24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
09.07.05 / Das Geld der Kirche / Wichtige Informationen über das größte Unternehmen Deutschlands

© Preußische Allgemeine Zeitung / 09. Juli 2005

Das Geld der Kirche
Wichtige Informationen über das größte Unternehmen Deutschlands

Es ist mehr drin, als man denkt", könnte ein Kritiker sagen, sobald die Reichtümer der deutschen Amtskirchen zur Sprache kommen, obwohl das leider nur selten geschehe, wie Friedhelm Schwarz in "Wirtschaftsimperium Kirche - Der mächtigste Konzern Deutschlands" betont, nehme doch der Bürger die Kirche immer weniger zur Kenntnis. Ihr Prestige schrumpfe.

Der jährliche Umsatz beider Kirchen betrage 125 Milliarden Euro und übertreffe die Gesamtbilanz von Telekom, Post und Deutscher Bahn. Das Vermögen der deutschen Kirchen schätzt der Autor auf 500 Milliarden Euro. Etwa 1,3 Millionen Angestellte (Siemens 417.000) arbeiten in rund 50.000 kirchlichen Unternehmen. Dazu gehören Banken, Versicherungen, Handelsfirmen, Medien, Hotels, Nahrungsmittel- und Gastronomiebetriebe, Altenheime, Krankenhäuser, Schulen, Wohlfahrtsverbände. Deren Aufträge sichern 13 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland.

Daneben genießen beide Kirchen, die als öffentlich-rechtliche Körperschaften fungieren, Privilegien des Staats, der nicht nur Kirchensteuern einzieht, sondern, auf Grund teilweise jahrhundertealter Kontrakte, verpflichtet ist, kirchliche Bauten zu erhalten, die theologische Ausbildung finanziert und der Kirche in ARD und ZDF Sendezeiten zur Verfügung stellt. Eng sei die Kirche mit Parteien, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden vernetzt. Wer glaubt, daß die Macht der Kirche mit der Zeit verblasse, dürfte einem Irrtum erliegen. Allerdings falle es schwer, das Vermögen der diffus organisierten Kirche zu beurteilen. Die evangelische und die katholische Kirche zerfallen in Bistümer, Landeskirchen und Gemeinden, die der Selbstverwaltung unterstehen. Oben thronen nur lockere Dachverbände wie die EKD oder temporär einberufene Synoden. Demokratischen Prinzipien genügen kirchliche Funktionäre nicht; sie meiden die Basis.

Verstößt Reichtum gegen die Grundsätze christlicher Ethik? Mühelos stützen Bibelzitate jede nur denkbare Eigentumsidee, totale Armut ebenso wie exorbitanten Luxus. Wurde die Vieldeutigkeit der Bibel konstruiert, um kirchliche Standpunkte und Interessen flexibel durchzusetzen? Die Kirche, meint Schwarz, rechtfertige hohe Einkünfte, indem sie Geld für gute Werke ausgebe.

"Macht und Autorität", erläutert der Autor, verdanke die heutige Kirche der Tatsache, daß sie unverzichtbare Dienstleistungen offeriere. Je mehr der Bedarf an "Spiritualität" sinke, desto mehr rücken soziale Probleme in das Blickfeld der Geistlichen. Offiziell strebe die Kirche zwar nicht nach "Profit"; faktisch wirtschafte sie wie ein ganz normales Unternehmen. "Managementtugenden" benötige eine Kirche, die ständig Mitglieder verliere und weniger Spenden erhalte. Daher verwundere es nicht, wenn die Kirchen Stellen reduzieren und wie andere Arbeitgeber sozialstaatlichen Abbau meistens befürworten. "Als mächtigster Konzern Deutschlands", resümiert Schwarz, "wird die Kirche es nicht vermeiden können, Effizienz und Kostensenkung" zu gewährleisten. Wozu braucht man dann aber eine solche Institution?

Fundamentale Kritik sucht der Leser vergebens. Schwarz bleibt leider am Eingangstor zur Generalanalyse stehen. Sinn und Zweck der Kirche reflektiert er zu wenig. Dennoch enthält dieses Buch wichtige Informationen. Rolf Helfert

Friedhelm Schwarz: "Wirtschaftsimperium Kirche - Der mächtigste Konzern Deutschlands", Campus Verlag, Frankfurt / New York 2005, 230 Seiten, 24,90 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren