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16.07.05 / Gesucht - gefunden - beseitigt / Was Touristen in Peking von chinesischer Medizin lernen könne

© Preußische Allgemeine Zeitung / 16. Juli 2005

Gesucht - gefunden - beseitigt
Was Touristen in Peking von chinesischer Medizin lernen können

Abseits der Prunkbauten und neuen Wohnviertel liegt in der Anwai Xiao Guan 51 "The new building of Beijing Yejin Hospital", ein schlichtes staatliches Hospital, das seit fünf Jahren von der chinesischen Regierung mit der Betreuung von Touristen beauftragt worden ist. In einem bescheidenen Hörsaal stellt Professor Dr. Zhang sein "China Preserving Health Training Center" vor. Er tut dies in fließendem Deutsch, das er - wie er sagt - an der Pekinger Universität gelernt hat.

Glücklicherweise ist keiner der Besucher ernstlich krank, so daß Dr. Zhang sich damit begnügen kann, die Grundsätze chinesischer Medizin zu erklären. Und das klingt sehr einfach: "Gesucht - gefunden - beseitigt" heißt die einleuchtende Formel. Wie sie in der Praxis aussieht, wird am lebenden Objekt demonstriert: Betrachten - beriechen - befragen - Puls fühlen. Nach dieser Ganzheitsmethode geht es los.

Verschiedene Ärzte und Ärztinnen betreten den Raum und setzen sich vor die einzelnen "Patienten". Sie schauen sich den Gast von oben bis unten genau an, blicken ihm tief in die Augen, prüfen Gesichtsfarbe und Haare und lassen sich die Zunge zeigen.

Ist dies geschehen, beugt sich der Arzt noch näher zum "Patienten" hin. Ist der Magen, der Verdauungskanal nicht in Ordnung, sondert der Körper Schweiß aus. Er läßt sich ohne weiteres riechen. Sodann wird nach dem Alter gefragt.

Wenig Schwierigkeiten scheint auch das Pulsfühlen zu machen. Aber, so erfährt der Gast, es gibt 28 unterschiedliche Rhythmen der Pulsschläge und die wollen erkannt und identifiziert sein, um Kreislaufproblemen auf den Grund zu kommen.

Ist die Untersuchung vorbei, erhält jeder ein vier Seiten umfassendes Papier, das 20 verschiedene Krankheitsbilder und die Arzneien zur jeweiligen Behandlung enthält. Die Rezepturen werden in kürzester Frist gemixt und sollen nach etwa drei Monaten helfen. Da geht es um

Osteoporose ebenso wie um chronische Verstopfungen, zu hohe Blutfettwerte, Atembeschwerden, Tinnitus, Diabetes oder Sexualprobleme. Die Medikamente sind allerdings nicht billig. Mancher der Besuchergruppe läßt bis zu 250 Euro in der Klinik. Für acht Euro gibt es zusätzlich eine 30minütige Fußreflexzonenmassage. 72 solcher Zonen kennt der Experte, und so manchen Patienten hört man bei der Behandlung laut aufschreien. Jeder allerdings ist zufrieden und fühlt sich nachher offenkundig besser.

Wem die chinesische Medizin gut tut, kann sich in Deutschland weiterbehandeln lassen. In München sitzt SMS (Societas Medicinae Sinensis), die Internationale Gesellschaft für Chinesische Medizin e.V. Sie bietet regelmäßig Ärzten Kurse und Ausbildungsmöglichkeiten an, deren Zertifikate von den Landesärztekammern anerkannt sind.

Kompaktkurse in Akupunktur etwa umfassen 200 Stunden. Unter Hinweis darauf, daß sich chinesische Ärzte schon 1.600 Jahre vor unserer Zeitrechnung mit der Behandlung von Augenkrankheiten befaßt haben, gibt es auch Spezialkurse für Augenärzte. - Das erste chinesische augenheilkundliche Lehrbuch stammt aus dem 5. Jahrhundert nach Christus.

Die Arzneitherapie der Chinesen haben deutsche Ärzte besonders intensiv zu lernen. 350 Stunden müssen absolviert sein, bevor man sich nach den Vorgaben der Bundesärztekammer zur Prüfung anmelden kann. Höhepunkt ist die 1.000-Stunden-Prüfung. Bei allem arbeitet SMS (Franz-Joseph-Strasse 38, 80801 München, www.tcm.edu ) eng mit der Universität Witten/Herdecke zusammen.

Junge Chinesen studieren übrigens klassische Schulmedizin und können sich dann für chinesische Medizin zusätzlich qualifizieren. Norbert Matern

Betreut Touristen: Professor Dr. Zhang leitet ein Krankenhaus in Peking. Foto: Matern


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