsehen und keinem Menschen begegnen, sonst wäre alles vergebens. Man glaubte an die heilbringende Kraft des Wassers und auch daran, daß man im Fluß oder Bach das Gesicht des Zukünftigen entdecken könne.

Am Morgen des ersten Feiertages wurden mit diesem Wasser nach altem Brauch alle Haustiere besprengt, um Krankheiten und Unheil abzuhalten. Die Mädchen benutzten es als Schönheitsmittel, vor allem auch als Heilmittel gegen Ausschlag und andere Krankheiten.

In Europa gibt es die unterschiedlichsten Bräuche zum Osterfest. So freuen sich in Italien die Kinder über Osterkuchen und Ostertaube. In Finnland liefert der Schneehase Eier aus Marzipan und Schokolade. Ein aus Stroh geflochtenes Osterhuhn gilt als besonderes Fruchtbarkeitssymbol. Das Ostermahl besteht aus Roggenmehl und Malz. In Schweden treiben Osterhexen ihr Unwesen, vermummte Kinder, die von Tür zu Tür gehen und um Süßigkeiten bitten. Das erinnert an den ostpreußischen Brauch des Schmackosterns mit Birkenruten oder aber mit Kaddig (Wacholder). Alle, die am zweiten Osterfeiertag morgens noch in den Betten lagen, wurden mit liebevollen oder auch kräftigen Schlägen geweckt und mußten sich nach dem Spruch "Oster, schmackoster, gib Eier und Speck, das stimmt uns zufrieden, dann sind wir gleich weg" freikaufen. Silke Osman

Bunter Osterstrauß: Den Frühling ins Haus geholt Foto: BfH


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