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30.04.05 / Leserbriefe

© Preußische Allgemeine Zeitung / 30. April 2005

Leserbriefe

Kaum einer kennt den Inhalt der EU-Verfassung
Betr.: "Der Überstaat ist fast perfekt" (Folge 14)

In dem Artikel kritisiert Herr Böhm, daß ein Überstaat geschaffen wird und daß die Deutschen nicht über die Verfassung abstimmen dürfen. Und er zitiert den tschechischen Präsidenten Klaus, der die Gefahr sähe, daß Demokratie und Freiheit durch die EU-Verfassung eingeschränkt würden. Leider schreibt Herr Böhm nichts über den Inhalt der Verfassung, so daß sich der Leser keine eigene Meinung bilden kann. Ich möchte drei Artikel der EU-Verfassung wiedergeben: Die EU-Verfassung und das EU-Recht haben Vorrang vor dem Recht der Mitgliedstaaten (1-6). Der Ministerrat stimmt über Gesetzesentwürfe ab (1-24). Die Mitgliedstaaten verpflichten sich, ihre militärischen Fähigkeiten schrittweise zu verbessern (1-41). Ich habe noch in keiner Zeitung etwas über den Inhalt der Verfassung gelesen. Wenn die Bürgerinnen und Bürger den Inhalt der Verfassung kennen würden, würde es bestimmt ablehnende Reaktionen geben, die vielleicht zur Gründung einer Bürgerinitiative gegen die EU-Verfassung führen würde.

Gerhard Wagner, Ratingen

Anm. der Redaktion: Im vergangenen Jahr hat die Tageszeitung Die Welt den Text der EU-Verfassung über zahlreiche Seiten abgedruckt.

 

Wünsche für die alten Sozis
Betr.: "Die SPD-Rechte muckt auf" (Folge 10)

Man muß nicht unbedingt ein Anhänger der SPD sein. Es ist aber tröstlich, daß sich ein Teil ihrer Mitglieder noch an alte sozialdemokratische Tugenden erinnert und sich zum Nationalstolz als Deutscher bekennt. Wer hätte schon erwarten können, daß ehemals einflußreiche Parteiobere den Rücktritt des Außenministers Josef Martin alias Joschka Fischer verlangen, die Homo-Ehe und das Antidiskriminierungsgesetz für verfassungswidrig, den massenhaften Zuzug von Gastarbeitern für einen Fehler und Multikulti mit der demokratischen Gesellschaft nicht für vereinbar halten.

Diese Aufzählung kann sich wohl jeder rechtschaffende Deutsche zu eigen machen. Es ist zudem erfreulich, daß diese Sozialdemokraten keine Berührungsängste mit der rechten Presse haben, nur, weil diese eine konservative Richtung vertreten.

Alle diese SPD-Mitglieder, die man nach heutigem Sprachgebrauch als Realos bezeichnen kann, befinden sich leider in einem fortgeschrittenen Alter. Ihre Meinung verursacht zwar Unruhe in ihren Reihen, doch die junge Garde und mit ihr eine Reihe von Linksaußen in der SPD wetzen schon jetzt die Messer, um gegen die Altvorderen Front zu machen. Wie sonst ist es zu verstehen, daß der junge SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy es als Greuel empfindet, wenn sich Re-dakteure der rechten, konservativen Presse im Willy-Brandt-Haus aufhalten dürfen. Er befürchtet wohl, von krankhaften Viren räudiger Bestien infiziert zu werden. Es sollte deshalb nicht Wunder nehmen, wenn diese Genossen sogar Parteiausschlußverfahren gegen die Oldies anstrengen würden, um lästige Störer aus ihren Reihen zu entfernen. Damit würde die SPD sich allerdings auf die gleiche Stufe mit einer anderen großen Volkspartei stellen, die einst ihrem Mitglied Martin Hohmann den Stuhl vor die Tür stellte.

Wünschen wir also den alten Sozis, daß sie dennoch für ihre Sorgen offene Ohren finden und die jungen Wilden darauf aufmerksam machen, daß sie sich mit ihren Multikulti-Vorstellungen auf dem Holzweg befinden.

Walter Grubert, Hannover

 

Die Bundesrepublik wird scheitern, wenn ...
Betr.: Leserbrief "Steuerzahler sollten Kläger reich machen" (Folge 15)

Aus diesem Leserbrief spricht eine schäbige Gesinnung und eine bewußte Irreführung.

Wenn Ihnen Ihr Auto gestohlen wird, die Diebe aber nach einer Weile das Weite suchen und Ihr Auto am Straßenrand stehen lassen, die Polizei Ihr Auto sicherstellt, dann wird Ihnen Ihr Auto selbstverständlich zurückgegeben. Niemand würde es akzeptieren, wenn der Staat Ihr Auto beschlagnahmt, um es zugunsten der Staatskasse zu verwerten. Nicht anders ist es mit dem Eigentum der 1945 bis 1949 Malträtierten und Davongejagten, egal ob Landwirte, Gewerbetreibende, Hausbesitzer. Wobei das Groteske ist, daß Landwirte mit einer Fläche bis 100 Hektar alles zurückbekommen haben, Landwirte mit einer Fläche von 100 Hektar plus einem Quadratmeter überhaupt nichts. Die sogenannte Entschädigung, die irgendwann mal gezahlt worden sein soll, wenn das Geld nichts mehr wert ist, deckt schon heute nicht mehr als etwa zwei Prozent des Wertes. Unterschlagen wird, daß die rechtmäßigen Eigentümer bereits vor vielen Jahren auf diejenigen Flächen verzichtet haben, auf welchen Siedler angesetzt waren.

Es geht hier nicht um das "reich machen". Ein Neuanfang der rechtmäßigen Eigentümer erfordert durch viele Jahre Mühsal, Opfer und immer wieder Mühsal. Die Schand-urteile des Bundesverfassungsgerichts in dieser Sache, die auf den längst aufgeflogenen Lügen von Kohl, Schäuble, Waigel und deren Helfern fußen, sowie das jüngste Urteil aus Straßburg widersprechen dem Naturrecht und jeder billigen Rechtsauffassung. Es bedarf keines Propheten um vorauszusehen, daß der Staat Bundesrepublik Deutschland scheitern wird, wenn seine Träger diese amoralische Haltung beibehalten.

Friedrich Carl Albrecht, Burgdorf-Ehlershausen

 

Die Iraner sind nicht nur "Mullahs"
Betr.: "Die Bombe der Mullahs" (Folge 12)

Herr Liminski reduziert das iranische Volk auf "Mullahs"! Im Iran leben Männer, Frauen und Kinder, von denen 99,9 Prozent nicht mit der atomaren Aufrüstung zu tun haben. Wenn es zu einem sogenannten "Präventivschlag" kommt, kommt es zu einer unabsehbaren atomaren Katastrophe, deren Ausmaß die Hiroshima-Bombe um ein hundertfaches übertrifft. In Anbetracht dieser bevorstehenden Katastrophe von einem "spannenden Sommer" zu sprechen, erschüttert mich. Insbesondere jetzt, wo uns 60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges die grausame Zerstörung Deutschlands nochmals dankenswerter Weise in der PAZ vor Augen geführt wird. Keinem anderen Volk können wir so etwas wünschen. Das was Deutschland erlitten hat, haben inzwischen viele andere Länder erleiden müssen. Das letzte Opfer, der Irak, die Wiege der Zivilisation, wird immer noch bombardiert. Wir müssen unsere ganze Kraft darauf verwenden, einen weiteren Krieg, vielleicht wäre es der letzte der Menschheit, zu verhindern!

Nina Ehlers, Wunstorf

 

Zahl der Gustloff-Opfer ist bekannt
Betr.: "Die Rote Armee überrennt Ostdeutschland" (Folge 13)

Völlig zu Recht wehrt sich die PAZ in einem Artikel auf Seite 1 der Folge 13 gegen die zu befürchtende Herabsetzung der Opferzahlen des Angriffes auf Dresden. Um so unverständlicher ist es aber, daß sie dies im oben angegebenen Artikel von H. Magenheimer für die Opferzahl der "Wilhlem Gustloff" selbst durchgehen läßt. Da wird von "über 5.000 Menschen" gesprochen, die beim Untergang der "Wilhelm Gustloff" starben. Natürlich sind es über 5.000, doch ist hier die Zahl erstens genau bekannt und zweitens fast doppelt so hoch! Heinz Schön, ein Überlebender, weist in seinem Buch "Die Gustloff Katastrophe" 9.343 Tote und 1.295 Gerettete nach. Auch die PAZ sollte sich dieser neuen, gesicherten Zahlen bedienen und darauf achten, daß in ihren Berichten die Zahlen verwendet werden. Sogar die sonst mit deutschen Opferzahlen so zurückhaltenden öffentlichen Medien tun dies. Zum Beispiel sprach das ZDF in seiner Sendung zur 60. Wiederkehr der Katastrophe beinahe korrekt von "über 9.000 ertrunkenen Flüchtlingen".

Wolfgang Gäbler, Stuttgart

 

Das Beste!
Betr.: "Es geschah mitten in Deutschland" (Folge 11)

Dieser Artikel von Klaus Rainer Röhl in dessen klarer und schnörkelloser Sprache ist das Beste, was ich seit langem gelesen habe! Er gehört eigentlich an allen Kirchen und Marktplätzen angeschlagen. Klaus Rainer Röhl hätte das Zeug dazu, wie weiland Fichte die Reden an die "deutsche Nation" zu halten!

Mit Hochachtung für den Autor und die PAZ für die Veröffentlichung

Albrecht Khemlyani, Bendestorf

 

Die Fischers und Schröders winden sich wie Würmer vor den Siegern
Betr.: "Befreiung oder Niederlage oder was" (Folge 7)

Heulende Sirenen reißen nachts die Menschen aus den Betten. Bombenteppiche zerfetzen, verkohlen, verstümmeln Hunderttausende. Ruinenlandschaften. - Befreiung! Kann ein Wort zynischer sein? Panzer stoßen in die Trecks der Fliehenden. Überrollen, zermahlen, zerreißen, zerquetschen Menschenleiber. - Befreiung! Kann ein Wort heuchlerischer sein? Massenvergewaltigungen, vom Kind bis zur Greisin. Geschändet, gequält, gedemütigt, zu Tode geschunden. - Befreiung! Kann man noch häßlicher Lügen?

Soldaten, junge und alte; zu Hunderttausenden auf den Rheinwiesen verendet, zu Hunderttausenden nach Sibirien verschleppt und verreckt. - Befreiung! Kann ein Wort feiger sein?

Die, die es heute wagen an diesen verlorenen Seelen Anteil zu nehmen, müssen sich als "Ewig- Gestrige" beschimpfen lassen. - Befreiung? - Verhöhnung der Opfer!

Die Fischers und die Schröders mögen sich wie Würmer vor den Siegern winden, sie beschämen und verhöhnen damit zusätzlich die Besiegten, die neben der eigenen Trauer noch die Scham der Taten einer nationalsozialistischen Clique zu ertragen haben, die diese ihnen in das Geschichtsbuch eingetragen hat.

G.-U. Dahlmann, Braunschweig

 

Voller Verachtung und Abscheu
Betr.: "Europa-Skeptiker" (Folge 14)

Gerade erhielt ich einen Brief aus Österreich, in dem eine Freundin beklagt, wie Haider die Freiheitlichen heruntergewirtschaftet hat. Ein ehemaliger Hoffnungsträger hat sich selber ruiniert. Als ich den Brief las, fragte ich mich, ob wir denn Hoffnungsträger hätten. Dabei fielen mir nicht einmal ehemalige ein. Und wenn nur 14 Prozent der Deutschen der Bundesregierung vertrauen, dann scheint mir das noch erstaunlich viel, das Vertrauen gegenüber den Parteien dürfte kaum größer sein, und auch die Opposition kann wohl niemanden begeistern. Sie profitiert nur davon, daß sie nicht regieren muß.

Wenn ich als Heimatvertriebene erlebe, wie das Gros der deutschen Politiker sich zum 8. Mai stellt, dann bleibt mir für sie nur Verachtung und Abscheu.

Eva-Maria Klotsche, Bielefeld

 

Gegen Klüngelwirtschaft
Betr.: FPÖ in Existenzkrise

Ich fand die ganze Agitation bestimmter politischer Kreise in Europa in den vergangenen Jahren gegen Jörg Haider äußerst verletzend und schlimm. Mit dieser Protestwelle gegen Haider versuchte man jemanden mundtot zu machen, der für die Mißwirtschaft in seinem Land einst klare Worte fand.

Haider hatte von Wahl zu Wahl gesiegt, weil er das Proporzsystem, die Übermacht der politischen Parteien angegriffen hatte. In der Tat hatte keine Partei in Österreich sich so sehr als Staatspartei verstanden wie die SPÖ, für die Partei und Staat nahezu deckungsgleich waren. Stellenbesetzungen in staatsnahen Unternehmen ohne aktive Mitwirkung der Sozialisten waren fast fünf Jahrzehnte lang undenkbar gewesen. Diese Partei besaß maßgeblichen politischen Einfluß bei Banken, Versicherungen, Bundesbahn, Post und im Rundfunk und Fernsehen des ORF.

Der "rote Filz" war jahrelang ein Lieblingsthema Jörg Haiders. Erfolge bei den Wählern konnte er stets dann erzielen, wenn er die Privilegienwirtschaft in diesen Unternehmen unter Parteieneinfluß anprangerte.

Jörg Haider hatte einen grunddemokratischen Vorstoß gegen diese Klüngel- und Parteibuchwirtschaft unternommen. Und deshalb fürchteten sich in Europa und vor allem auch in Deutschland die Linksparteien vor einem möglichen Übergreifen des Haider-Effektes.

Die heftige internationale Kritik an einer Regierungsbeteiligung der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) hat ihr Ziel verfehlt und im Gegenteil sogar Haiders öffentliches Ansehen noch gesteigert.

Gerhard Drechsler, Melsungen

 

Die Tat richtet Joschka Fischer
Betr.: "Unbelehrbare Ideologe" (Folge 11)

Von trüben Strömungen aus dem Bodensatz der Gesellschaft nach oben gespült, nimmt J. Fischer eine Position ein, der er weder intellektuell noch moralisch gewachsen ist. Wo er die Interessen seines Landes hätte wahrnehmen müssen, hat er als grüner Ideologe die sogenannte multikulturelle Gesellschaft gefördert. Kontrollfreie Öffnungen der Grenzen und massive Asyl- und Einwanderungspolitik führen zwangsläufig zu mehr Schwarzarbeit, Kriminalität und Menschenhandel. Zwar sagt Fischer nicht wie andere Linke: "Nie wieder Deutschland!" oder "Deutschland verrecke!", doch die Tat richtet den Mann.

Nach jahrzehntelanger Aufnahme von Wohlstandssuchern aus den Unterschichten der ganzen Welt stehen unsere Sozialsysteme vor dem Kollaps. Dreistellige Milliardenbeträge an Steuern wurden so nicht in unsere Zukunft investiert, sondern zu unserem Schaden verschleudert. Mit pseudo-ökologischen Begründungen werden weiterhin Wirtschaft und Verbraucher geplündert, Wissenschaft und Arbeitsplätze aus dem Land getrieben. Die daraus resultierende Armut, Perspektivlosigkeit und Zukunftsangst verstärken doch den demographischen Einbruch. Feldhamster statt Deutsche!

Adolf Frerk, Geldern

 

Literarische Qualität
Betr.: "Das Märchen von des Königs Berg" (Folge 7)

Zu dem Abdruck des Artikels darf man Ihnen und vor allem der Verfasserin Regina Willusches-Wiechers gratulieren. Hier wird in sehr dichter, allegorischer Sprache sehr treffend und vielschichtig zum Ausdruck gebracht, was Ostpreußen, seine Menschen, ihre Geschichte und ihre Gegenwart ausmacht. Kurz gesagt, das allegorische "Märchen von des Königs Berg" hat literarische Qualität.

Klaus Hausmann, Hildesheim

 

Eine wunderbare Rede
Betr.: "Immanuel Kant und die Zukunft Europas" (Folge 12)

Neben all den informativen, interessanten und abwechslungsreichen Berichten Ihrer Preußische Allgemeine Zeitung ist für mich die Veröffentlichung der Ansprache des damaligen Dekans der Philosophischen Fakultät der Albertina in Königsberg, Prof. Eduard Baumgarten, vom März 1945 der wertvollste Beitrag. Die Rede verdient angesichts von Tod und Verwüstung in der ostpreußischen Hauptstadt besondere Beachtung und ist es unbedingt wert, gerade heutzutage einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden, die sich im Grunde nach Werten sehnt. In dieser Rede werden sie ausgesprochen.

Ein großer Bogen wird gespannt von dem Bild Ostpreußens, des "immerdar deutschen Landes an der Ostsee" (daran sollten sich die deutschen Politiker wieder erinnern!) zum großen Philosophen Immanuel Kant, der der Welt Handelsmaximen formuliert hat, die, würde nach ihnen gelebt werden, grausame Kriege verhindert hätten. Leider ist das nicht geschehen. Sie sollten aber erneut verbreitet werden, daß die Welt doch noch zur Vernunft kommt. Schließlich spricht Prof. Baumgarten von der "Macht der moralischen und geistigen Krankheit des Kommunismus" (Churchills Worte), der ganz Europa attackiere und gegen den man trotz aller nationalen Unterschiedlichkeiten zusammenstehen müsse. Wenn das alle Europäer gemeinsam auch heute praktizierten, hätte er keine Chance, sich wieder auszubreiten, wie es leider in der früheren Sowjetunion befürchtet werden muß. Eine wunderbare Ansprache, die der weitesten Verbreitung wert ist! Danke für die Veröffentlichung!

Inge Schmidt, Hamburg

 

Würzburg existierte nicht mehr
Betr.: "Makabres Feuerwerk" (Folge 11)

In der Erinnerung ist es, als wäre es gestern gewesen: Soldat von Kriegsbeginn bis zum bitteren Ende in amerikanischer Gefangenschaft. Dankbar, daß man das alles überlebt hat, aber jetzt sollten wir wohl verhungern, in diesem abgelegenen Seitental in der Steiermark. Nach sechs Wochen hieß es: Zuerst werden diejenigen entlassen, die in Bayern beheimatet sind. Dazu gehörte auch ich. In Würzburg stand das Haus meiner Eltern, das war meine Heimat. Mit nichts als was wir am Leib hatten, mit ein paar alten Klamotten im Rucksack, aber im Besitz des gestempelten Entlassungsscheins hockten wir eingepfercht auf der offenen Ladefläche. Ohne den Schein hätte man uns sofort wieder einfangen und in ein Lager stecken können. Der letzte Heimaturlaub lag ein halbes Jahr zurück, seitdem hatte ich keinen Kontakt mit meinen Eltern. Einige Kameraden wollten gehört haben, Würzburg sei zerstört, und je näher wir der Stadt kamen, um so präziser wurden die Angaben aus der Bevölkerung. Es wurde zur Gewißheit, ja, Würzburg war zerstört, verbrannt, ein Trümmerhaufen. Würde ich meine Eltern wiedersehen? Würzburg sah schrecklich aus. Vor der Residenz, oder besser, was davon noch vorhanden war, wurden wir ausgeladen. Zum Haus meiner Eltern war es nicht weit. Ob es noch steht? War ich überhaupt in der richtigen Straße? Je näher ich kam, um so mehr schwand die Hoffnung. Da stand ich dann vor der Brandruine. An der rußgeschwärzten Wand stand mit Kreide die Schrift meines Vaters: "Wir leben noch", und die Adresse in einem Dorf in der Umgebung. In den Ringparkanlagen fand ich noch eine intakte Bank. Ich mußte erst einmal überlegen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ging die Mutter eines Schulkameraden vorbei. Sie blickte kurz zu mir, aber sie erkannte mich nicht, so elend, wie ich war.

Hier konnte ich nicht bleiben, Würzburg existierte nur noch in der Erinnerung. Der Trümmerhaufen war nicht meine Heimat. Zwei Stunden Fußmarsch standen mir bevor. Ob ich das schaffe? Doch das Wiedersehen ließ all das Schreckliche erst einmal vergessen. Wir waren ja am Leben! Und dann die Berichte über die Schreckensnacht im Keller, den Feuersturm, und wer von den Bekannten darin umgekommen war. Leben und Sterben, so dicht beieinander. "Ein voller Erfolg" funkte der Kommandant des Bomberverbands an den Heimatflughafen. So kann man es auch sehen. Ein Lob von Arthur Harris war ihm sicher.

Dr. Gustav Krüger, Herrenberg

 

Zerstörtes Würzburg: Der Blick von der Domstraße zur Festung war frei, da alle Häuser nur noch Trümmer waren. Foto: Geschichtswerkstatt Würzburg

 

Unfaßbar!
Betr.: "Opferzahl weiter nach unten korrigiert" (Folge 13)

Vielleicht werden in einigen Jahren die Opferzahlen noch weiter nach unten korrigiert, so daß am Ende niemand zu Tode kam. Die Opfer hat man vielleicht auf der Seite der Kriegsgegner dazugezählt. Deutsche sind wohl keine Opfer. Unfaßbar!

Erwin Kim, Aalen

 

Von der Habsburgwarte zum Altvaterturm im Thüringer Wald
Betr.: Altvaterturm (Folge 6)

Für diejenigen, die sich für Herkunft und Namen des Altvaterturms interessieren, möchte ich kurz ausführen, daß der ursprüngliche Altvaterturm im Altvatergebirge in Sudeten-Schlesien (Ostsudeten) 1904 als "Habsburgwarte" errichtet wurde. Mit dem Niedergang der Habsburger Monarchie zum Ende des Ersten Weltkrieges und der Gründung des tschechischen Nationalstaates wurde der Name des Turms in "Altvaterturm" umgeändert. Der Turm auf einer Höhe von 1.492 Metern war ein sehr beliebtes Ausflugsziel für jung und alt.

Mit der Vertreibung der sudetendeutschen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Turm seinem Schicksal überlassen, bis er schließlich einstürzte und 1957 von Tschechen gesprengt wurde.

Dieses Wahrzeichen wollten die Sudetendeutschen im Westen wieder aufbauen, und zwar sollte es eine Mahn- und Gedenkstätte für alle Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten werden. Leider haben die einzelnen Landsmannschaften nicht viel dazu beigetragen, daß dieses Projekt als gemeinsame Gedenkstätte der Vertreibung zustandekommt.

Bereits 1976 fanden sich Heimatvertriebene zusammen und gründeten den Altvaterturm-Verein e.V. Nach langer Suche eines geeigneten Standortes wurde man nach dem Mauerfall fündig. Auf dem Wetzstein, in der Nähe des Rennsteigs, im südlichen Thüringer Wald, konnte das notwendige Land erworben werden. Endlich - im Jahre 2000 - war es so weit, daß mit dem Turmbau begonnen werden konnte.

Herr Kurt Weese, der 1. Vorsitzende des Altvaterturm-Vereins und Architekt, ist für seine jahrelange, unermüdliche Arbeit von Bundespräsident Horst Köhler mit der "Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland" ausgezeichnet worden.

Obwohl der ursprüngliche Altva-terturm in den Ostsudeten stand, kann der "neue" Altvaterturm ein Symbol sein für alle deutschen Heimatvertriebenen. Es liegt an uns, die Gelegenheit für einen weiteren Ausbau des Turmes wahrzunehmen, so daß er wirklich ein nationales Zentrum der Vertreibung wird.

Weitere Informationen über den Altvaterturm können Sie auch über das Internet unter www.altvaterturm.de  erfahren.

Inge Keller-Dommasch, Jonen/Schweiz

 

Verlust ist Gewinn
Betr.: "Gescheitertes Weiberregiment" (Folge 12)

Spätestens seit dem Abend der Wahlniederlage von Heide Simonis weiß man, daß unsere Bundesregierung Reduzierungen, Niederlagen und / oder Verluste als Gewinn interpretiert und verkauft. Der Parteivorsitzende Franz Müntefering sagte an diesem Abend allen Ernstes im Hinblick auf die Stimmenverluste der SPD, er freue sich über das gute Ergebnis von Frau Simonis, da sie die im Vorfeld angestellten negativen Prognosen übertroffen habe.

Michael Windhauer, Köln


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