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28.05.05 / Fluchtroute / Auf den Spuren der Gräfin Dönhoff

© Preußische Allgemeine Zeitung / 28. Mai 2005

Fluchtroute
Auf den Spuren der Gräfin Dönhoff

Obwohl Marion Gräfin Dönhoff bereits 2002 verstorben ist, ist ihr Name im Zusammenhang mit Neuveröffentlichungen auf dem Buchmarkt überraschend oft zu lesen. Ob "Reisebilder der Marion Gräfin Dönhoff" von Friedrich Dönhoff, "Auf den Spuren von Marion Gräfin Dönhoff" von Haug von Kuenheim oder jetzt neu "Weit ist der Weg nach Westen - Auf der Fluchtroute von Marion Gräfin Dönhoff" von Tatjana Gräfin Dönhoff - offenbar hat der Name eine verkaufsfördernde Wirkung. Tatjana Gräfin Dönhoff, Journalistin wie ihre verstorbene Großtante, reiste im Winter 2003 mit dem Fotografen Jo Röttger nach Ostpreußen. Ein Teil ihres Buches befaßt sich - wie der Titel schon andeutet - mit der Fluchtroute der berühmten Verwandten. Teilweise zitiert die Autorin aus den Erinnerungen der Ahnin und durchzieht diese mit Eindrücken aus der Gegenwart. Zwischendurch unterbricht sie die Abschnitte über die Fluchtroute, indem sie in verschiedenen Kapiteln Menschen vorstellt, die ihr auf ihrer Reise begegnet sind. So erzählt sie von Hannelore Grzankowska, geborene Poek, die als Deutsche den Einmarsch der Roten Armee erlebte, in der Heimat blieb, einen Polen heiratete und sich in das polnische Leben integrierte. Hannelore, inzwischen geschieden, lebt in ihrem Haus, züchtet Geflügel, liest deutsche Bücher und freut sich, wenn eines ihrer vier Kinder zu Besuch kommt.

Auch von den Brüdern Puzio wird berichtet, die sich in Masuren einen Bauernhof kauften und jeden Tag ums Überleben kämpfen müssen, da EU-Auflagen, Viehseuchen, niedrige Preise für ihre Waren und hohe Kreditlasten ihnen das Leben schwer machen. Die Geschichten um das Warschauer Ehepaar Palyskas, das das zerstörte Schloß der Familie Eulenburg kaufte und in mühseliger Arbeit wieder renoviert, und die Warschauer Großfamilie Szlagier-Jablonski, die den ersten Ökobetrieb in Masuren aufbaute, zeugen von der Einsatzbereitschaft einzelner beim Wiederaufbau.

Zusammen mit den eindrucksvollen Fotos von Jo Röttger ist Tatjana Gräfin Dönhoff eine durchaus aussagekräftige Momentaufnahme über das Leben im Ostpreußen der Gegenwart gelungen. Trotz allem ist und bleibt der Beigeschmack bestehen, daß eine mittelmäßige Journalistin mit dem Namen ihrer berühmten Tante noch mal Geld machen wollte. R. Bellano

Tatjana Gräfin Dönhoff, Jo Röttger: "Weit ist der Weg nach Westen - Auf der Fluchtroute von Marion Gräfin Dönhoff", nicolai, Berlin 2004, geb., zahlr. Abb., 245 Seiten, 29,90 Euro


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