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04.06.05 / Eine Sommerliebe in Travemünde / Wie Lübeck an Thomas Manns 50. Todestag erinnert

© Preußische Allgemeine Zeitung / 04. Juni 2005

Eine Sommerliebe in Travemünde
Wie Lübeck an Thomas Manns 50. Todestag erinnert

Von Lübeck nach Travemünde und zurück - eine literarische Reise auf den Spuren der Tony Buddenbrook: Mit dieser und anderen attraktiven Aktionen erinnert die Hansestadt Lübeck an den 50. Todestag ihres großen Sohnes Thomas Mann. Mit dem Roman "Buddenbrooks" hatte der Autor seiner Heimatstadt ein großartiges literarisches Denkmal gesetzt, und die heimlich-zarten Liebesbande zwischen Morten Schwarzkopf, dem Sohn des Travemünder Lotsenkommandeurs, und Tony Buddenbrook, der Tochter des Lübecker Konsuls, spielen in diesem Meisterstück eine wichtige Rolle.

Daß "Buddenbrooks" mehr ist als ein Roman, fast schon ein alle Sinne erfassendes Gesamtkunstwerk, kann man besonders intensiv nachempfinden, wenn man sich der literarischen Schiffahrt anschließt, die am 11. und 19. Juni in einer Gemeischaftsaktion von Buddenbrookhaus, Lübeck/Travemünde-Tourist-Service, Scandic-Hotel und Reederei Alexander Maak angeboten wird.

An Bord der Trave-Queen - am Steuerrad der Reeder persönlich - geht es in gemächlicher Fahrt flußabwärts. Die eineinhalb Stunden, bis das Seebad Travemünde in Sicht kommt, vergehen wie im Fluge. Dafür sorgt vor allem Heide Aumann vom Buddenbrookhaus, die mit ebenso viel Kunstfertigkeit wie Leidenschaft die zur Strecke passenden Passagen aus dem Roman vorträgt. Als "Begleitung" läßt die Scandic-Küchen-Crew auftragen, was Manns Meisterwerk an Rezepten hergibt: Erst Pumpernickel mit Roquefort und Räucherlachs auf Vollkorn, dann Kaffee und Kuchen à la Buddenbrooks.

In Travemünde geht es dann auf einstündige literarische Spurensuche. Auf dem Rundgang vom Leuchtturm zum Haus des Lotsenkommandanten, weiter durch die Altstadt bis zum Kurhaus mit Blick auf den Seetempel ist Heide Aumann kundige und sympathische Begleiterin. Zu jedem Ort, zu jedem Ausblick fällt ihr etwas ein, und natürlich hat sie - ganz "zufällig" - stets die passende Textstelle aus dem Roman zur Hand.

Wer meint, eine Steigerung des Genusses sei wohl nicht mehr möglich, sollte die Rückfahrt nach Lübeck abwarten. Während die Gäste auf den Spuren des Dichters und seiner Figuren wandeln, verwandeln die Mitveranstalter von der Maak-Linie und vom Scandic-Hotel die "Queen" in ein schwimmendes Nobel-Restaurant. Zwischen weiteren Lesungen von Heide Aumann werden Köstlichkeiten gereicht, die dem aufmerksamen Romanleser nicht unbekannt erscheinen: luftiges Kräutersüppchen mit geröstetem Brot, glasierter Honigschinken an süßlich-säuerlicher Schalottensauce, Ragout von Muscheln und Meeresfrüchten und - kurz vor der Ankunft in Lübeck - Buddenbrooks Lieblingsdessert Plettenpudding.

Mit 59 Euro ist das literarisch-kulinarische Vergnügen nicht ganz billig, aber allemal sein Geld wert. Die Veranstalter jedenfalls kann man nur ermuntern, auf dem von ihnen eingeschlagenen Weg weiterzugehen; so kann man auch Menschen an große Kunst und Kultur heranführen, die angesichts der Überangebote des Medienzeitalters keinen Zugang zu literarischen Monumentalwerken wie denen eines Thomas Mann finden.

Aus Anlaß des 50. Todestages stehen in Lübeck noch zahlreiche weitere Veranstaltungen auf dem Programm. So läuft zur Zeit in der Katharinenkirche eine Sonderausstellung "Das zweite Leben. Thomas Mann 1955 - 2005". Und am 13. August gibt es einen Festakt in der Marienkirche mit Bundespräsident Köhler sowie abends in der Katharinenkirche ein literarisches Menü, wiederum in Zusammenarbeit mit dem Scandic Hotel. H.J.M.


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