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16.07.05 / Glanzlichter / Spanische Malerei in deutschen Sammlungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 16. Juli 2005

Glanzlichter
Spanische Malerei in deutschen Sammlungen

Das kommt mir aber spanisch vor, wird der eine oder andere Hamburger denken, sieht er das Plakat zu einer Ausstellung, die noch bis zum 21. August im Bucerius Kunst Forum nahe dem Hamburger Rathaus zu sehen ist: Greco, Velázquez, Goya - Spanische Malerei in deutschen Sammlungen (täglich 11 bis 19 Uhr; Katalog aus dem Prestel Verlag in der Ausstellung 24,80 Euro, im Buchhandel 49,95 Euro). Spanisch, ja das ist der Ursprung dieser rund 60 Gemälde und mehr als 20 Graphiken; aber fremd oder sonderbar, wie dieser Ausspruch besagen will, sind dem Betrachter viele der ausgestellten, meist christlichen Motive nicht. Geradezu bekannt sind die Bilder von Murillo "Alte Frau und Knabe" oder "Die kleine Obsthändlerin". Namen wie Greco, Velázquez, Goya und Murillo stehen für große Meisterschaft und für glanzvolle Leistungen europäischer Kunst. Bilder vom späten Mittelalter über die Renaissance, den Manierismus und Barock bis zur Zeit um 1800 sind in der Ausstellung zu sehen, die im Anschluß auch nach Dresden geht, wo sie in der Gemäldegalerie Alter Meister vom 27. September bis zum 2. Januar gezeigt werden wird.

Die Idee zu dieser Ausstellung kam ursprünglich aus Dresden, wo man zum 150jährigen Bestehen des von Gottfried Semper errichteten Museumsgebäudes den spanischen Anteil der Sammlung zeigen und einen Bestandskatalog herausgeben wollte. Der Plan wurde erweitert, so daß man nun eine ausgewogene Gesamtdarstellung spanischer Malerei des 15. bis frühen 19. Jahrhunderts zeigen kann. Der Ausstellungskatalog enthält denn auch ein Verzeichnis der gegenwärtig bekannten spanischen Gemälde in deutschen Sammlungen. Ein begeisterter Sammler spanischer Kunst war der aus Ungarn stammende Marczell von Nemes, ein Mann mit einer schillernden Persönlichkeit, der eine zeitlang in Deutschland lebte und einen Teil seiner Sammlung dem Budapester Szépmüveszeti Múzeum schenkte, darunter die drei Gemälde von El Greco, die in Hamburg zu sehen sind: "Büßende Magdalena", "Christus am Ölberg", "Apostel Andreas"; ein weiteres Bild von El Greco "Die Heilung des Blinden" ist im Besitz der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister und kann aus konservatorischen Gründen nur in Dresden gezeigt werden. Von dort geht die Ausstellung schließlich noch nach Budapest.

Von allen ausgestellten Bildern beeindrucken die Werke von El Greco besonders, die zarte Darstellung der Magdalena, eine Verkörperung des ewig Weiblichen, das Antlitz des Andreas mit den traurigen Augen, die Szene am Ölberg, voll mystischen Leuchtens. Nicht zu Unrecht hat man den Maler, der 1541 als Domenikos Theotokopoulos in dem kleinen Dorf Fodele auf Kreta geboren wurde und später als El Greco, der Grieche, zu Ruhm und Ehren gelangte, einen Wegbereiter der Moderne genannt. Spanisch? Griechisch? Deutsch? - Abendländisch. Europäisch. Silke Osman

El Greco: Apostel Andreas (Öl, 1610-1614; im Besitz des Szépmüvészeti Muzéum, Budapest) Foto: Katalog


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