18.04.2024

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02.04.05 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 02. April 2005

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

manche Suchfragen erreichen uns erst auf Umwegen. So wie die von Frau Dorothea Jansen, die auf einer Reise mit dem Volksbund nach Königsberg eine Leserin unserer Zeitung kennenlernte. Sie riet Frau Jansen, sich an uns zu wenden, denn wir hätten gute Erfolge - was ja unsere "Osterfamilie" bestätigen konnte. Der gute Rat wurde befolgt - Frau Jansen gab eine Gedenkanzeige für ihren Onkel Walter Jansen auf, die in dieser Ausgabe erscheint, und bat mich, nähere Angaben in unserer Kolumne zu bringen. Was ich hiermit gerne erfülle.

Walter Jansen fiel laut Auskunft der Wehrmachtsauskunftsstelle (WASt) am 6. April 1945 im Königsberger Stadtteil Ponarth. Der in Neuß geborene Rheinländer, der als Wehrmachtsangehöriger bereits im Juli 1943 verwundet worden war und wieder eingesetzt wurde, brach am 4. Februar 1945 vom westfälischen Hagen in Richtung Osten auf. Aus Naumburg teilte er seiner Mutter mit, daß er auf dem Wege nach Danzig zur Heeresgruppe Nord sei. Die beiden nächsten Briefe enthielten keine Ortsangaben, auch nicht der letzte vom 21. März 1945. Es ist anzunehmen, daß er aus dem Raum Königsberg kam, weil Walter Jansen dann 16 Tage später bei Ponarth gefallen ist. Die WASt gibt als Einheit die 6. Kompanie Grenadier-Regiment an, die der 69. Infanterie-Division unterstand und zur Verteidigung Königsbergs eingesetzt wurde. Warum nun Frau Jansen fragt, ob sich jemand von den ebenfalls dort eingesetzten ehemaligen Kameraden an ihren Onkel und seinen Tod erinnert, erklärt sie so: "Da ich nach dem Krieg geboren bin, habe ich meinen Onkel nicht gekannt. Es macht mich traurig, daß ich so wenig von ihm weiß. Mein Vater, der den Krieg als Gebirgsjäger an allen möglichen Fronten erlebt hat und das große Glück hatte heimzukehren, hat den Tod seines jüngeren Bruders so fern der Heimat und die jahrzehntelange Unerreichbarkeit seiner letzten Ruhestätte nicht verwunden." Frau Jansen ist deshalb nach Königsberg gefahren und versucht nun, die letzten Lebenstage ihres Onkels zu klären. Vielleicht hilft ihr dabei unsere große Familie. (Dorothea Jansen, Dipl. Ökonom, Ulmenallee 40 in 44803 Bochum.)

Es sind schon ganz besondere Geschichten, die unsere Ostpreußische Familie schreibt - und es sind wahre Geschichten, von denen viele noch kein Ende gefunden haben. Wie die von unserer - seit 40 Jahren treuen - Leserin Lea Naß, die mich besonders durch das ihrem Schreiben beigelegte Foto berührt hat. Das junge offene Männergesicht wirkt zerstört von Flecken und Rissen - aber gerade sie sind der Teil der Suchgeschichte, der mich besonders beeindruckt. Und so wird es Ihnen mit Sicherheit auch gehen, wenn Sie die Zeilen von Frau Naß gelesen haben. Sie schreibt: "Versuche seit Jahren, etwas über meinen Bruder Erwin Allzeit, * 14. Januar 1927 in Königsberg Pr., zu erfahren. Er kam von der Haberberger Mittelschule als Flakhelfer zum Einsatz. Wohin ist mir leider nicht bekannt. Am 9. Januar 1945 kam sein letzter Brief aus Oschersleben oder Oschatz mit beiliegendem Bild. Die Beschädigung des Fotos ist im November 1949 bei meinem Transport aus Königsberg nach Deutschland passiert. An der polnischen Grenze wurde der Güterzug angehalten und geöffnet. Polnische Soldaten ließen uns antreten und konfizierten alles Schriftliche, so auch den Brief und das Foto, und rissen alles in Stücke. Ich hob auf, was ich erreichen konnte und bekam dabei - nach vier Jahren "Frieden" - mal wieder Schläge mit dem Gewehrkolben. Aber ich konnte die Fotoschnipsel retten und sehr viel später wieder zusammenkleben. Nur der Brief war nicht mehr zu retten und somit fehlen mir auch alle näheren Angaben über den damaligen Aufenthaltsort meines Bruders. Durch Gespräche habe ich dann erfahren, daß in oder bei Oschersleben oder Oschatz ein Heldenfriedhof für deutsche Soldaten sein soll ..." Und um diesen geht es nun in der Suche nach dem Verbleib von Erwin Allzeit. Wer kann Angaben über einen Heldenfriedhof in einem der genannten Orte machen? Es gibt sicher Leserinnen und Leser, die in diesen sächsischen Orten oder in der Nähe wohnen. Vielleicht können sie Angaben über die Lage machen und Hinweise für die weitere Suche geben. Ich glaube, hier werden wir doch weiterkommen. (Lea Naß, Döberitzer Straße 14 in 40599 Düsseldorf, Telefon 02 11 / 7 48 08 67.)

Diesmal hat Frau Gertrud Bischof, die sich so intensiv um die Klärung von Vermißtenfragen, bemüht, ein persönliches Anliegen, das ich gerne erfülle. Ich lasse Frau Bischof selber sprechen: "Obwohl ich bereits bei vielen Landsleuten meines Heimatkreises im Rahmen der Familienzusammenführung Erfolge zu verzeichnen habe, gelang es mir noch nicht, meinen Vater Richard Wirsching, * 20. Juli 1886, und meinen Bruder Johannis Wirsching, * 20. Juni 1927, beide aus Seewiese (früher Antschirgessern), Kreis Gumbinnen zu finden. Mir fehlen jederlei Anhaltspunkte über deren Verbleib bis auf einen: Mein Vater wurde im Sommer 1945 mit seinem Onkel Josef Erlach aus Seekampen auf dem Bahnhof in Trausen, Kreis Gerdauen beim Möbeltransport gesehen. Mein Bruder Johannis war kaum 17 Jahre alt, als die Russen ihn von unserer Mutter Ida Wirsching wegholten. Sie befanden sich damals im Kreis Allenstein." Vielleicht gibt es noch Landsleute, deren Schicksalsweg sich mit denen der Genannten gekreuzt hat, ob in der Heimat, auf einem Transport oder in einem Lager. Es wäre schön, wenn wir dieser so hilfreichen Ostpreußin helfen könnten. (Gertrud Bischof, Richard-Strauß-Straße 3 in 90455 Nürnberg.)

Genauere Angaben zu seiner Frage kann da schon unser Landsmann Oswald Maßner machen, der ehemalige Kameraden seines Onkels Josef Maslowski sucht. Herr Maßner, * 1935, stammt wie sein Onkel aus Nagladden, Kreis Allenstein. Josef Maslowski, * 16. März 1920, ist am 17. August 1941 nordostwärts von Nowgorod gefallen. Die Grabstelle in der Anlage bei Derewjanizkaja ist genau bezeichnet. Herr Maßner möchte einmal das Grab seines Onkels, Bruder seiner Mutter, besuchen. Sein Anliegen ist es, von ehemaligen Kameraden etwas über die letzten Tage und den Tod von Josef Maslowski zu erfahren. (Oswald Maßner, Dohlensenstraße 4 in 26676 Barßel, Telefon / Fax 0 44 99 / 79 61.)

"Ob mir jemand meine Fragen beantworten kann?" fragt unser Leser Manfred Schalk aus Höchberg. Er selber ist Franke, aber seine Frau Gisela stammt aus Schillen, Kreis Tilsit-Ragnit. Und auf diesen Ort zielt auch sein erster Wunsch, den ich aber selber erfüllen kann, denn es handelt sich um das Gedicht "Der Wächter von Schillen" von Charlotte Wüstendörfer, (ursprünglich "Der Wächter von Szillen" in der alten Schreibweise). So, aber die zweite Frage von Herrn Schalk muß ich an unsere Familie weitergeben. Sie lautet:

"Die Großeltern meiner Frau, der Kaufmann Otto Korinth und seine Frau Paula geborene Podschwat aus Lyck, betrieben im Jägerkrug bei Bieberstein - heute auf polnischer Seite in der Nähe des Molteiner Sees im Grenzgebiet zum russischen Teil - eine Gaststätte bis etwa in die 20er Jahre. Weiß jemand noch etwas über das Leben der Familie Korinth, besitzt noch Fotos oder andere Ansichten, vielleicht auch einen Lageplan? Was ist von Bieberstein, beziehungsweise vom ,Jägerkrug', heute noch übrig? Das Ehepaar Korinth zog später nach Anstippen (Ansten) bei Schillen und betrieb dort eine Landwirtschaft. Ihre Enkelin - Tochter von Charlotte Wohlgemut, geborene Korinth - ist Gisela Schalk, die sich ebenso wie ihr Ehemann als eifriger Leser unserer Zeitung freuen würde, Zuschriften auf diese Frage zu erhalten. (Manfred und Gisela Schalk, Albert-Schweitzer-Straße 27 in 97204 Höchberg bei Würzburg.)

So, das waren heute viele Suchanzeigen. Die haben nun einmal Präferenz, denn die Zeit läuft unerbittlich weiter. Aber unsere nächste Folge wird wieder so richtig bunt mit der Vielzahl Ihrer so ganz unterschiedlichen Wünsche.

Eure Ruth Geede

Erwin Allzeit: Wer etwas über ihn weiß, wende sich an Lea Naß, Döberitzer Straße 14, 40599 Düsseldorf, Telefon (02 11) 7 48 08 67. Foto: privat


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