25.04.2024

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Suchen und finden
09.04.05 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 09. April 2005

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

nein, ich hatte es nicht geglaubt - bei allem Optimismus, den ich schon zwangsläufig hege, um unsere Familie auf Erfolg zu bringen. Das hatte ich auch in dem Suchwunsch von Herrn Johann Dechant aus Schönleiten, der in unserer Kolumne Folge 10 erschien, zum Ausdruck gebracht. "Die Suche wird sich etwas schwierig gestalten", formulierte ich sehr vorsichtig, denn ich glaubte wirklich kaum daran, daß sich die Irene Preuß, die der 82jährige Bayer suchte, finden würde. Denn das "brave Mädchen", das 1946 nur kurz bei der Familie Dechant als Haushälterin tätig war, müßte heute auch schon über 80 sein - das würde zwar die Erfolgsaussichten etwas begrenzen, berechtigte aber nicht zur Skepsis. Eher die Tatsache, daß Irene Preuß aus Markräuten in Ostpreußen stammen sollte, ich aber diesen Ort nicht ausloten konnte. Sie sollte dann im August 1946 mit einem Sonderzug aus Bayern wieder in die Heimat gefahren sein, was mir auch ungewöhnlich erschien. Na ja, übrig blieb eigentlich nur der urprussische Familienname, der aber auch nicht gerade selten ist. Ja, und dann geschah das Unglaubliche: Irene Preuß hat sich bei dem alten Herrn gemeldet und bei mir per E-Mail ihr Enkel. Überglücklich teilte mir Herr Dechant das Wiederfinden mit:

"Vorweg vielen, vielen Dank! Durch die Suchanzeige in Ihrer Zeitung konnte Frau Preuß ausfindig gemacht werden. Nicht, wie ich angenommen hatte, in Markräuten, nein, sie lebt heute in Leverkusen bei ihrem Sohn ihr verdientes Rentnerdasein und ist noch gesund. Es heißt zwar heutzutage, es gibt keine Wunder mehr, aber was jetzt geschah, scheint mir doch eines zu sein. Herr Heinrich Schrubkowski, geborener Ostpreuße, jetzt in Mecklenburg, kannte die Familie Preuß schon von früher her und ist auch heute noch mit Irenes Bruder in Verbindung. Und dieser Mann, so sagte er, liest regelmäßig Ihre Zeitung. Als er den Namen Preuß las - es soll ja so viele geben -, rief er gleich Irenes Bruder an. Am Sonntag, dem 13. März, erreichte mich der Anruf von Herrn Schrubkowski mit der Mitteilung, daß Irene Preuß lebt und gesund ist. Am selben Tag noch rief sie an mit den Worten: Hier ist Irene Preuß, bin ich richtig bei Johann Dechant? Es wurde ein langes Gespräch - und das nach fast 60 Jahren! Frau Preuß kam übrigens 1980 über Griechenland und Österreich nach Westdeutschland. Und jetzt, Ihr lieben-lieben Leit, nochmals vielen-vielen Dank!"

Ja, ob "Lied" oder "Leit" - wir freuen uns mit, und ich sage vor allem unserem aufmerksamen Leser und Landsmann in Mecklenburg meinen ganz herzlichen Dank für die schnelle Hilfe!

Erfreuliches konnte uns auch Monika Guddas mitteilen, wenn auch nur als Zwischenbericht. Aber der ist schon interessant genug. Zu ihren Themen "Kachelofen" und "Kunstgegenstände in Bürgerhäusern" erhielt sie Anrufe, einen sogar aus Übersee, aber sie erbrachten nichts Konkretes. Doch dann meldete sich Sabine Nagel - die vor einem halben Jahr über Preußendorf geschrieben hatte - und verwies sie an Herrn Heinz Böhm, den sie dort zufällig getroffen hatte, und der ebenso zufällig gelernter Ofensetzer ist. Er versprach Frau Guddas, bei seinem diesjährigen Besuch in Gumbinnen den Prachtkachelofen in Hohenfried (Spirokeln) zu besichtigen. Er hofft, dabei erkennen zu können, welche Firma den wunderschönen Ofen einmal gebaut hat. Frau Guddas wird uns jedenfalls weiter darüber berichten.

Um einen anderen wertvollen Gegenstand aus vergangenen Tagen geht es Frau Gerlinde Luise Herbst. Sie war auf ihrer ersten Heimatbesuch auch in Hermenhagen, Kreis Bartenstein. Dorthin war sie mit ihrer Familie 1944 aus dem zerbombten Königsberg umquartiert worden. Jetzt, nach einem halben Jahrhundert, wohnte sie in dem - wie sie sagt: wunderschönen - Hotel, das sich in dem ehemaligen Gutshaus befindet. Eine junge Hotelangestellte bat Frau Herbst um die Klärung einer Frage. Sie hat in ihrer Wohnung in Schippenbeil ein Klavier, auf dem ein Schild die Klavierbauerfirma ausweist: Gustav Hoffmann, Piano, Königsberg. Es beschäftigt die junge Frau sehr, wem das Klavier wohl gehört haben könnte, und hofft nun, durch unsere Familie etwas von oder über den früheren Besitzer zu erfahren. Aber es dürfte nicht das einzige Klavier dieser Firma in Schippenbeil gewesen sein, trotzdem wäre es interessant, wenn sich jemand melden würde. Zuschriften bitte an die Übermittlerin dieser Bitte Gerlinde Luise Herbst, Postfach 214 in 75021 Eppingen.

Da wir schon einmal in Bartenstein sind, schließe ich den Suchwunsch von Herrn Kurt Vogel an, der eigentlich an mich gestellt wird, den ich aber doch weitergeben muß. Ich habe ja trotz meines biblischen Alters noch kein "Koppche wie Siebche", aber an die Rundfunksendung, die an einem Heiligen Abend 1930 oder 1031 (!) im damaligen Ostmarkenrundfunk gesendet wurde, kann ich mich wirklich nicht erinnern, wie Herr Vogel hofft. Schließlich drückte ich damals noch die Schulbank, und unser Detektorgerät hatte keinen Lautsprecher, sondern man konnte nur als Einzelperson mit "Karnickelohren" die Töne genießen. Ich glaube auch kaum, daß sich jemand von unseren Senioren an diese Sendung erinnert, in der die schönsten Geläute ostpreußischer Glocken zu hören waren, darunter auch das Spiel der vier Glocken der evangelischen Stadtkirche von Bartenstein. Herr Vogel versucht nun schon seit langem zu erfahren, welchen Ton jede einzelne der Glocken hatte, glaubt auch, irgendwann etwas darüber gelesen zu haben, aber er wurde bisher nicht fündig. Auch einem 1975 im Ostpreußenblatt erschienenen Bericht über eine der Glocken, die sich heute in der evangelischen Kirche von Hüffelsheim bei Bad Kreuznach befindet, ist nichts über den Klang zu entnehmen. Ebenfalls nicht fündig wurde Herr Vogel in der Bartensteiner Chronik von Pfarrer Behnisch. Vielleicht aber gibt es doch noch irgendeinen Hinweis auf den Klang des Glockenspiels oder auf die Sendung - ich glaube es zwar nicht, lasse mich aber wieder überraschen. Herr Vogel konnte übrigens mit seinen Informationen nicht nur Herrn Förster helfen, wie in der Osterausgabe erwähnt, sondern auch Herrn Melzer, der auf Spurensuche nach Bartenstein reisen will, um das Haus seines Großvaters zu finden. "Beide Herren brachten mir ihre Freude und ihren Dank mir gegenüber in einem unmittelbar folgenden Telefonanruf zum Ausdruck", berichtet Herr Vogel erfreut. Und hier seine Anschrift: Kurt Vogel, Meisenweg 10 in 29633 Munster, Telefon (0 51 92) 1 04 91.

Und nun aufgepaßt, Sippe Rohrmoser! Gleich zweimal taucht dieser alte Salzburger Name in meinem Schriftwechsel auf - via E-Mail! Die erste erreichte mich aus Indiapolis, USA. Dort lebt Guenther Rohrmoser, der mit großem Interesse unsere Zeitung liest. "Viele liebe Erinnerungen kommen dabei zurück", mailt unser 74jähriger Landsmann, der sich so gerne an Königsberg erinnert, wo seine Großmutter wohnte und er als Kind den Tiergarten besuchte. Sein Zuhause war aber das Gut Kipitten, Kreis Bartenstein. "Ich bin nun der Letzte der Familie", meint Günther Rohrmoser. Ja, vielleicht dieses Familienzweiges, aber nicht der Letzte seines Namens. Das konnte ich auch meinem Landsmann in den USA mitteilen, denn fast gleichzeitig bekam ich eine E-Mail von Uwe Lapsien, der eine Familie Rohrmoser sucht. Die führt aber zu dem Rittergut Fünflinden, das östlich von Königsberg bei Arnau lag, von den Russen "Prochorowka" genannt wird und als dessen Besitzer im "Niekammer" Hermann Rohrmoser genannt wird. In Fünflinden wuchs der Vater von Herrn Lapsien auf, der nun wissen möchte, ob die Familie Rohrmoser die Vertreibung überstanden hat und Nachkommen leben. (Uwe Lapsien, Trebbiner Straße 46 in 14547 Zauchwitz, E-Mail: uwe.lapsien@t-oline.de .)

Eure Ruth Geede


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