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14.05.05 / Köhler: "Wir trauern um alle Opfer, weil wir gerecht gegen alle Völker sein wollen."

© Preußische Allgemeine Zeitung / 14.Mai 2005

Köhler: "Wir trauern um alle Opfer, weil wir gerecht gegen alle Völker sein wollen."

Die friedenbejahende Rede von Bundespräsident Horst Köhler zum 8. Mai wurde nicht von allen Seiten mit voller Zustimmung aufgenommen. Es gab durchaus einige Stimmen, die die Rede als problematisch ansahen. So die SPD-Politikerin Cornelie Sonntag-Wolgast, die die Auffassung vertrat, Köhler habe "zu viel Selbstsicherheit dieses Landes von heute verbreitet und deutlich zu wenig Warnung und Abkehr gegen den Rechtsextremismus ausgedrückt". Kritik kam aber gar nicht in erster Linie aus dem Inland, sondern aus Großbritannien. Der britische Premierminister Tony Blair warnte Deutschland davor, eine "Opferkultur" um Vertriebene zu pflegen. Verantwortlich für den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges sei Deutschland gewesen.

Dabei zeichnete sich Köhlers Rede durchaus durch Ausgewogenheit aus. Hier einige Auszüge:

"Die Völker und die Menschen, die unter dem sogenannten Dritten Reich gelitten hatten, empfanden beim Untergang der Naziherrschaft Freude und Genugtuung. Aber Europa hatte Furchtbares erlebt, ehe dieser Sieg errungen war. Es war in einen Kontinent der Massengräber, der Todeslager und der Trümmer verwandelt. Millionen Soldaten aller Nationen waren gefallen. Auf Europas Straßen zogen Hunderttausende entwurzelter und verzweifelter Menschen, und in den so furchtbar zerstörten Städten wie Warschau, Caen und Kiew waren fast nur noch die Keller bewohnbar. Auch brachte das Ende des Krieges noch lange nicht das Ende des Leids: In den befreiten Konzentrationslagern, in den Lazaretten und in den Krankenhäusern starben weiter Menschen an ihren Entbehrungen und Wunden. Im Osten gingen die Bevölkerungsverschiebungen weiter, und die gewaltsame Vertreibung der Deutschen hatte gerade erst begonnen. Die Länder Mittel- und Osteuropas gingen Jahrzehnten neuer Unfreiheit entgegen ... Wir Deutsche blicken mit Schrecken und Scham zurück auf den von Deutschland entfesselten Zweiten Weltkrieg und auf den von Deutschen begangenen Zivilisationsbruch Holocaust ...

Wir trauern um alle Opfer Deutschlands - um die Opfer der Gewalt, die von Deutschland ausging, und um die Opfer der Gewalt, die auf Deutschland zurückschlug. Wir trauern um alle Opfer, weil wir gerecht gegen alle Völker sein wollen, auch gegen unser eigenes.

Wir haben die Verantwortung, die Erinnerung an all dieses Leid und an seine Ursachen wachzuhalten, und wir müssen dafür sorgen, daß es nie wieder dazu kommt. Es gibt keinen Schlußstrich."


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