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28.05.05 / Hochachtung errungen / 20 Jahre Käthe-Kollwitz-Museum Köln

© Preußische Allgemeine Zeitung / 28. Mai 2005

Hochachtung errungen
20 Jahre Käthe-Kollwitz-Museum Köln

Eine zunächst skeptisch betrachtete Idee führte vor 20 Jahren zur Gründung eines Museums, das heute in der Fachwelt und auch bei den Besuchern aus aller Welt große Hochachtung errungen hat. Die Idee, im Rahmen der Kreissparkasse Köln der Künstlerin Käthe Kollwitz ein Museum zu widmen, stammt von Dr. Hans Joachim Möhle, dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden dieses Geldinstitutes. 1983 wurden 60 Zeichnungen der Kollwitz von der Kreissparkasse erworben; sie bildeten den Grundstock des Museums, das zwei Jahre später eröffnet wurde. Gerne hätte das Städtische Wallraf-Richartz-Museum diese Sammlung angekauft, doch die Stadt Köln hatte dafür kein Geld.

Die Gründung des Käthe-Kollwitz-Museums fand besonders bei den Freunden der Klassischen Moderne sogleich Anklang. Kritiker meinten jedoch, der Rheinländer sei eher für den Karneval und dessen leichte Kost zu haben als für die ernste und tiefgründige Kunst der Ostpreußin mit ihrem expressiv-realistischen Stil. Auch sei es kein Geheimnis, daß Ostpreußen und auch die anderen ostdeutschen Länder zu weit entfernt vom Rhein lägen. Doch die Pessimisten, die dem Kölner Museum eine negative Zukunft prophezeiten, irrten sich. Heute ist dies nicht nur das weltweit größte Museum seiner Art. Auch die Besucherstatistik ist für eine Stätte, die sich auf Schwarzweißzeichnungen und Grafiken sowie auf bronzene Plastiken beschränkt und auf Vielfarbigkeit notgedrungen verzichtet, überaus positiv. Mehr als eine halbe Million Besucher kamen ins Museum, viele aus Belgien und den Niederlanden. Für ihren zu Anfang des Ersten Weltkriegs gefallenen Sohn Peter schuf Käthe Kollwitz die Figurengruppe der trauernden Eltern, das Monument, das auf dem deutschen Soldatenfriedhof im belgischen Esen/Roggenveld aufgestellt wurde.

Das Museum besitzt heute 260 Zeichnungen, 430 druckgrafische Blätter und 15 Bronzeplastiken. Natürlich beherbergen die 1.000 Quadratmeter großen Ausstellungsräume nur einen Teil der Sammlung. Sonderausstellungen thematischer und monographischer Art erweitern die Blicke. Allerdings müssen die gezeigten Künstler und deren Kunst Beziehungen zur Künstlerin und deren Themen, Stil oder Technik haben. Genannt seien Heinrich Zille, Otto Dix, Walter Hanel, Ernst Barlach, Henry Moore, Paula Modersohn-Becker, Francisco Goya und Picasso, von dem Käthe Kollwitz 1901 in Paris eine Arbeit erwarb. In der Jubiläumsausstellung werden einige der jüngst erworbenen Zeichnungen aus dem Frühwerk der Künstlerin gezeigt, und um ihr Selbstbildnis in Bronze gruppieren sich etliche Porträts. Thematische Bildvergleiche bieten die Variationen "Mütter", "Die Eltern", die Abbildungen der Kollwitz-Söhne Hans und Peter als Kleinkinder, der Bogen spannt sich von hier bis zum Bemühen von Staat, Kirche und Medien heute, Familie und Nachwuchs wieder ins Gesichtsfeld zu rücken. Aktuell ist diese Künstlerin in ihren Blättern, in denen sie sich gegen den Krieg, Vergewaltigung und soziales Elend wendet. Angesichts der Feiern zum Kriegsende vor 60 Jahren in verschiedenen deutschen Städten, in Manifestationen gegen den Krieg und soziale Mißstände wirken ihre Zyklen ("Krieg", "Weberaufstand", "Der Bauernkrieg"), Variationen ("Frau mit totem Kind") und Einzelblätter ("Nie wieder Krieg!", "Der Tod tröstet", "Hunger") sowie Plastiken ("Pieta") wie hierfür geschaffen. Eine Schülerin aus Berlin trug ihre Gedanken in das Gästebuch, das an der Museumskasse ausliegt, ein: "Ich bin ein Kind und kann nicht viel sagen - nur einzig war, daß Käthe nie auf ihren Bildern gelacht hat, aber die Bilder trotzdem nicht negativ sind. Sie konnte die Leute ansprechen, ohne daß sie die Leute angelacht hat" (Judith, 20. Oktober 2004). Besonderen Anklang finden die thematischen Sonderausstellungen - bisher sieben - des Zyklus "EINBLICKE", die unter kunstpädagogischen Aspekten zusammengestellt sind und in denen ebenfalls Führungen bei freiem Eintritt für Kinder, Jugendliche und Senioren stattfinden. Die Öffentlichkeitsarbeit hat in diesem Museum ein weites Feld, das sich von Führungen und praktischen Kursen für Kinder bis zu den Musikalisch-Literarischen Matineen erstreckt. Das Programm (bis November 2005) liegt im Museum aus, man kann es sich aber auch schikken lassen: Käthe-Kollwitz-Museum, Neumarkt 18-24, 50667 Köln, Telefon (02 21) 2 27 23 63 / 28 99; E-Mail museum@kollwitz.de .

Zehn Jahre lang war der Eintritt im Museum der Kölner Kreissparkasse frei. Erwachsene müssen nun einen kleinen Beitrag zahlen. Die Einnahmen hiervon gehen als Spende der Kreissparkasse für die Grabstätte der Künstlerin nach Moritzburg bei Dresden. Dort lebte die Ostpreußin ab 1944, nachdem sie ein Jahr zuvor die Reichshauptstadt Berlin über Nordhausen wegen der Bombenangriffe verlassen hatte. In Moritzburg verstarb die große Künstlerin wenige Tage vor Kriegs-ende, das die Pazifistin so sehr herbeigesehnt hatte. Günther Ott

 In trauter Runde: Käthe Kollwitz (Mitte) im Kreise ihrer Familie um 1920 Foto: Museum


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