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02.07.05 / Der Fall Klausdorf / Wie man rechtsradikale Gewalttaten macht

© Preußische Allgemeine Zeitung / 02. Juli 2005

Der Fall Klausdorf
Wie man rechtsradikale Gewalttaten macht

Am Rande der Landeshauptstadt Kiel liegt die kleine Randgemeinde Klausdorf. Anfang Juni beging man dort "Klausdorfer Festtage", wie es in solchen Orten üblich ist. Diesmal allerdings wurde, wie das Lokalblatt Kieler Nachrichten in einem fünfspaltigen Artikel berichtete, der Vereins- und Discoabend von "massiven Gewalttätigkeiten überschattet". Die Polizei mußte eingreifen gegen zwei Gruppen von Jugendlichen, "die durch einschlägig bedruckte T-Shirts und später teilweise auch entsprechende Parolen unmißverständlich ihre rechtsradikale Gesinnung zu erkennen gaben". Nachdem die Beamten gegen zwei betrunkene Jugendliche einen Platzverweis verhängt hatten, beruhigte sich die Lage wieder. Allerdings konnten die Beamten nicht verhindern, so die Kieler Nachrichten, "daß randalierende Rechte (jetzt sind es schon keine Rechtsradikalen mehr, sondern schlicht Rechte) zuvor einen Toilettenwagen demoliert hatten". "Fest scheint zu stehen", so die Kieler Nachrichten, "daß es sich bei den Störungen durch die Rechtsradikalen um von auswärts angereiste Gewalttäter handelt."

Dreimal wird in dem Zeitungsbericht der Begriff "Rechtsradikale" oder "Rechte" gebraucht, woraus man schließen muß, daß es sich um politisch motivierte Gewalttaten gehandelt habe.

Als der Bürgermeister des Ortes, auf den sich der Zeitungsbericht berief, gefragte wurde, ob es sich bei den von Rechten angezettelten Krawallen am Wochenende tatsächlich um politisch motivierte Gewalttaten gehandelt habe, erwiderte er, davon sei ihm nichts bekannt. Auf den Pressebericht hingewiesen, unterstrich er, daß der Journalist dergleichen nicht von ihm gehört haben konnte, und empfahl, sich an die örtliche Polizei zu wenden.

Das geschah. Der Polizeibeamte bestätigte, daß die Zwischenfälle von betrunkenen Jugendlichen verursacht worden seinen. Einen politischen Hintergrund sah auch er nicht. Woher er wisse, daß es sich um Rechte gehandelt habe, wurde er gefragt. Einer von ihnen habe etwas gerufen. Frage: Bitte, was denn? Na, einen rechtsradikalen Gruß, war die Antwort. "Hat er ‚Heil Hitler' gerufen?" Der Polizeibeamte druckste herum: "Jaja, so was." Und was war mit den ‚einschlägig bedruckten T-Shirts'? Davon hatte der Polizeibeamte nichts gesehen. Als auf den Zeitungsbericht hingewiesen wurde, der doch ganz offensichtlich den Eindruck erwecken wollte, hier sei es um politische Gewalttaten gegangen, antwortete der Polizist, er habe dem Journalisten solche Informationen nicht gegeben.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn man nachfragt, handelt es sich um einige offenbar dem asozialen Milieu angehörige Jugendliche, die betrunken Krawall machen wollten. Daraus wurden in der Berichterstattung "Ausschreitungen von Rechten und Rechtsradikalen". Auf die Frage an den Polizeibeamten, ob er, wenn er einen Einbrecher festnehme, dessen politische Gesinnung erforsche, um dann mitzuteilen, hier habe - um ein Beispiel zu nennen, - ein Linker einen Einbruch begangen, antwortete er kleinlaut: "Nein, natürlich nicht."

Es ist davon auszugehen, daß sich mit der Randale auf den Klausdorfer Festtagen die Anzahl der "rechtsradikalen Gewalttaten" im nächsten Verfassungsschutzbericht wieder um eine vermehrt hat. So wird's gemacht. Jochen Arp


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