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07.05.05 / "Wie in ein irdisch Paradis" / Schloß Charlottenburg bietet den Besuchern im Jubiläumsjahr ein abwechslungsreiches Programm

© Preußische Allgemeine Zeitung / 07. Mai 2005

"Wie in ein irdisch Paradis"
Schloß Charlottenburg bietet den Besuchern im Jubiläumsjahr ein abwechslungsreiches Programm

Einen wichtigen Baustein bei Staatsbesuchen und Empfängen nannte Bundespräsident Horst Köhler die Begegnung von Gästen mit dem Schloß Charlottenburg. "300 Jahre ist es her, daß der preußische König Friedrich I. aus Trauer über den frühen Tod seiner Frau das Schloß und die Siedlung in der unmittelbaren Umgebung Charlottenburg taufte. Er verlieh den Bewohnern das Stadtrecht und nahm für sich das Bürgermeisteramt in Anspruch. Damals wie heute lädt die Schönheit des Gartens, der Gebäude und ihrer Ausstattung zum Verweilen ein. Ganz nebenbei vermittelt sie Wissen über vergangene Zeiten, die ihre Spuren bis in die Gegenwart ziehen", so Köhler in einem Gastkommentar in dem Besuchermagazin Porticus der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (1/2005).

Als Arbeitszimmer nutzt Köhler im Schloß Charlottenburg zur Zeit die Chinesische Galerie, einen holzgetäfelten Raum zwischen Mittelbau und Orangerie - solange bis der offizielle Sitz des Bundespräsidenten, Schloß Bellevue, renoviert ist. Auch wenn Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden müssen, liegt es Horst Köhler am Herzen, daß möglichst viele Räume des Schlosses besucht werden können. Zu den besonderen Sehenswürdigkeiten zählen ohne Zweifel das Porzellankabinett sowie die Hoftafel- und Silberkammer, wo die preußischen Kroninsignien von 1701 mit dem Reichs- und Kurschwert des 15. und 16. Jahrhunderts wie auch herausragende Beispiele der Goldschmiedekunst aus dem 17. bis 20. Jahrhundert ausgestellt sind. Beispiele aus den Meißener und Berliner Porzellanmanufakturen, aber auch kostbare Gobelins aus der Manufaktur Jean Barraband d. J. oder Gemälde von Eduard Gaertner, Franz Krüger oder von Watteau erfreuen das Herz eines jeden Kunstfreundes. Vielleicht findet ja auch der eine oder andere Teilnehmer des Deutschlandtreffens der Ostpreußen, das am 21. und 22. Mai in Berlin stattfindet, die Zeit, noch einen Blick auf das ehrwürdige Schloß und seine Schätze zu werfen.

Doch nicht nur Erwachsene werden Interessantes im Schloß Charlottenburg finden, für Kinder ab sechs Jahren gibt es jetzt ein besonderes Angebot der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten: Sie können an jedem Sonntag ab 11 Uhr auf Entdeckungsreise durch das Schloß gehen (Treffpunkt: Kasse Neuer Flügel). Auf dieser "Reise durch die Welt der Kulturen" werden sie chinesischem Porzellan, griechischen Mythen, französischer Mode und italienischer Musik begegnen.

Damit alles reibungslos klappt und die Besucher das Schloß in allen seinen Facetten genießen können, gibt es natürlich viele "dienstbare Geister", die im Hintergrund die Fäden ziehen. Etwa 50 Menschen sind im Schloß Charlottenburg hinter den Kulissen tätig. Neben den Restauratoren haben auch die vier Hausmeister, die im Schichtdienst arbeiten, alle Hände voll zu tun. Sie müssen kleine Reparaturen erledigen wie auch defekte Leuchtmittel austauschen, die meist unsichtbar zwischen Decke und Wand angebracht sind. Über 60 Luftbefeuchter sind täglich aufzufüllen, damit das Klima in den historischen Räumen nicht leidet.

Es ist ein "Arbeitsplatz der langen Wege", schließlich mißt die Entfernung vom Neuen Flügel im Osten bis zur Großen Orangerie im Westen ganze 500 Meter. Da muß man schon gut organisieren können und die Kräfte einteilen. Und so befinden sich hinter unauffälligen Türen manche Hilfsmittel wie Leitern, Putzmaschinen oder Wassereimer (für die Luftbefeuchter).

Zu den fleißigen Helfern in und rund um Schloß Charlottenburg zählen auch die Gärtnerinnen und Gärtner, die besonders zu Beginn des Jahres viel zu tun haben. So haben sie für die Frühjahrsbepflanzung in diesem Jahr insgesamt 28.000 Zwiebeln in die Erde versenkt. 26 verschiedene Arten und Sorten von Blumenzwiebeln waren es, darunter Kaiserkronen (acht verschiedene Arten!), Tulpen, Hyazinthen und Narzissen. Darüber hinaus wurden elf Sorten Frühjahrsblumen in über 25.000 Exemplaren gepflanzt, darunter auch Vergißmeinnicht, Primeln und Hornveilchen. Bei der Zusammenstellung orientierte man sich an den historischen Pflanzungen aus der Zeit um 1700, als der Garten entstand.

Wer sich näher mit der Blumenpracht im Schloß Charlottenburg und im Schloßgarten beschäftigen möchte, für den werden spezielle Führungen angeboten. Ein Rundgang mit Kastellan Rudolf G. Scharmann führt in "paradiesische Gartenlandschaften". Zu sehen sind kunstvolle Blumenarrangements, Jahreszeitenfolgen und Orangeriegewächse in Stuck und auf Deckenmalereien, Wandteppichen, Gemälden, Porzellanen und Mobiliar. (Donnerstag, 19. Mai, 16 Uhr, Treffpunkt: Altes Schloß).

In die Geheimnisse der Orangerie des Schlosses, in der die Kübelpflanzen den Winter verbringen, ehe sie im Mai an ihren sommerlichen Standort im Schloßgarten verbracht werden, weihen Führungen mit Mitarbeitern der Gartenabteilung ein. Dabei erfährt man auch, wie der Transport der Kübelpflanzen organisiert wird. (Mittwoch, 25. Mai, 15 Uhr, Treffpunkt: Altes Schloß). - Anmeldung für alle Führungen: Telefon (0 30) 32 09 14 11.

Zu guter Letzt sei auf eine Ausstellung aufmerksam gemacht, in deren Mittelpunkt eine Pflanze steht, die auch auf Deutschlands Balkonen heimisch ist - die Pelargonie. Sie gehört zur Familie der Geraniengewächse. Die Gärtner von Schloß Charlottenburg haben historische Sorten gezüchtet und zeigen in dieser Ausstellung die Vielfalt der Pflanze. Die Auswahl der 50 bis 60 Arten orientiert sich an Aufzeichnungen aus der Zeit des Hofgärtners Georg Steiner (1802-1834) und betört durch die Vielfalt der Blüten und Blattformen sowie durch die verschiedenen Düfte. Kleine Orangerie, bis Montag, 16. Mai.

Ein Besuch von Schloß Charlottenburg ist immer lohnend, vor allem im 300. Jahr seines Bestehens, das sich durch viele Aktivitäten rund um das Schloß auszeichnet. So wird vom 1. bis 3. Juli zum "Charlottenburger Schloßgartenfest" gebeten. Im Mittelpunkt steht eine Opernaufführung im Freien unter der Leitung des Dirigenten Christoph Hagel. Im Juni kommen die Freunde der höfischen Mode vom 17. bis 19. Jahrhundert auf ihre Kosten. Kastellan Scharmann lädt ein zu einem speziellen Rundgang. Vom 20. Juli bis 4. August gibt es ein Freiluftkino im Ehrenhof. Gezeigt werden vor allem Streifen aus der deutschen und Berliner Geschichte, Künstlerbiographien und Klassiker der Filmgeschichte.

"Man ist hier wie in ein irdisch Paradis", lobte einst Sophie von Hannover, die Mutter Sophie Charlottes von Brandenburg, das Schloß ihrer Tochter. Ein wenig von diesem Flair konnte über die Jahrhunderte hinweg gerettet werden.

Silke Osman

Zauberhaftes Charlottenburg: Blick über den Orangeriegarten auf die große Orangerie und die Schloßkuppel Foto: Archiv


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