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14.05.05 / Grüne Oase / Im Garten ist immer etwas zu tun und zu beoachten

© Preußische Allgemeine Zeitung / 14.Mai 2005

Grüne Oase
Im Garten ist immer etwas zu tun und zu beoachten

Der mehr oder weniger harte Winter ist nun allerorten vorbei. Mütze, Handschuhe und Wintermantel kommen in den Schrank, und die leichte Kleidung wird hervorgeholt. Der Garten ist endlich wieder eis- und schneefrei, und der Gartenfreund freut sich auf ein schönes Frühjahr und einen hoffentlich langen Sommer. Die Schneeglöckchen sind längst verblüht; von den Krokussen ist nur noch hier und da das Grün zu sehen. Viele von ihnen sind von den Drosseln - in diesem Jahr waren die blauen Exemplare die absoluten Favoriten - zerpflückt worden. Noch leuchten ein paar Winterlinge mit Tulpen und Narzissen um die Wette. Die Hyazinthen betören mit ihrem unvergleichlichen Duft. In Töpfen ergänzen rote, blaue, weiße und gelbe Primeln diese Blütenpracht. Die rote Scheinjohannisbeere erstrahlt in diesem Jahr besonders üppig, so als wollte sie zu dem neben ihr stehenden Ranunkelstrauch sagen: "Sieh her, ich bin die Schönste."

Der Gartenfreund schlendert durch seine grüne Oase und stellt fest, daß die Terrasse an manchen Stellen so sattgrün ist wie sein Rasen. Wie jedes Jahr stellt er sich die Frage: Soll er gleich mit dem Bioalgenvernichter arbeiten oder lieber auf die Kraft der Sonne vertrauen? Zuerst wird der Rasen vertikutiert, damit er Luft bekommt. Die kahlen Stellen werden im Mai, wenn der Boden sich erwärmt hat, nachgesät und gedüngt. Wie kleine Teppiche blühen die violetten wilden Primeln in den Beeten, und die ersten Stauden treiben mit Macht aus der Erde. Der Rhododendron und der Azaleenstrauch tragen bereits dicke, fette Knospen. Die Rosen können auch schon zurückgeschnitten werden, damit sie wieder kräftig ausschlagen. Der Sommerflieder wurde bereits im März zurückgeschnitten, damit sich an den jungen Trieben Blüten bilden, um besonders zahlreich die Schmetterlinge anzulocken.

Der erste Rasenschnitt zieht allerlei Vögel an, die sich für ihren Nestbau die nötige Polsterung verschaffen. Auch eine wohlgenährte Taube stolziert mit wiegendem Schritt gemächlich über den Rasen, um sich zu versorgen. Oha, denkt der Gartenfreund, die hat aber die Ruhe weg. Da bricht auch schon in der Tanne und im Mammutbaum ein ohrenbetäubendes Spektakel los. Das Eichhörnchen keckert und trommelt mit dem Schwanz. Meise, Drossel und Spatz stimmen, jeder in seiner Tonlage, ein Gezeter an. Aus dem Vogelhaus steckt eine Kohlmeise ihren Kopf heraus, um zu gucken, wer sie da bei der Inneneinrichtung stört. Da schleicht die Übeltäterin, Nachbars Katze, unter dem Rhododendrenbusch hervor und klettert blitzschnell den Baumstamm empor. Pech gehabt! Wie meistens! Auch diesmal hat das Frühwarnsystem funktioniert.

Unser Gartenfreund lächelt in sich hinein und setzt sich in der milden Maisonne auf seine Gartenbank. Es dauert nicht lange, da taucht der erste Nachbar am Gartenzaun auf, und wie jedes Jahr wird gefachsimpelt, werden Ratschläge über den Garten ausgetauscht. - Eine grüne Oase im Frühling. Und das alles mitten in der Großstadt.

Barbara Bachem

Idylle in der Großstadt: Auch ein kleiner Garten braucht Pflege. Foto: privat


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